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Regulierung der Prostitution
Zürichs Strassen­strich soll ohne Pikto­gramme und Markierungen auskommen

Die Langstrasse im Kreis 4, nachts, mit einer Person auf dem Bürgersteig neben einem vorbeifahrenden Auto. Neonschilder beleuchten die Strasse.
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In Kürze:
  • Der Zürcher Gemeinderat stimmte der Legalisierung des Strassenstrichs an der Langstrasse zu.
  • Der Verein Solidara Zürich begrüsst die Legalisierung, sieht aber Probleme bei der Umsetzung.
  • Es sind zunehmend Frauen aus Südamerika, die als Sexarbeiterinnen arbeiten.

Das Zürcher Stadtparlament will den Strassenstrich an der Zürcher Langstrasse legalisieren. Das hat er am Mittwoch mit 88 Ja- zu 20 Nein-Stimmen entschieden. Dass an der Langstrasse angeschafft werde, sei nun mal ein Fakt, sagte Gemeinderätin Anna Graff (SP). «Den muss man akzeptieren.» Weil der Strassenstrich aber nicht legal sei, habe dies für die Frauen negative Folgen.

Würde der Strassenstrich an der Langstrasse legalisiert, wäre es die vierte legale Strichzone in der Stadt Zürich. Entstanden sind die Strichzonen aus einer Kombination von politischen, sozialen und städtebaulichen Überlegungen heraus. In den 2000er-Jahren konzentrierte sich die Strassenprostitution vor allem am Sihlquai und rund um die Langstrasse. Das führte vermehrt zu Konflikten mit Anwohnenden wegen Lärm, Müll und sichtbaren sexuellen Handlungen.

Darauf beschloss die Stadt Zürich, die Strassenprostitution stärker zu regulieren und dafür geeignete Orte als legale Strichplätze zu definieren. Diese befinden sich im Zürcher Niederdorf und auf der Allmendstrasse zwischen der Saalsporthalle und der SZU-Haltestelle Zürich Brunau. Zusätzlich gibt es in Altstetten sogenannte Sexboxen, wo Freier mit dem Auto vorfahren und die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen können.

Piktogramme wie in Basel?

Die Langstrasse als weitere Strichzone zu definieren, kommt beim Verein Solidara Zürich gut an. Mit der Beratungsstelle Isla Victoria unterstützt Solidara Sexarbeitende im Kanton Zürich. «Das ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagt die Geschäftsführerin Beatrice Bänninger. Mit legalen Strichzonen hätten Sexarbeitende einen klaren Rahmen für ihre Tätigkeit.

«Der Teufel liegt allerdings im Detail», so Bänninger weiter. Sie hoffe, dass eine mögliche Strichzone mit Augenmass geplant und auf Piktogramme wie beispielsweise in Basel verzichtet werde. «Ich hoffe einfach, dass Sexarbeitende dann nicht gebüsst werden, weil sie drei Zentimeter neben der definierten Strichzone stehen.»

Strassenmarkierung in Basel zeigt eine Frau mit einer Laterne, umgeben von vier orangen Verkehrshütchen. Symbolisiert Toleranz im Rotlichtmilieu.

Passantinnen auf der Langstrasse würden zu «Freiwild»

Gegen die Legalisierung der Prostitution an der Langstrasse gab es im Stadtparlament allerdings auch Widerstand. Die Grünen waren sich innerhalb der Fraktion uneinig. «Mit einer Langstrasse, die offiziell als Strassenstrich gilt, kommen doch noch mehr unangenehme Männer», sagte Markus Knauss (Grüne). Dies führe dazu, dass Passantinnen zum «Freiwild» und die Quartierbewohner noch mehr belastet würden.

Die SVP-Fraktion stimmte geschlossen gegen den Vorstoss. «Etwas Illegales will man jetzt legal machen», sagte Stephan Iten. Dann könne man ja gleich eine legale Drogenkonsum-Zone einführen. Denn Drogen würden ja auch ohnehin konsumiert. Iten gab zudem zu bedenken, dass der Strassenstrich am Sihlquai aufgelöst wurde, weil die Zustände unhaltbar gewesen seien. «Mir tun die Frauen leid, die bei einem Wetter wie heute knapp bekleidet draussen rumstehen müssen», sagte er.

«Wir spüren eine Verrohung der Gesellschaft»

Dass die Situation der Frauen zuweilen prekär sei, gerade im Winter, bestätigt auch Beatrice Bänninger vom Verein Solidara Zürich. «Wir spüren zudem eine Verrohung der Gesellschaft, Gewalt und Drogenkonsum nehmen zu.»

Ob mit einer Legalisierung des Strassenstrichs an der Langstrasse tatsächlich mehr Sexarbeitende nach Zürich kommen würden, sei schwer zu beurteilen, so Bänninger. «Am Schluss ist es wie in anderen Branchen auch – wenn es mehr Nachfrage gibt, steigt auch das Angebot.» Und die Nachfrage sei seit Corona deutlich gesunken und habe sich seither nicht mehr ganz erholt.

Nachtaufnahme am Sihlquai in Zürich, beleuchtete Strasse mit parkenden Autos, eine Person in dunkler Kleidung geht am Strassenrand.

Dennoch kommen immer noch viele Frauen aus dem Ausland nach Zürich, um mit Sexarbeit Geld zu verdienen. «Wir beobachten eine zunehmende Anzahl an spanischsprechenden Frauen aus südamerikanischen Ländern», sagt Bänninger. Viele der Frauen hätten einen spanischen oder portugiesischen Pass und könnten hier legal arbeiten. «Dass sie für Sexarbeit in die Schweiz reisen, ist auch immer ein Hinweis darauf, wie es um die wirtschaftliche Situation in ihren Herkunftsländern steht.»

SDA/heo