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Probleme bei VBS-Prestigeprojekt
Schweizer Armee muss noch länger auf ihre Drohnen warten

Eine von Pannen geprägte Geschichte: Noch immer sind nicht alle Hermes-Aufklärungsdrohnen geliefert.

Die fast unendliche Geschichte der Schweizer Drohnen-Beschaffung ist um ein Kapitel reicher. Der neue Schweizer Rüstungschef Urs Loher ist von seinem ersten Arbeitstreffen mit dem CEO des israelischen Rüstungskonzerns Elbit mit schlechten Nachrichten zurückgekehrt. Bezahlel Machlis teilte Loher auf Zypern mit, dass es bei der Lieferung der von der Schweiz bestellten sechs Aufklärungsdrohnen abermals zu Verzögerungen kommt. Die ausstehenden Lieferungen von drei Drohnen und zwei Bodenkontrollstationen «können nicht wie vorgesehen in diesem Jahr erfolgen», schreibt das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse).

Elbit nannte als Grund für den neuerlichen Verzug offenbar den Krieg im Nahen Osten. Wann die fehlenden Drohnen geliefert werden, ist unklar. «Zum jetzigen Zeitpunkt kann keine abschliessende Aussage über allfällige Auswirkungen auf den Gesamt-Projektzeitplan gemacht werden», schreibt Armasuisse auf Anfrage. Die Dauer des Konflikts sei nicht einschätzbar. Im letzten Jahr noch hatte Armasuisse gehofft, das Drohnenprojekt Ende 2024 abzuschliessen.

Ursprünglich hätte das neue Drohnensystem ab 2019 schrittweise eingeführt werden sollen. Die Beschaffung hatte bereits im Vorfeld Kritik ausgelöst, weil es sich um ein noch nicht serienreifes Produkt handelte. Später kam es wiederholt zu Pannen und Verzögerungen. Unter anderem, weil im August 2020 eine für die Schweiz bestimmte Elbit-Armeedrohne bei einem Testflug abstürzte. Der israelische Konzern musste wegen des Lieferverzugs 2022 eine Konventionalstrafe in unbekannter Höhe zahlen. Dieses Jahr wurden dann die ersten drei Drohnen geliefert. Zwischenzeitlich mussten sie wegen einer Störung gegroundet werden.

Für die Schweiz werden die sechs je neun Meter langen Drohnen des Systems Hermes 900 HFE auch teurer als ursprünglich geplant. Statt den ursprünglich budgetierten 250 Millionen rechnet Armasuisse nun mit Kosten von 300 Millionen Franken.

Loher: «Schweiz ist zunehmend isoliert»

Ungeachtet der erneuten Verzögerungen beim VBS-Prestigeprojekt macht sich Loher Sorgen um die Durchhaltefähigkeit der Schweizer Armee, wie er gegenüber der «Tagesschau» sagte. Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass Schweizer Rüstungsgüter im Ernstfall nicht weitergegeben werden dürfen. Bei mehreren Ländern sei die Schweiz deshalb in Ungnade gefallen. Aus Lohers Sicht ist sie «zunehmend isoliert» und läuft Gefahr, im Krisenfall von den Lieferantenketten abgeschnitten zu werden. Er fordert deshalb den Aufbau einer starken Schweizer Verteidigungsindustrie.

Um das Ziel zu erreichen, will er Rüstungsgüter vermehrt im Inland beschaffen und zudem mit Offsetgeschäften «gegenseitige Abhängigkeiten» schaffen. Vergibt die Schweiz einen grossen Rüstungsauftrag, muss der Lieferant bereits heute Gegengeschäfte in der Schweiz tätigen. Laut Loher soll die Schweiz gezielter vorgeben, dass in Bereichen investiert werden muss, die für die Schweizer Armee wichtig sind. Oder aber in Teile, die weltexklusiv in der Schweiz hergestellt werden. Studien sollen nun zeigen, welche Technologien sich hierzu besonders eignen. Ziel ist es laut Loher, «im Krisenfall ein Pfand zu haben.» Eine autonome Schweizer Rüstungsindustrie hält er laut SRF aber für illusorisch.

SP-Sicherheitspolitikerin Priska-Seiler Graf begegnet den Plänen des neuen Rüstungschefs mit Skepsis. Die Schweizer Armee halte im Krisenfall nur wenige Wochen durch, sagte die Zürcher Nationalrätin in der «Tagesschau». «Mit der neuen Strategie macht sie dann vielleicht einen halben Tag später schlapp.» Wichtiger als eine grössere Autonomie seien verstärkte Kooperationen mit Europa.

nlu