Kontroverse um Mode-LabelRassismus-Skandal bei Teenie-Marke Brandy Melville
Ein Bericht von «Business Insider» wirft der vor allem bei jungen Frauen beliebten Marke eine toxische Unternehmenskultur vor. So soll der CEO Angestellte aufgrund ihres Aussehens entlassen haben.

Wer schon einmal in einem Ladengeschäft des angesagten Modelabels Brandy Melville gewesen ist, weiss, wofür das Unternehmen steht: Man gibt sich jung, cool und weiblich. In den Läden arbeiten sogenannte Brandy-Girls, die aussehen, als würden sie eigentlich auf den Catwalk oder ein Surfbrett im sonnigen Kalifornien gehören. Entsprechend begehrt sind die Klamotten, für welche Teenies bis um die Häuserecke Schlange stehen.
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Weltweit gibt es 97 Brandy Melville Stores, einen davon an der Zürcher Schifflände. Die 1970 in Rom gegründete Marke erlangte erst 2009 grosse Bekanntheit, als in Los Angeles das erste US-Ladengeschäft eröffnete. Es folgte ein steiler Aufstieg. Bereits fünf Jahre später erzielte das Label Schätzungen nach mehr als 125 Millionen US-Dollar Umsatz. Auf Instagram folgen derzeit rund 3,4 Millionen Menschen der trendigen Marke mit dem Malibu-Flair.
Das gewünschte «Brandy-Girl» ist dünn und weiss
Ein umfassender Bericht von «Business Insider» droht nun dem Image von Brandy Melville zu schaden. Die Nachrichtenseite wirft dem Teenie-Brand und insbesondere dessen CEO Stephan Marsan grassierenden Rassismus, Antisemitismus und sexuelles Fehlverhalten vor. Dabei bezieht sich der Bericht auf Aussagen von Dutzenden derzeitigen und ehemaligen Angestellten des Unternehmens, wie etwa Luca Rotondo, dem einstigen Vizepräsidenten der Marke.
Laut ihm hat Marsan nur «junge, dünne, schöne und weisse» Frauen einstellen wollen. Er habe Ladenmanager gezwungen, Hunderte Personen zu entlassen, weil sie seiner Ansicht nach nicht zur Marke passten. «Wenn (eine Frau) schwarz oder dick war, wollte er sie nicht im Laden haben», so Rotondo, der fast ein Jahrzehnt lang bei Brandy Melville arbeitete. Er verklagt das Unternehmen nun, weil er angeblich gefeuert wurde, nachdem er sich geweigert hatte, diskriminierende Kündigungen vorzunehmen.
Franco Sorgi, der in Kanada einst elf Läden des Labels leitete, bekräftigt diese Anschuldigungen. Marsan habe ihm klargemacht, dass er nicht wolle, dass Schwarze seine Kleider trügen. Übergewichtige oder schwarze Kunden würden den Ruf der Marke ruinieren, habe der CEO gegenüber Sorgi gesagt.
Stattdessen habe Marsan die beliebtesten Highschool-Mädchen als Kunden gewinnen wollen, die seinem Idealbild nach alle dünn und weiss waren. Laut Sorgi, der das Unternehmen ebenfalls verklagt, musste er eine Filiale schliessen, weil die Kundschaft laut einer Führungskraft zu «Ghetto» war.
Antisemitische Memes in Gruppenchats verschickt
Die Klagen gegen Brandy Melville enthüllen eine ganze Reihe von weiteren Missständen im Unternehmen. So legte Rotondo Beweise wie etwa Screenshots des Gruppenchats der Führungskräfte namens «Brandy Melville Gags» vor. Darin verschickte Marsan unter anderem ein Bild von Hitler, auf dessen Gesicht er sein eigenes photogeshoppt hatte. Insgesamt soll er im Chat 24-mal Hitler-Witze gemacht haben. Nebst rassistischen und antisemitischen Memes und Nachrichten wurde auch Pornografie verschickt.
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Zudem heisst es im Bericht, dass Verkaufsangestellte Managern und Marsan im Rahmen eines «Style-Checks» jeden Tag ein Foto ihres Outfits schicken mussten. So soll der CEO täglich bis zu 2000 Bilder von überwiegend minderjährigen Angestellten erhalten haben. Mehrere Frauen berichten zudem über Vorfälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
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Es ist nicht das erste Mal, dass das Label für Schlagzeilen sorgt. Es geriet unter anderem für seine mangelnde Inklusion in die Kritik. Schliesslich lautet das Konzept der Marke «One size fits all», womit es nur eine Einheitsgrösse gibt, die etwa einem XS entspricht.
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Der Fall erinnert stark an das einst populäre Modelabel Abercrombie & Fitch, das lange Zeit keine Übergrössen anbot. 2004 musste sich das Unternehmen einer Sammelklage wegen Diskriminierung stellen. CEO Michael Jeffries sorgte mit Aussagen, dass die Marke nicht für «dicke und alte», sondern «nur für coole, gut aussehende Personen gedacht war», mehrfach für Aufruhr. Dem Label gelang es jedoch, nach dem Rücktritt von Jeffries und einem inklusiveren Rebranding wieder Fuss zu fassen. Brandy Melville hat sich zu den erhobenen Vorwürfen noch nicht geäussert.
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