Rar und teuerDie 800-Volt-Gesellschaft
Mit hoher Ladegeschwindigkeit werden Elektroautos erst wirklich langstreckentauglich. Entscheidend dafür ist auch die Bordspannung. 800 Volt sind dafür derzeit der Goldstandard – doch das kostet.

800 Volt können den Alltag von Elektroautofahrern ungemein erleichtern, denn diese Systemspannung macht Stromer besonders langstreckentauglich. Doch so sehr die 800-Volt-Stromer auch Begehrlichkeiten wecken, auf dem E-Automarkt sind sie bislang eher eine Ausnahmeerscheinung. Gerade einmal fünf Plattformen mit diesem Technik-Leckerli gibt es aktuell auf dem Schweizer Markt, auf denen mehrere, meist hochpreisige Modelle aufbauen. Zu den hier aufgeführten E-Autos mit 800 Volt müssten auch elektrische Hypercars wie der kroatische Rimac Nevera hinzugezählt werden, die in ihrer äusserst geringen Stückzahl allerdings keine Marktrelevanz haben. Ausserdem soll im kommenden Jahr der Smart #5 mit 800-Volt-Technik kommen.
Hyundai/Kia/Genesis
Das derzeit grösste Angebot an 800-Volt-Modellen kommt von der Hyundai Motor Group. Alle Modelle basieren auf der 2021 eingeführten «Electric Global Modular Platform» (E-GMP). Dieser modulare Unterbau mit Batteriepaket im Fahrzeugboden bietet ein- oder zweimotorige Antriebssysteme in einem Leistungsspektrum von 125 kW/170 PS bis 430 kW/585 PS. Für die derzeit sieben Baureihen sind Batteriekapazitäten zwischen 58 und 85 kWh verfügbar. Hyundai bietet die beiden Modelle Ioniq 5 und 6 an. Hinzu kommen die zwei Kia-Baureihen EV6 und EV9. Bei der Nobelmarke Genesis sind der GV60 sowie die elektrischen Varianten des GV70 und des G80 am Start.

VW-Konzern – J1-Plattform
Ebenfalls recht variantenreich und zudem auf mittlerweile zwei Plattformen verteilt ist das 800-Volt-Angebot des VW-Konzerns, das sich allerdings auf die Premiummarken Porsche und Audi beschränkt. Porsche startete auf der sogenannten J1-Plattform mit dem 2019 eingeführten Taycan. Die Plattform erlaubt vier Motoren, ein Leistungsspektrum von 300 kW/408 PS bis 760 kW/1034 PS sowie Akkuformate von aktuell 89 bis 105 kWh und damit Reichweiten von bis zu 678 Kilometern. Seit dem Facelift 2024 sind bis zu 320 kW Ladeleistung drin. Im Idealfall reicht deshalb eine 20-minütige Ladepause, um mit dem Taycan bis zu 1000 Kilometer weit zu fahren. Alternativ zum Taycan gibt es von Audi den e-Tron GT, der in der Basisversion bis 609 Kilometer weit kommt. Den preislichen Einstieg in die leider teure J1-Welt erlaubt Porsche mit dem Basis-Taycan ab 113’900 Franken, der Audi e-Tron GT startet bei 129’900 Franken.

VW-Konzern – PPE-Plattform
Auf J1-Basis sind 800 Volt also ziemlich teuer, weshalb der VW-Konzern die PPE-Plattform entwickelt, die ebenfalls Porsche und Audi vorbehalten ist. Darauf bauen die neuen E-Modelle Porsche Macan, Audi Q6 e-Tron und A6 e-Tron sowie der kommende Porsche Cayenne auf. Aktuell stehen verschiedene Heck- und Allradantriebe mit einem Leistungsspektrum von 185 kW/252 PS bis zu 470 kW/639 PS zur Wahl. Als Batterieformate sind 83 oder 100 kWh wählbar. Reichweitenstärkstes Modell wird der A6 e-Tron mit bis zu 756 Kilometern sein. Die Ladeleistung beträgt maximal 270 kW. 100 Kilometer lassen sich hier im Idealfall so in 4 Minuten nachladen. Günstigster Einstieg in die PPE-Welt ist der A6 e-Tron, der als Basisversion ab 74’250 Franken angeboten wird.

Lucid Motors
Man könnte meinen, die 800-Volt-Plattformen seien nicht mehr zu toppen. Doch mit Lucid Motors ist ein Hersteller aus den USA mit einer beeindruckenden 900-Volt-Architektur angetreten. Einziges in der Schweiz angebotenes Modell ist bislang die Limousine Air. Los geht es hier mit der einmotorigen, 321 kW/436 PS starken Basis, die bereits in unter 5 Sekunden auf Tempo 100 sprintet. Sapphire heisst die Topversion mit drei Motoren und 920 kW/1251 PS, die den Standardsprint in weniger als zwei Sekunden abhakt. Die grösste Reichweite hat der Grand Touring mit 882 Kilometern. Eine weitere Stärke ist die extrem schnelle Aufladung: 400 Kilometer sind in 16 Minuten getankt. Die Preise für den Air beginnen bei 91’000 Franken.

Lotus
Lotus gehört seit geraumer Zeit zum chinesischen Geely-Konzern. Unter dieser Marke werden auch besonders leistungsstarke Elektroautos wie der Eletre angeboten, der auf einer 800-Volt-Plattform basiert. Der Eletre ist ein für die britische Leichtbaumarke ungewöhnlich grosses und schweres Auto: Der 2,6-Tonner ist 5,10 Meter lang. Wahlweise 450 kW/612 PS oder 675 kW/918 PS treiben die Masse an. Wer sich mit dem Gasfuss zurückhält, soll dank der 112 kWh grossen Batterie bis zu 600 Kilometer weit kommen. Die maximale Ladeleistung soll 350 kW betragen, was ein Aufladen von 10 auf 80 Prozent in 20 Minuten ermöglichen soll. 100 Kilometer sind also in 5 Minuten «getankt». Der Startpreis liegt bei 95’882 Franken.

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