Renommierter Preis für «Magazin»-AutorEin englischer Journalist schreibt Schweizer Geschichte
Seine historische Recherche in «Das Magazin» über drei Landärzte, die vor hundert Jahren die Schweiz vom Kropf erlösten, sorgte für Aufsehen. Nun gewinnt Jonah Goodman den Prix Média der Akademien der Wissenschaften Schweiz.
Der englische Journalist Jonah Goodman wurde heute in Bern mit dem Prix Média der Akademien der Wissenschaften Schweiz ausgezeichnet. Goodman erhält den Preis für den Beitrag «Wie drei heldenhafte Ärzte die Schweiz vom Kropf erlösten», erschienen in «Das Magazin» (Nr. 37/22).
Der mit 10'000 Franken dotierte Prix Média ist die wichtigste Auszeichnung für Wissenschaftsjournalismus in der Schweiz. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der «aufwendigen Recherchearbeit in historischen Archiven und der wissenschaftlichen Akribie» des Beitrags.
Aber wieso ist ausgerechnet ein Engländer auf dieses ausserhalb von Fachkreisen unbekannte Stück Schweizer Geschichte gestossen?
Goodman, der in Paris lebt, ist mit einer Schweizerin verheiratet, was ihn interessierter am hiesigen Geschehen sein lässt als den Durchschnittsbriten. Auf einem Schweizbesuch vor mehreren Jahren fand er nachts keinen Schlaf und surfte auf dem Handy herum. Er landete bei einem Artikel über das Leben in entlegenen Schweizer Bergdörfern – und blieb bei einer Passage über «alpinen Jodmangel» hängen.
Was ihm anfänglich als «beinahe grotesk trockener Stoff» vorkam, entpuppte sich als ein hoch spannendes und für unser Land durchaus tragisches Kapitel Medizingeschichte. So litt 1921 fast jeder dritte Wehrpflichtige an einem Kropf, während das Schulamt der Stadt Bern im selben Jahr bei unglaublichen 94 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine abnormale Schwellung des Halses registrierte.
Das Thema liess Goodman nicht mehr los, er recherchierte weiter und weiter und irgendwann erkannte er: Letztlich war es drei couragierten Ärzten zu verdanken, dass die Schweiz vor hundert Jahren endlich von diesem «Nationalübel» befreit wurde. Die Lösung war denkbar simpel – der Widerstand uneinsichtiger Gesundheitspolitiker und konservativer Mediziner jedoch heftig: Das Speisesalz sollte fortan mit Jod angereichert werden (einen medizinhistorischen Aufsatz dazu lesen Sie hier).
Derzeit arbeitet Goodman mit dem Filmproduzenten Karl Spoerri an der Entwicklung einer Mini-Serie zu diesem, nun ja, filmreifen Stoff. Auch ein Buch soll erscheinen.
Vorerst aber freut er sich über die Verleihung des Prix Média für seine «Magazin»-Recherche. «Ich habe diesen Artikel über ein Stück Schweizer Medizingeschichte geschrieben, obwohl ich weder Historiker noch Mediziner bin. Ich bin nicht mal Schweizer. Dass ich nun diese Auszeichnung erhalte – verliehen von einem Schweizer Expertengremium –, bedeutet mir ausserordentlich viel. Es gibt keinen anderen Preis, den ich lieber gewonnen hätte.»
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