TV-Kritik «Tatort»Rösti für Frau Odenthal
Im neuen «Tatort» aus Ludwigshafen namens «Lenas Tante» gabs einige Abwechslung – nicht nur kulinarisch.
«Züricher Geschnetzeltes», hat Lena Odenthal zubereitet und «selbst gemachte Rösti». Das erstaunt, denn die dienstälteste «Tatort»-Kommissarin ist in ihren 76 Fällen zuvor nie als grosse Köchin aufgefallen. Aber der Anlass ist ein besonderer: Ihre Tante, bei der sie teilweise aufgewachsen ist, besucht sie erstmals. Und kommentiert das Essen sogleich: «Das ist nicht sehr gut.»
Lenas Tante nimmt eben, wie ihre Ziehtochter, kein Blatt vor den Mund. Deshalb ist es ein Vergnügen, wie sich Ulrike Folkerts als Kriminalhauptkommissarin und Ursula Werner als ihre lange vermisste Verwandte (Wort-)Duelle liefern. Die Tante ist nämlich ebenfalls vom Fach und führt eine Doppelagenda: «Ich war eine berüchtigte Staatsanwältin», stellt sie sich einmal vor. «Berüchtigt für was?», bekommt sie sogleich zu hören.
Plötzlich tauchen noch SS-Leute auf
Stimmt, lange ist nicht klar, wo dieser Fall hinwill. Er beginnt mit einem Horrorfilmelement: Aus einem brennenden Sarg dringt eine Hand, die Leiche lebt. Dann folgt eben das eher komödiantische Geplänkel der beiden Odenthals. Dazu gibts Ermittlungen wegen möglicherweise betrügerischen Vorgängen in einem Altersheim. Und bald folgt noch ein amouröses Techtelmechtel von Lenas Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter), das allerdings äusserst papieren und nicht sehr glaubwürdig wirkt.
Aber dann, im zweiten Teil, gibts eine drastische Richtungsänderung. Plötzlich gehts um SS-Schergen, ein Schlächter aus einem KZ lebt wieder auf. Das sind viele Themen, die Odenthal-Routinier Stefan Dähnert in sein Drehbuch reingepackt hat. Aber der Regie gelingt es irgendwie, das alles zu einer soliden Folge zusammenzuführen. Inszeniert hat «Tatort»-Neuling Tom Lass, der Bruder des ebenfalls als Regisseur bekannten Jakob Lass («Tiger Girl»).
Ja, die Verwandtschaft! Lenas Tante bleibt, durch alle Verästelungen hindurch, eine spannende Figur. Rüdiger Vogler, Star einst bei Wim Wenders und Co., spielt dazu noch einen Alten, der es faustdick hinter den Ohren hat. Und überhaupt sind alle Beziehungen – auch die zwischen den beiden Kommissarinnen – mit feinen Zwischentönen gezeichnet. Das wirkt letztlich, trotz des schweren Themas, sympathisch.
Nur kulinarisch wirds nach dem Geschnetzelten und der Rösti etwas eintöniger. Mehrmals gibt es einfach Pizza. Die meisten trinken Bier dazu. Nur Lenas Tante will etwas anderes: einen Wodka.
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