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Neue Fahrzeuggeneration
Künftige Elektro-Vans im Kältetest

Neue Mercedes-Benz Grossraumlimousine in blauer Tarnfolie bei Wintertests am Polarkreis auf schneebedeckter Strasse.
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Normalerweise herrschen Anfang März in Arjeplog knapp südlich des Polarkreises noch ziemlich frostige Temperaturen. Bis zu minus 30 Grad sind keine Seltenheit. Das ist ideal, um sämtliche möglicherweise kälteempfindlichen Komponenten neuer Fahrzeuge, das Fahrwerk und die dazugehörigen Regelsysteme auf ihre Wintertauglichkeit zu testen.

Zur ersten Testfahrt mit einem künftigen Elektro-Van von Mercedes-Benz servierte das schwedische Vorfrühlingswetter zwar nur Temperaturen um und knapp unter dem Gefrierpunkt. Aber es gab ja ersatzweise auch eine extrem frostige Kältekammer. Und noch ausreichend Eis und Schnee, um den aussen wie innen kräftig getarnten Neulingen auf den Zahn zu fühlen.

Stromer geniessen Priorität

Mercedes-Vans hat zum Neustart seines Produktprogramms den Fokus zunächst auf die E-Mobilität gelegt. Die ersten Vertreter der künftigen Van- und Transporterfamilie basieren auf der Van Electric Architecture (VAN.EA) genannten Plattform, später soll noch die Van Combustion Architecture (VAN.CA) für Verbrennungsmotoren nachrücken. Letztlich wird das Angebot vom noblen Familienbüssli über exklusive VIP-Shuttles bis hin zu Luxus-Vans mit überdurchschnittlich grossem Raumangebot, die gerade in Asien sehr angesagt sind, reichen. Die Stromer werden mit Front- oder Allradantrieb angeboten, optional auch mit Allradlenkung. Um einen möglichst flachen, ebenen Ladeboden zu erreichen, wird eine platzsparende Hinterachse mit waagrechten Federbeinen eingebaut, bei deren Realisierung die Sportabteilung von AMG zur Seite stand.

Neues Mercedes-Benz Grossraumlimousine in Wintertarnung beim Testen am Polarkreis, nahe verschneiten Hütten.

Überhaupt endet mit der Plattform VAN-EA die konzerninterne Trennung zwischen PW, Van und Sportwagen. Allen Experten stehen dank der fortschreitenden Digitalisierung alle Daten praktisch zeitgleich über das Mission Control Center zur Verfügung. Schliesslich sind alle Neuentwicklungen mit dem Mercedes-Benz Operating System (MB.OS) ausgestattet. Deshalb ist etwa die Entdeckung eines Software-Bugs und dessen Behebung «over the air» für alle Entwickler relevant.

Bequem und langstreckentauglich

Zurück aufs schwedische Eis. Der Testwagen mit Frontantrieb und Allradlenkung ist im Innenraum noch weitestgehend kahl. Was nicht gebraucht wird, wurde auch nicht eingebaut, Armaturenbrett und Türen sind zur Tarnung vor allzu neugierigen Blicken mit Matten verkleidet. Bei den notwendigen Bedienschritten lässt sich aber unschwer die enge Verwandtschaft des Van-Interieurs mit den PW erkennen – bis hin zur künftig rund geformten Bedieneinheit für die Sitzverstellung und bis hin zur Display-Phalanx. Deutlich wird schon in dieser Entwicklungsstufe: Man sitzt bequem und langstreckentauglich, der Überblick über das Geschehen auf der Strasse ist gut.

Zur Leistung des Frontmotors äussern sich Van-Entwicklungschef Andreas Zygan und Chefingenieur Benjamin Kaehler zwar noch nicht. Aber mit um die 200 kW/272 PS wie in den ebenfalls neu startenden Stromern CLA und GLC dürfte zu rechnen sein. Jedenfalls zieht der handgemachte Prototyp bei der ersten Ausfahrt auf festgefrorenem und vereistem Schnee zügig los und erreicht fix Tempo 100. Jetzt der Bremsanlagen-Härtetest: linke Spur trockener Asphalt, rechte Spur Eis – und voll in die Eisen. Die Fuhre bleibt trotz des extremen Reibwert-Unterschieds stabil, allenfalls minimale Lenkkorrekturen sind nötig.

Neue Mercedes-Benz Grossraumlimousine in gelber Tarnung bei Wintertests am Polarkreis, bei einer Ladestation im Schnee.

Trotz deaktiviertem ESP lässt sich der Van sicher und flott durch Kurven steuern, denn die elektronischen Helfer lockern nur ein wenig die Leine, verhindern aber im Hintergrund allzu forsche Heckausschläge. Ab 60 km/h wird das ESP sowieso automatisch wieder zu 100 Prozent dazugeschaltet – passend zu Charakter und Einsatzzweck des Vans. Auffallend ist, wie deutlich die Allradlenkung den Wendekreis verkleinert und damit das Einparken oder die Fahrt durch enge Kurven erleichtert.

Auch beim Fahrkomfort haben die Techniker an ihre angepeilte Klientel gedacht, lange wie kurze Wellen auf dem Eis werden weggefiltert, sportliche Härte stand definitiv nicht im Lastenheft, wieso denn auch. Ausgeprägte Kletterkünste auf schwierigem Untergrund hingegen schon: Den Start bei 15 Prozent Steigung mit blankem Eis links und trockenem Asphalt rechts packt der Stromer dank der offenbar schon sehr seriennah abgestimmten elektronischen Helfer langsam, aber unaufhaltsam.

Reichweite: Mehr als 500 Kilometer

Erkenntnis nach der Testfahrt: Bei einem Hauptziel der Kälteerprobung, nämlich der Analyse des Verhaltens bei glatten Strassenverhältnissen, sind die Van-Ingenieure schon auf der Zielgeraden. Der getarnte Prototyp vermittelte Souveränität auch unter widrigen Verhältnissen. Und auch die bisher veröffentlichten Daten sprechen für sich. Der E-Antrieb wird von einem 800-Volt-Bordnetz mit Strom versorgt, das verspricht kurze Ladezeiten. Bei der Reichweite laut WLTP-Norm werden «mehr als 500 Kilometer» angepeilt, serienmässig soll auch ein AC-Lader mit 22 kW an Bord sein.

Und wie geht es weiter mit den Vans mit Stern? Im Frühjahr wird auf der Automesse in Shanghai die erste seriennahe Studie enthüllt, das Showcar Vision V. Nächstes Jahr startet dann der Kampf um die Käufergunst – nicht nur gegen den ID Buzz von VW, sondern auch gegen eine wahre Armada chinesischer Luxus-Vans.