ZoomReizvolle Streifen
Ein Buch erinnert an Werner Kunz, den Schweizer Pionier des Nacktfilms, der in den 50ern die Grenzen des zensorisch Möglichen ausreizte.
Nacktheit auf der Leinwand? Was heute omnipräsent scheint, galt in der Schweiz der 1950er-Jahre als unsittlich. Lange Zeit war das Vorführen von blanken Leibern ausschliesslich in geschlossenen Filmvorstellungen möglich, andernfalls wurden die Zensurbehörden aktiv.
Einer, der die Grenzen des damals Erlaubten ausreizte, war der 1926 in Thun geborene Werner Kunz. Der ehemalige Reiseleiter brachte von seinen reizvollen Destinationen reizvolle Filme mit – «Sylt, Perle der Nordsee» etwa, oder «So badet die Welt».
Im Zentrum von Kunz’ Werk standen Naturisten – also Menschen, die ihre Freizeit gerne ohne Kleidung verbringen. Kunz zeigte sie bei Sport und Spiel in der Natur, bevorzugt am Strand. Mehr als für die freizügigen Herren interessierte sich Kunz dabei allerdings für die hüllenlosen Damen.
Indem der Regisseur seine Nudistenfilme als Dokumentationen eines alternativen Lebensstils etikettierte und mit Begleitvorträgen rahmte, bewegte er sich gerade noch im Rahmen des zensorisch Möglichen. Und er hatte Erfolg damit. «Wir fahren zum Naturisten-Paradies» (1957) beispielsweise wurde an verschiedenen Orten, etwa im Zürcher Kongresshaus oder im Berner Kursaal, vor grossem Publikum gezeigt. Auch im Ausland stiessen die Filme auf Anklang (einer von ihnen wurde über drei Monate lang in einem New Yorker Kino gespielt).
Der Zürcher Filmwissenschaftler Matthias Uhlmann erinnert in seinem Buch «Sonne, Meer und nackte Menschen» an diesen Schweizer Pionier des Nacktfilms – mit Bildern aus den Filmen oder von den Dreharbeiten sowie einem Interview mit Werner Kunz selber.
Was in den 1950er-Jahren die Schweiz elektrisierte, hatte ein Jahrzehnt später allerdings nur noch mässigen Erfolg. Die Nudistenfilme wurden abgelöst von Aufklärungs- und eigentlichen Erotikfilmen.
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