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«Priester, der Kinder missbraucht, wird zum Werkzeug Satans»

Papst Franziskus ist nach der viertägigen Missbrauchskonferenz sichtlich mitgenommen: Auf seine Einladung waren die 114 Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen nach Rom gereist. (24. Februar 2019)
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Papst Franziskus hat den sexuellen Missbrauch von Kindern mit heidnischen «Menschenopfern» gleichgesetzt. Kindesmissbrauch erinnere ihn an die in einigen Kulturen einst weitverbreitete «grausame» religiöse Praxis, Menschen «in heidnischen Ritualen» zu opfern, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag zum Abschluss der Missbrauchskonferenz im Vatikan. Oft seien Kinder die Opfer gewesen.

In seiner mit Spannung erwartenden Abschlussrede der viertägigen Konferenz geisselte der Papst das «Übel der Pornografie» und prangerte das weltweite Phänomen des Kindesmissbrauchs an. Die Unmenschlichkeit dieses Phänomens werde in der Kirche «noch schwerwiegender und skandalöser», weil es «im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit» stehe, sagte Franziskus. Ein Priester, der Kinder missbrauche, werde «zu einem Werkzeug Satans».

Franziskus verspricht Ende der Vertuschung

Franziskus hat erneut ein hartes Durchgreifen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch und ein Ende der Vertuschung versprochen. Kein Missbrauch dürfe jemals wie in der Vergangenheit vertuscht oder unterbewertet werden, sagte er am Sonntag.

«Sollte in der Kirche auch nur ein Missbrauchsfall ausfindig gemacht werden – was an sich schon eine Abscheulichkeit darstellt – so wird dieser Fall mit der grössten Ernsthaftigkeit angegangen.» Allerdings zeigte der Papst in seiner Abschlussrede beim Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan keine konkreten Schritte auf, wie die Kirche zu diesem Ziel kommen will.

Opfer fordern «null Toleranz» für Täter

Bei Opfern und Experten löste die Rede Empörung aus. Sie fordern zum Beispiel, dass Vertuscher und Täter konsequent aus dem Klerikerstand entlassen werden oder dass die Machtstruktur und die Männerbünde in der Kirche diskutiert würden. Hinter diesen hohen Erwartungen blieb die Rede des Papstes zurück.

«Anstatt konsequent aus der Opferperspektive die Verantwortung der Kirche zu benennen, (war es) routiniertes und uninspiriertes Abspulen von Selbstverständlichkeiten», sagte Thomas Schüller, Direktor am Institut für Kanonisches Recht an der Universität Münster. Die Rede sei «ein Fiasko» gewesen.

Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch twitterte, die Rede sei «der schamlose Versuch, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der Schuld und dem Versagen zu stellen und wirkliche Veränderung anzugehen». Franziskus fordert seit Beginn seines Pontifikates immer wieder ein Ende von Missbrauch und eine schonungslose Aufarbeitung der Taten. Ihn erinnerte Missbrauch auch an die «grausame religiöse Praxis (...), die in der Vergangenheit in einigen Kulturen verbreitet war, nämlich Menschen – oft Kinder – bei heidnischen Ritualen zu opfern», sagte der Papst.

Verteidigung der Kirche gegen Kritik

In seiner Grundsatzrede verteidigte Franziskus die Kirche auch gegen Kritik. Die Kirche müsse sich «über alle ideologischen Polemiken und die journalistischen Kalküle erheben, die oftmals die von den Kleinen durchlebten Dramen aus verschiedenen Interessen instrumentalisieren».

Er sprach von einem «Gerechtigkeitswahn, der von den Schuldgefühlen aufgrund der vergangenen Fehler und dem Druck der medialen Welt hervorgerufen wird» und von einer «Selbstrechtfertigung, die die Gründe und die Folgen dieser schwerwiegenden Straftaten nicht aufarbeitet».

«Lernen, sich auch selbst die Schuld zu geben»

Der Papst betonte am Ende, dass die meisten Geistlichen unschuldig seien und dass das Ansehen der gesamten Kirche unter den Skandalen leide.

Sexueller Missbrauch durch Geistliche der katholischen Kirche wiege schwerer als in anderen Bereichen der Gesellschaft, räumte der Argentinier ein. «Die Unmenschlichkeit dieses Phänomens auf weltweiter Ebene wird in der Kirche noch schwerwiegender und skandalöser, weil es im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit steht.»

Die Kirche müsse lernen, sich auch selbst die Schuld zu geben. «Wir dürfen nämlich nicht der Versuchung unterliegen, andere zu beschuldigen, was ein Schritt in Richtung eines Alibis wäre, das sich der Realität verweigert.»

afp/sda/nag