Kritik an PressekonferenzEine Pressekonferenz, wie sie nur Trump geben kann
In einem aufwendig inszenierten Corona-Briefing wehrte sich Trump gegen Vorwürfe, er habe zu spät mit Massnahmen reagiert – und konterte mit einem Video im Stil seines Wahlkampfteams.
US-Präsident Donald Trump hat sein Vorgehen in der Coronavirus-Krise in einem hitzigen Schlagabtausch mit Journalisten verteidigt. Bei seiner Pressekonferenz zum Coronavirus, die mittlerweile fast täglich stattfindet, wehrte sich Trump am Montagabend gegen Vorwürfe, wonach er zu spät reagiert habe. Zunächst legte er ausführlich dar, welche Massnahmen er seit dem Ausbruch ergriffen habe. Anschliessend liess er in einem Video einen Zusammenschnitt von Aussagen zahlreicher Menschen – darunter Gouverneure, Gesundheitsexperten und Journalisten – abspielen, die seine Arbeit in der Krise lobten.
«Wir können Ihnen Hunderte solcher Clips zeigen», sagte Trump. «Es ist sehr traurig, wenn Leute falsche Geschichten schreiben.» Niemand erkenne an, was in den vergangenen Wochen geleistet worden sei. Trump bezog sich direkt auf einen Artikel der «New York Times» vom Wochenende, in dem das zögerliche Handeln des Weissen Hauses dokumentiert worden war.
US-Gesundheitsexperte Dr. Anthony Fauci erklärte, Trump habe auf seinen Rat gehört, als er empfahl, Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu erlassen. In einem Interview hatte er zunächst erwähnt, dass «Leben hätten gerettet werden können», wenn das Land während des Coronavirus-Ausbruchs früher Massnahmen ergriffen hätte (lesen Sie hier, wie Trump auf Faucis Aussage reagiert hat).
Der ehemalige Sekretär des Weissen Hauses und jetzige CNN-Analyst Joe Lockhart erboste sich auf Twitter über den Auftritt Trumps. Er sei zwei Jahre lang hinter diesem Podium gestanden und habe sich nie nur annähernd an dem beteiligt, was man da gesehen hätte. «Das ist Propaganda vom Typ Nordkorea. Wir haben einen Präsidenten, der sich nur um sich selbst und nicht um die Amerikaner kümmert.»
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Journalisten im Raum warfen Trump vor, Regierungsmitarbeiter hätten ein Video im Stil von Trumps Wahlkampfteam produziert. Die Nachrichtensender CNN und MSNBC hatten das Briefing gar zwischenzeitlich unterbrochen. CNN fasste die Pressekonferenz mit folgenden Worten zusammen: «Wütender Trump verwandelt Briefing in Propaganda-Sitzung».
«Allumfassende Macht»
Ebenfalls für Aufregung sorgte die Aussage Trumps, er habe «allumfassende Macht» bei der Lockerung der verhängten Massnahmen und bedürfe nicht der Abstimmung mit den Gouverneuren in den einzelnen Staaten. «Wenn jemand Präsident der Vereinigten Staaten ist, hat er allumfassende Macht», betonte er an der Pressekonferenz vom Ostermontag.
Daraufhin entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen anwesenden Journalisten und dem US-Präsidenten. «Hat irgendein Gouverneur dem zugestimmt, dass Sie alleine entscheiden, ob die Staaten die Massnahmen lockern sollen oder nicht?», wollte eine Journalistin wissen. Trumps Antwort: «Ich habe niemanden gefragt. Und wissen Sie wieso? Weil ich nicht muss.» Trump betonte jedoch, eng mit den Gouverneuren zusammenzuarbeiten. «Wir verstehen uns sehr gut untereinander, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine Probleme geben wird.»
Vizepräsident Mike Pence verteidigte Trumps Äusserung und sagte, dieser habe im Krisenfall uneingeschränkte Befugnisse. Die Macht eines US-Präsidenten ist verfassungsrechtlich jedoch durch die Gewaltenteilung und den Föderalismus begrenzt.
sho/reuters
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