Seeüberquerungen im ZürichseeRekorde, Schreckmomente und ein Hund als Teilnehmer
Im August werden wieder Hunderte Schwimmbegeisterte an den sechs Seeüberquerungen mitmachen. Die Anlässe bieten jedes Jahr bleibende Erinnerungen. Eine Auswahl.
Der August steht vor der Tür und damit die Zeit der Seeüberquerungen: Gleich sechsmal wird der Zürichsee in den kommenden Wochen von Hunderten Seemeitli und -buben durchschwommen.
Ob von der Gold- an die Pfnüselküste oder in umgekehrter Richtung: Die Schwimm-Events gehören zu den beliebtesten Sportanlässen in der Region. Dazu trägt sicherlich auch die Tatsache bei, dass keine Rangliste erstellt wird. Alle, die es über den See geschafft haben, können gleichermassen darauf stolz sein. Ganz nebenbei bieten die Überquerungen immer wieder Stoff für besondere Geschichten, wie unsere neun Beispiele zeigen.
Sekschüler mit Rekorddistanz
Die Seetraversierung von Männedorf nach Wädenswil ist mit 2,65 Kilometern die längste der aktuellen Schwimmveranstaltungen auf dem Zürichsee. 1956 wurde sie zum ersten Mal durchgeführt. Damit ist sie auch die älteste noch existierende Veranstaltung. Die allererste Seeüberquerung fand indes 1945 statt – und zwar von Stäfa zur Bächau. Initiiert wurde sie von einem Stäfner Lehrer. Alle zwei Jahre liess er seine Sekschüler den See durchschwimmen – als erweiterten Turnunterricht. Mit ihren 3,2 Kilometern ist diese Traversierung bis heute die längste je da gewesene. 1967 fand sie das letzte Mal statt.
Ein tierischer Teilnehmer
2015 staunten die Organisatoren der Seeüberquerung Küsnacht–Kilchberg nicht schlecht, als eine Teilnehmerin ihren Hund zum Start mitbrachte. Weil es sich beim Vierbeiner um einen speziell ausgebildeten Rettungshund handelte, der sich das Schwimmen gewohnt war, durfte er schliesslich mit seiner Besitzerin zu Traversierung antreten. Der Hund habe die Strecke von 1,8 Kilometern locker geschafft und man habe ihm im Ziel im Seebad Kilchberg keine Anstrengung angesehen, berichteten die Verantwortlichen vom Tauchclub Glaukos, der die Seeüberquerung seit vielen Jahren organisiert, damals gegenüber dieser Zeitung.
Verkehr in beide Richtungen
Die erste offizielle Stadtzürcher Seeüberquerung fand 1985 statt und war vor allem für die städtischen Schulkinder gedacht. Das Besondere: Sie schwammen in beide Richtungen. Jene, die rechts von der Limmat zur Schule gingen, starteten am Mythenquai, jene links von ihr beim Tiefenbrunnen. Weil die Schwimmer aber unterschiedlich schnell unterwegs waren und mit Weidlingen begleitet wurden, wurde die Streckenführung vor rund zwanzig Jahren in der heutigen Richtung vereinheitlicht.
Die verschwundenen Schwimmer
Keine Seeüberquerung ohne ausgefeiltes Sicherheitskonzept. Mithilfe von Begleitbooten, Rettungsschwimmern und vielen Freiwilligen sorgen die lokalen Veranstalter dafür, dass alle Teilnehmenden gesund im Ziel ankommen. Dennoch kam es etwa in Rapperswil, dem Ziel des beliebten Lützelauschwimmens, vor einigen Jahren zu einer hektischen Suchaktion. So stieg eine Person auf der Insel Lützelau ins Wasser, kam aber nie bei der Ausgangskontrolle der 1,5 Kilometer entfernten Stadtbadi an.
Aufklärung konnte schliesslich ein Telefonat mit Angehörigen bringen. Demnach hatte die Person die Strecke leicht abgekürzt und war bereits beim Kapuzinerzipfel aus dem Wasser gestiegen. Einen ähnlichen Fall gab es auch schon in Kilchberg. Dort konnte der «vermisste» Schwimmer selber Entwarnung geben. Er hatte schlicht vergessen, seine Badekappe am Ziel abzugeben.
Wie das OK des Lützelauschwimmens auf Anfrage erklärt, passiere es überdies öfters, dass Schwimmer nach der Überquerung direkt eines der Flosse in der Seebadi ansteuerten, um sich dort zu entspannen. Diese «vermissten» Personen finde man zum Glück aber sehr schnell.
Im rekordwarmen Wasser
Obschon der Juli im Jahr 2012 wettermässig eher durchzogen war, wurden im darauffolgenden August gleich an mehreren Seeüberquerungen Rekordwassertemperaturen verzeichnet. Bei äusserst warmen 25,9 Grad durchschwommen die Hobbysportler das Zürcher Seebecken damals.
Von einem Fisch gebissen?
Jedes Jahr im Sommer kursieren Gerüchte, wonach Schwimmer von Fischen gebissen worden seien. Bei den Organisatoren der Seeüberquerungen ist aber kein solcher Fall bekannt, wie eine Umfrage ergibt. Die meisten Verletzungen gäbe es von Muscheln, teilen sie mit. Für die kleineren Schnittwunden würden Pflästerli meist ausreichen.
Schwimmen im Jogging-Stil
Studien belegen: Fast die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer joggt. Wieso also nicht auch im Wasser und quer durch den Zürichsee? Das dachten sich wohl die Veranstalter der Stadtzürcher Seeüberquerung. 2011 wurde darum die Kategorie «Aquajogging» eingeführt. Bereits nach vier Durchgängen wurde das Angebot wegen zu geringer Nachfrage aber wieder abgeschafft. Es hatten maximal 24 Personen teilgenommen.
Schreckmoment mit Happy End
2015 startete die Seeüberquerung Thalwil–Küsnacht mit einem kurzen Schreckmoment: Als alle Schwimmer am Badeplatz Ludretikon schon im Wasser waren, sollte deren Gepäck in ein Transportboot gebracht werden. Ein kleines Mädchen wollte helfen und fiel dabei prompt ins Wasser. Zum Glück befanden sich zwei Seeretter gleich neben ihr, reagierten sofort und holten das Mädchen wieder heraus. Auch ihr älterer Bruder wurde nass: Als er sah, dass seine kleine Schwester in den See fiel, zögerte er keine Sekunde und sprang ihr hinterher.
Kein Handicap ist zu gross
Während viele Menschen nicht im Traum daran denken, mehrere Hunderte Meter im offenen See zu schwimmen, kommt es an den Seeüberquerungen immer wieder zu schier unmenschlichen Leistungen. In den 90er-Jahren schwamm ein beinamputierter Mann mehrmals erfolgreich bei der Traversierung von Küsnacht nach Kilchberg mit. Die Stadtzürcher Veranstalter berichten derweil von einer blinden Schwimmerin, die den See in Begleitung überquert hatte. Beim Lützelauschwimmen wiederum gehört ein Rollstuhlfahrer zu den treusten Teilnehmenden.
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