Sanktionen gegen RusslandPutins geheimnisvolle Töchter
KI-Forschung für die Armee, Mitfinanzierung von Sputnik V: Putins Töchter mischen in hohen Staatsangelegenheiten ordentlich mit. Nun stehen sie erstmals auf Sanktionslisten.
Wladimir Putin hat immer ein Geheimnis um sein Privatleben gemacht. Als gesichert gilt, dass er aus der 2013 geschiedenen Ehe mit Ludmilla Putina zwei Töchter hat: Maria Woronzowa, 36, und Katerina Tichonowa, 35.
Über die jüngere Putin-Tochter Katerina, die den Nachnamen ihrer Grossmutter mütterlicherseits trägt, ist bekannt, dass sie die ambitionierte Technologiestiftung Innopraktika im Umfeld der berühmten Moskauer Lomonossow-Universität leitet. Dazu gehört nach Angaben der Zeitung «Moscow Times» auch ein Zentrum für künstliche Intelligenz, das Präsident Putin vor ein paar Jahren als eines der wichtigsten nationalen Projekte der KI-Forschung bezeichnet hatte. Zu den bedeutendsten Kunden des 2020 gegründeten KI-Zentrums in Moskau sollen der russische Ölgigant Rosneft und die russische Verteidigungsindustrie zählen.
Wettkampftänzerin mit WM-Erfahrung
Im Weiteren führt Tichonowa einen milliardenschweren Wissenschaftsfonds, der an der Mitfinanzierung des Corona-Impfstoffs Sputnik V beteiligt gewesen sein soll. Katerina Tichonowa hat Universitätsabschlüsse in Mathematik und Physik. In jüngeren Jahren soll sie eine begeisterte Tänzerin gewesen sein, mit Schwerpunkt auf akrobatischem Rock ’n’ Roll. Dabei nahm sie auch an internationalen Tanzwettbewerben teil. Bei der Weltmeisterschaft 2013 in der Schweiz soll sie im Paartanz Rang 5 belegt haben.
Katerina Tichonowa war gemäss einem Bericht des britischen «Guardian» von 2013 bis 2018 mit Kirill Schalamow verheiratet, einem milliardenschweren Sohn von Putin-Freund Nikolai Schalamow, der Miteigentümer der Bank Rossija ist. Dieses Finanzinstitut hat die US-Regierung einst als Privatbank der Topfunktionäre des Kreml bezeichnet. Im privaten und im geschäftlichen Umfeld von Tichonowa tauchen immer wieder Personen mit engsten Kontakten zu Staatschef Putin auf, darunter sind etliche frühere KGB-Leute.
Putin hat in der Öffentlichkeit nie Details über seine Töchter erzählt. Wenn er über sie sprach, dann in allgemeinen Ausführungen.
Die ältere Putin-Tochter, Maria Woronzowa, die Universitätsabschlüsse in Biologie und Medizin haben soll, ist Miteigentümerin von Nomeco, dem grössten russischen Investitionsprojekt für Krebsforschung. Nach Angaben der US-Regierung leitet die 36-Jährige Programme, die vom Kreml mit Milliardensummen für die Genforschung gefördert und von Putin persönlich überwacht werden.
Ehemann von Woronzowa ist ein niederländischer Banker, der eine führende Position bei der Gasprombank in Moskau bekleidet. Das Paar soll einige Jahre in Voorschoten in Holland gelebt haben, bevor Feindseligkeiten nach dem Abschuss eines Flugzeugs mit überwiegend niederländischen Passagieren über der Ostukraine im Jahr 2014 eine Abreise erzwangen. Gemäss Medienberichten lebt das Paar seit 2015 in Moskau.
Der russische Staatschef hat in der Öffentlichkeit nie Details über seine Töchter erzählt. Wenn er über sie sprach, dann in allgemeinen Ausführungen. Putin bat immer wieder darum, sein Privatleben zu respektieren. Der Kremlchef hat auch nie bestätigt, dass Maria Woronzowa und Katerina Tichonowa seine Töchter aus erster Ehe sind. Es lag an Medienrecherchen, dies herauszufinden.
Die beiden Putin-Töchter Maria Woronzowa und Katerina Tichonowa stehen erstmals auf westlichen Sanktionslisten. Nachdem die USA die beiden Frauen am Mittwoch mit Strafmassnahmen belegt haben, sollen sie auch von der EU auf die Sanktionsliste gesetzt werden, wie Diplomaten in Brüssel gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärten. Mit diesen Massnahmen werden die Putin-Töchter von den Finanzsystemen der USA und der EU abgeschnitten und ihre Vermögenswerte eingefroren. Ausserdem sind sie mit Einreiseverboten belegt. Wladimir Putin stand schon zuvor auf den westlichen Sanktionslisten.
Putin-Geliebte nicht auf Sanktionslisten
Auf keiner Sanktionsliste steht die mutmassliche Geliebte von Putin: Alina Kabajewa (38), mehrfache Olympiagoldgewinnerin in der Rhythmischen Sportgymnastik, ehemalige Duma-Abgeordnete und 31 Jahre jünger als der russische Staatschef.
Die Mutter von bis zu vier Kindern – auch hier herrscht keine Klarheit – ist Verwaltungsratspräsidentin der National Media Group (NMG), eines der grössten russischen Medienunternehmen. Es besitzt unter anderem das Traditionsblatt «Iswestija», aber auch den grössten staatstreuen TV-Sender Channel One. Wo sich Kabajewa aufhält, ist nicht klar. Vor ein paar Wochen erschienene Medienberichte, wonach sie sich im Tessin aufhalten soll, wurden von den Schweizer Behörden nicht bestätigt.
Mutmasslich weitere Tochter in Monaco
Wie viele Kinder Putin insgesamt hat, ist sein Geheimnis. Hartnäckigen Gerüchten zufolge soll er eine langjährige aussereheliche Affäre gehabt haben, aus der eine Tochter hervorging. Die heute 19-jährige Luisa Kriwonogich und ihre Mutter Swetlana (47), offenbar Putins Ex-Geliebte, leben in einem Penthouse in Monaco. Auch sie sind auf keiner Sanktionsliste des Westens zu finden.
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