Neuer Corona-Test kommt im Mai«Ethisch sehr fragwürdig, mit diesem Zeug auf den Markt zu gehen»
Alle hoffen auf eine Impfung, doch ein Antikörper-Bluttest könnte schon vorher ermöglichen, dass ein Teil der Bevölkerung sich wieder frei bewegen kann, so Roche-Chef Schwan. Er übt heftige Kritik an den zurzeit angebotenen Tests.
Roche macht Hoffnung auf ein Ende des Corona-Ausnahmezustandes: «Antikörper-Tests dürften uns enorm helfen, damit die Gesellschaft wieder zurück zu einem normalen Leben kommen kann», sagte Roche-Chef Severin Schwan am Mittwoch auf einer Telefonkonferenz. Der Pharmariese will schon Anfang Mai einen Bluttest auf den Markt bringen und geht davon aus, dass es damit möglich wird, die breite Bevölkerung mit verlässlichen Ergebnissen durchzutesten.
«Denn der Antikörper bleibt im Gegensatz zum Virus wahrscheinlich viele Jahre im Menschen.»
Anders als der bislang durchgeführte Molekulartest, der lediglich das Corona-Virus bei Patienten während einer bestehenden Infektion nachweist, braucht es bei Antikörperdiagnostik kein ständig wiederholtes Testen. «Denn der Antikörper bleibt im Gegensatz zum Virus wahrscheinlich viele Jahre im Menschen», betont Schwan.
«Eine Impfung dürften wir dem wahrscheinlichsten Szenario nach nicht vor Ende nächsten Jahres haben.»
Für eine Exit-Strategie ist das entscheidend, denn so können sich Personen, bei denen das Antikörper im Blut nachgewiesen ist und damit eine anhaltende Immunität gegen das Corona-Virus angenommen werden kann, sich wieder öffentlich frei bewegen. Schon bevor eine Impfung auf den Markt kommt, dürften die Bluttests so entscheidend für den Weg aus der Pandemie sein. «Eine Impfung dürften wir dem wahrscheinlichsten Szenario nach nicht vor Ende nächsten Jahres haben», sagt Schwan.
Bislang gibt es zwar schon eine Vielzahl von Antikörper-Tests auf dem Markt. Allerdings sind sie wenig verlässlich. «Es ist ethisch sehr fragwürdig, mit diesem Zeug auf den Markt zu gehen», sagte Schwan. Er kündigt an, dass seine Diagnostik dagegen erstmals valable Daten liefern wird. «Der Test wird sehr gute Resultate haben, das wissen wir schon jetzt, die genauen Zahlen hierzu geben wir aber erst beim Start Anfang Mai bekannt.» Noch liefen Studien mit Patienten, die die Daten noch verlässlicher machen sollen.
«Da kann man eher noch eine Münze werfen»
Ein Ansturm auf den Test sei zu erwarten, Bestellungen von Regierungen nimmt Roche jedoch im Voraus noch nicht entgegen, macht Schwan klar. Die Produktion können jedoch schnell auf mehrere Millionen hochgefahren werden. Ausser Roche sind weitere Pharmakonzerne wie Abbott ebenso daran, Antikörpertests zu entwickeln.
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat gerade mit der Verlässlichkeits-Prüfung der Tests begonnen. Gerade die ersten aus China kommenden Antikörpertests sind kaum als seriös einzustufen. «Da kann man eher noch eine Münze werfen», sagt Schwan.
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