Rechte Kreise nutzen GCs Talfahrt aus
Der Rekordmeister verabschiedet sich mit einer Schande von der Super League. Es ist der bisherige Tiefpunkt einer gefährlichen Entwicklung.
Er macht sich gar nicht erst die Mühe, sich zu vermummen. Mit langem Bart und tätowierter Glatze steht der mutmassliche Anführer der Chaoten hinter der Werbebande und orchestriert den Protest der GC-Kurve. Er ist es, der mit GC-Goalie Heinz Lindner und Präsident Stephan Rietiker spricht. Die sogenannten Fans lassen sich von den Spielern die Trikots aushändigen. Man hat sich dem Mob ergeben.
Der Mann mit Glatze und Bart stand bereits Anfang der 2000er-Jahre als Mitglied der Hooligan-Gruppierung «Hardturm Front» hinter dem Tor und feuerte die Hoppers an. So berichten es verschiedene Schweizer Medien. Allerdings eckte der Thurgauer mit seinem Nazi-Gedankengut, das er auch in Form von Tattoos auf der Haut trägt, bei vielen Kurven-Mitgliedern an.
2014 sagte er in einem Interview mit «20 Minuten», angesprochen auf seine Gesinnung: «Das ist kalter Kaffee. Meine Zeit in der rechten Szene ist Jahrzehnte her, und ich distanziere mich schon lange von solchen Leuten.» Seine Aktivitäten lassen etwas anderes vermuten. Mehrere Jahre war er nicht mehr in der Kurve präsent. Beim Cup-Out im September in Nyon war der stämmige Glatzkopf mit Bart bereits dabei. Auch damals mussten die Spieler ihre Trikots bei der Kurve abliefern. Und nun in der schwärzesten Stunde des Schweizer Rekordmeisters ist er zurück an vorderster Front.
Machtvakuum ausgenutzt
Bereits im März dieses Jahres sorgte ein Banner in der GC-Kurve für Schlagzeilen. «Ruhe in Frieden lieber Thomas» stand auf einem Transparent in der Fankurve beim Spiel gegen YB. Gemeint war der kurz zuvor verstorbene Thomas Haller. Haller war ein einschlägig bekannter rechtsextremer Aktivist, der Ende der 90er-Jahre das Netzwerk HooNaRa gründete – der Name ist eine Abkürzung für Hooligans-Nazis-Rassisten. Im März war es die Fan-Gruppierung Blue White Bulldogs 98, die des verstorbenen Neonazis gedachte.
Rechtsextreme Tendenzen in der GC-Kurve sind seit Monaten auszumachen. Mit der sportlichen Talfahrt, der chaotischen Führung und den neuen, rechten Kräften wendeten sich Fans, vor allem linke, von der Kurve ab, sagt ein Kurvenbesucher. So entstand ein Machtvakuum. Die rechten Gruppierungen erkannten dies und rekrutierten Nachwuchs – auch aus Kampfsportkreisen. Mittlerweile seien sie bereits die grösste und stärkste Gruppe innerhalb der Kurve. Durch den Zuschauerschwund der vergangenen Monate werde ihre Anwesenheit auch toleriert, so ein Insider weiter.
Die Kurve ist gespalten
Dass bei weitem nicht alle Kurvengänger hinter dem rechten Mob stehen, zeigt sich im GC-Fanforum: «An alle Faschos und Neonazi-Freunde unserer Kurve: verpisst euch» und «Dümmer gehts wirklich nicht» sind nur zwei Beispiele. Die Kurve sei gespalten, rechte Tendenzen würden von vielen sehr kritisch gesehen, sagte ein Szenekenner zu «20 Minuten». Viele machen sich auch Sorgen um den Ruf der Kurve. Diese hatte nach dem Transparent und dem provozierten Spielabbruch in Sitten bereits gelitten. Auch der Fan fordert wie Rietiker Massnahmen: «Jetzt haben sie ja endlich Gesichter. Die Verantwortung liegt beim Staat.»
Welche Folgen für den Club der neuerliche Spielabbruch in Luzern hat, wird die Liga noch entscheiden. Fakt ist: Nach dem Abbruch von Sitten sind die Grasshoppers auf Bewährung. Geisterspiele und Punktabzüge könnten nun folgen. Am Montagmittag liess die Staatsanwaltschaft Luzern verlauten, dass nun gegen den GC-Mob ermittelt werde. Es bestehe der Verdacht auf Nötigung. Zudem werde untersucht, ob sich die GC-Anhänger auch anderweitig strafrechtlich relevant verhalten hätten.
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