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Hilferuf mit Flyer-Aktion
Päckliboten der Post in Zürich begehren auf

Viele Pakete und viel Arbeit: Boten der Post sortieren in der Distributionsbasis Oerlikon Pakete und beladen Lieferwagen.
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Der Job eines Päckliboten bei der Post ist hart: Der Tag beginnt früh, Hunderte zum Teil schwere Sendungen wollen innert kurzer Zeit an ihre Empfänger verteilt werden, und man weiss nie, wie viel Stress und Wetterkapriolen die Tour mit sich bringt. Die Arbeitsbedingungen sind schon seit längerem Thema, im Paketzentrum Zürich-Oerlikon sind die Konflikte aber nun eskaliert. In den vergangenen Tagen landeten Flyer in Zürcher Briefkästen, die der Post Arbeitszeiten weit jenseits der 42-Stunden-Woche vorwerfen.

«50-Stunden-Wochen sind zur Norm geworden», heisst es auf dem Flyer, der der «Aargauer Zeitung» vorliegt. Die Angestellten des Post-Paketzentrums in Oerlikon hätten schon im Dezember 2024 Verbesserungen von der Leitung verlangt und seien in den Arbeitskampf getreten. Gefordert wird demnach eine Reorganisation, die die Paketzustellung «überhaupt wieder human und möglich» machen soll. Garniert ist das Ganze mit einem QR-Code, der auf die Website der Protestbewegung «Revolutionärer Aufbau Zürich» (RAZ) verweist.

RAZ: «Autoritärer Kurs» der Standortleitung

Auf der RAZ-Seite findet sich weitere Kritik an der Paketzustellung am Standort Oerlikon. Der happigste Vorwurf an die dortige Leitung: Den Boten wurde nach einem Medienbericht vom Dezember 2024 «Unwillen zum produktiven Arbeiten» unterstellt. Die Teamchefs seien daraufhin aufgefordert worden, den Druck auf die Belegschaft zu erhöhen. Ein «Eskalationsplan» sehe vor, diese zuerst mündlich, dann schriftlich zu ermahnen und im äussersten Fall zu kündigen. Die Teamleiter hätten sich schriftlich verpflichten müssen, diesen Kurs mitzutragen. Weil die Standortleitung zunehmend unter Druck der nationalen Leitung gerate, setze sie nun in Oerlikon auf einen «sehr autoritären Kurs».

Auch sonst lässt der RAZ kein gutes Haar an der Oerliker Paketzustellung. Nachdem dort im Zuge des Corona-Booms ein Teil der Touren an Subunternehmen ausgelagert worden sei, habe man diese per 1. Januar 2024 wieder in die eigene Organisation integriert. Dabei seien Einstiegslöhne gezahlt worden, die tiefer seien als bei der Konkurrenz. Zudem habe die Standortleitung entschieden, dass Sendungen der chinesischen Onlineshops Temu und Shein Sache der Paketzustellung seien, auch wenn sie eigentlich für die Briefzustellung vorgesehen wären.

Post will Länge der Arbeitstage untersuchen

Mit Petitionen habe ein grosser Teil der Mitarbeitenden in der Paketzustellung Zürich-Oerlikon Verbesserungen gefordert, schreibt die «Aargauer Zeitung» weiter. Auch die Gewerkschaft Syndicom sei involviert. Ende Januar habe eine erste Verhandlung zwischen einer Delegation des Betriebs, der Syndicom sowie den Post-Verantwortlichen stattgefunden. Die Gewerkschaft selbst distanziert sich von der Flyer-Aktion. Diese sei nicht mit ihr abgesprochen gewesen.

Die Post will die Vorwürfe nicht kommentieren. Die Aussagen stammten von einem anonymen Kollektiv, man könne diese inhaltlich nicht nachvollziehen, wird eine Sprecherin des Unternehmens zitiert. Allerdings räumt sie Probleme ein: «Seit Dezember gibt es in Oerlikon Herausforderungen bezüglich der Länge der Arbeitstage, die wir untersuchen.» Die Post befinde sich zudem gegenwärtig in einer «vertieften schweizweiten Analyse der Gesamtsituation, was die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden namentlich in der Zustellung anbelangt.»

Die Gesundheit des Personals habe für die Post eine sehr hohe Priorität, ebenso wie attraktive Arbeitsbedingungen, hält die Sprecherin der Post fest. Der durchschnittliche Arbeitstag dauere 8,24 Stunden, und auf dieser Dauer basiere auch die Planung. Aufgrund von Schwankungen der Paketmengen könne es zu Abweichungen vom Durchschnitt kommen, so die Post. Das sei in der Logistikbranche aber üblich.