Ticker zur PrämienerhöhungPrämien steigen im Schnitt um 6,6 Prozent – Pandemie als Kostentreiber
Alain Berset und BAG-Direktorin Anne Levy haben über die Krankenkassenprämien für das kommende Jahr informiert. Grund für die deutliche Erhöhung ist unter anderem die Covid-Pandemie. Wir berichteten live.
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Das Wichtigste in Kürze
Die Krankenkassenprämien steigen im kommenden Jahr im Schnitt um 6,6 Prozent. Mit 426,40 Franken ist die durchschnittliche Prämie in Basel Stadt schweizweit am höchsten. Die tiefste mittlere Prämie fällt in Appenzell Innerrhoden an: 233,20 Franken.
Grund für die Erhöhung sind gestiegene Kosten, die Covid-19-Pandemie und Nachholeffekte etwa durch verschobene Eingriffe.
In den Jahren seit 2018 waren die Prämien um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr gestiegen, in den fünf Jahren davor von 2013 bis 2018 um durchschnittlich 3,8 Prozent pro Jahr.
Die Reserven der Krankenkassen sind Berset zufolge im laufenden Jahr deutlich gesunken. Darum können sie nicht genutzt werden, um die Prämien zu reduzieren.
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Verwaltungskosten sollen sinken
Philipp Muri vom BAG erklärt, dass die Verwaltungskosten der Krankenkassen vermutlich sinken und weniger als 5 Prozent der Gesamtkosten ausmachen werden.
Corona-Kosten liefen teilweise über die Krankenversicherung
Auf die Frage, ob die Kosten der Corona-Impfungen nicht aus einem anderen Topf gezahlt worden seien und damit kaum einen Einfluss auf die Krankheitskosten gehabt hätten, sagt Berset, dass nicht alles separat verrechnet wurde. Thomas Christen erklärt, dass der Bund die Testkosten getragen habe, die Impfungen aber von der Krankenversicherung übernommen wurden. Insgesamt wurden 250 Millionen Franken von den Krankenkassen getragen. Es habe aber wohl auch einige Hundert Millionen Franken an ambulanten Kosten bei der Nachbehandlung von Covid-Patienten und -Patientinnen gegeben.
Die Pandemie hat die Kostenschätzungen stark beeinflusst
Berset erklärt, dass die Kostensteigerung schon in der zweiten Hälfte 2021 begonnen habe – was viele überrascht habe. Thomas Christen erklärt, dass bestimmte Corona-Kosten vorhersehbar waren, etwa Impfkosten oder Hospitalisierungen. Aber der Nachholeffekt sei schwer vorherzusehen gewesen, inklusive ambulante Kosten von Coronakranken.
Jeder Versicherer hat eine eigene Kostenstruktur
Philipp Muri vom BAG erklärt, dass die Prämien die Kosten innerhalb der Kantone decken müssten, auch innerhalb der Altersgruppen. Und das könne sich wiederum auf verschiedene Versicherer unterschiedlich auswirken.
Die Reserven der Krankenkassen schwanken mit den Märkten
Die Frage, ob die Versicherungen die Reserven zu schnell abgebaut hätten, sagt Berset, dass niemand letztes Jahr gewusst habe, wie die Kosten sich entwickeln würden. Der Druck vor einem Jahr sei hoch gewesen, die hohen Reserven abzubauen. Die Reserven seien nicht erschöpft, sie seien auch für das kommende Jahr vorhanden. Aber die Erträge auf den Finanzmärkten seien deutlich gesunken. Das sei eine schwierige Situation.
Versicherer sollten Reserven ausbauen
Auf die Frage, ob die Kosten nicht doch schneller gestiegen seien als die Prämien erklärt Anne Levy, dass die Reserven notwendig seien um Belastungen abfedern zu können, die man derzeit noch nicht vorhersehen könne.
Kantone und Bund müssen sich besser koordinieren
Die Kantone machten viel, sagte Berset. Aber der Bund habe auch eine Rolle zu spielen. Etwa bei der Planung von Spitälern müsse man sich koordinieren. 26 Kantone bedeuteten aber auch 26 unterschiedliche Situationen. Basel-Stadt sei nicht vergleichbar mit Graubünden. Er habe aber viel Respekt für das Engagement der Kantone.
Der Bund wünscht sich mehr Engagement von den Kantonen
Berset betont, dass der Bund eine Verpflichtung habe, die Prämienverbilligung mit 7,5 Prozent der Bruttokosten zu finanzieren. Das hätten bis vor einigen Jahren die Kantone vergleichbar gehandhabt. Inzwischen habe sich das aber auseinander entwickelt. Diese Diskrepanz sei nicht im System so gedacht. Daher wolle der Bund neue Massnahmen vorschlagen, um das System zu stablisieren.
Versicherer wollten hörere Prämien
Thomas Christen betont, dass die vom Versicherungsverband Santesuisse geforderte Steigerung von 10 Prozent zu hoch sei. Man könne damit rechnen, dass die Versicherer auch ihre Reserven noch einsetzen könnten. Aber letztlich liege die vom BAG bewilligte Prämienerhöhung nicht weit entfernt vom Wunsch der Versicherer.
Schnellere Teuerung bei Medikamenten
Thomas Christen vom BAG erklärt, dass die Kosten der Medikamente in den letzten Jahren deutlich schneller gestiegen seien als die Kosten insgesamt.
Zuwächse bei den Behandlungen
Anne Levy betont, dass der Nachholeffekt und das Impfen deutliche Zuwächse bei den Behandlungen ausgelöst hätten. Auch die Kosten durch die Alterung der Bevölkerung seien jedes Jahr zu berücksichtigen. Es gebe auch Kosten, die reduziert werden könnten, etwa unnötige Behandlungen.
Kosten der Medikamente senken
Berset meint, dass die Kosten für die ambulante Behandlung dringend geregelt werden müssten. Zudem gebe es im Bereich der Medikamentenpreise weitere Möglichkeiten, Kosten zu reduzieren.
Nachholeffekt verursacht zusätzliche Behandlungen
Berset wrd gefragt, wie Kosten am besten zu senken seien. Er betont, dass der Nachholeffekt derzeit eine grosse Rolle spiele. Eingriffe, die in der Coronapandemie verschoben wurden, werden jetzt nachgeholt. Das habe zu vielen zusätzlichen Arztbesuchen und Behandlungen geführt.
Der Ukraine-Krieg verursacht Unsicherheiten
Auf die Frage, wie verlässlich die Prognosen für die Prämien für 2023 seien, sagt Berset, dass man sich auf diese verlassen könne. Allerdings sei es scher vorherzusagen, wie der Krieg in der Ukraine und die Energiepreise sich allgemein auswirken würden.
BAG Website für Prämienberechnung wurde aktualisiert
Levy erklärt die Unterschiede zwischen den Kantonen, die auch mit der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur in den einzelnen Kantonen zu tun hat. Neu hat das BAG seine Website www.priminfo.ch aktualisiert, auf der Prämien berechnet werden können.
Basel-Stadt am teuersten, Innerrhoden am günstigsten
Levy zeigt eine Karte, die die genauen Anstiege in einzelnen Kantonen darstellt.
Die durchschnittliche Prämie ist mit 426,40 Franken in Basel-Stadt schweizweit am höchsten. Die tiefste mittlere Prämie fällt in Appenzell Innerrhoden an: 233,20 Franken. Günstig ist auch der Kanton Uri: 253,70 Franken.
Die Steigerung der Prämien ist im Kanton Neuenburg mit 9,5 Prozent am höchsten; auch die Prämie selbst liegt dort mit 387,20 Franken im Durchschnitt im oberen Bereich. Die Tessiner müssen ebenfalls eine hohe Teuerung und eine hohe Prämie verkraften: Bei ihnen geht es um 9,2 Prozent nach oben auf eine mittlere Prämie von 396,00 Franken.
Prämien hängen von den Kosten ab
Anne Levy übernimmt das Wort. Sie betont, dass die Prämien das Wachstum der Kosten widerspiegeln, dass die Prämien also den Kosten entsprechen. Steigende Prämien seien ein Abbild der steigenden Kosten.
Bundesrat will Wachstum der Kosten bremsen
Es bleibe eine höchste Priorität für den Bundesrat das Wachstum der Gesundheitskosten zu bremsen um die Prämienbelastung zu begrenzen. Jüngst seien weitere Massnahmen verabschiedet worden.
Die Kantone sollen ihren Beitrag für Prämienverbilligung erhöhen
Berset betont, dass die Kantone nicht immer ihre Beiträge zur Prämienverbilligung erhöht haben. Der Bund möchte durchsetzen, dass die Kantone mindestens einen festen Prozentsatz der Kosten übernehmen.
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