Neuer Podcast von Trevor NoahVielleicht kandidiert Dwayne Johnson für die US-Präsidentschaft
Trevor Noah und Dwayne «The Rock» Johnson treffen sich zum charmierenden Gespräch. Warum es trotzdem nicht so richtig rockt.
Wir waren traurig, als er «The Daily Show» verliess. Dabei hatten sich eine Menge Leute überaus skeptisch geäussert, als Trevor Noah 2015 die Rolle als Host übernahm. Doch bis zu seinem Abgang im Dezember 2022 machte er die Show als scharfzüngiger, hochkomischer Kritiker der Tagesaktualitäten und als empathischer Comedian zu der seinen und fand, besonders unter Millennials, ein begeistertes Publikum. Diese Entwicklung von viel Ablehnung bis viel Ehr’ sprach Noah auch zum Auftakt seines neuen Podcasts mit dem bezeichnenden Titel «What Now?» an, dessen erste Folge am 9. November on air ging.
Mit Tausenden von Hass-Tweets sei er 2015 überhäuft worden; ein Absender sei hervorgestochen, weil er nicht bloss beleidigend, sondern auch witzig gewesen sei. Schliesslich habe er den Typ direkt angesprochen, und siehe da, daraus habe sich eine positive Kommunikation ergeben – und ein Deal: «Falls ich sechs Monate bei der ‹Daily Show› überstehe, dann guckst du sie», schlug Noah dem Hater vor (dieser hatte sich Noahs Show bis dahin verweigert). Der Mann stimmte amüsiert zu, weil er dem Südafrikaner keine Chance einräumte.
Genau darum gehts Noah in seinem Podcast (inklusive Video): dass man gegenteilige Ansichten im gepflegten Gespräch diskutiert. Früher hätten selbst Ehepartner unterschiedlichen Parteien angehören können, sagte er im Podcast, inzwischen würden Freunde einander sogar canceln, wenn sie nur in Kleinigkeiten nicht übereinstimmten. Und viele würden mit ihrer Meinung in der Öffentlichkeit hinter dem Berg halten aus lauter Angst vor Repressalien.
Dwayne Johnson for president?
Gegen diese Situation will der Comedian andialogisieren und lud zum ersten Gespräch Dwayne «The Rock» Johnson. Der Superstar – der erfolgreiche Schauspieler und Produzent gilt auch als einer der besten Profi-Wrestler aller Zeiten – liess sich trotz vollem Kalender nicht zweimal bitten. Und angesichts der jüngsten kläglichen Umfragewerte von Präsidentschaftskandidat Joe Biden tüpfte Noah den Nerv der Zeit mit der Nachfrage, ob Johnson allenfalls kandidiere.
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Hintergrund war, dass gemäss einer Umfrage rund die Hälfte der Bevölkerung gern Johnson im Weissen Haus sähe. Tatsächlich hätten, so verriet Johnson im Podcast, beide Parteien bei ihm wegen einer Kandidatur angeklopft. Eigentlich strebe er das nicht an, denn er engagiere sich total als Vater für seine beiden kleinen Töchter (5 und 7); bei seiner Ältesten (22) habe er das, als Wrestler, verpasst, was er sehr bedaure. Wenn das amerikanische Volk ihn aber unbedingt wolle, denke er darüber nach.
Wem bei diesem Bekenntnis zur Familie, bei dem Johnsons Augen aufleuchteten – wie auch Trevor Noah mit Witz kommentierte –, wem da nicht das Herz aufging, der ist fürs scheinbar intime Format des Podcasts verloren. Das Trauliche, Menschliche und Anrührende, dieser Anschein von Authentizität: Das macht die von Noah propagierte «unique selling proposition» aus. In der ehrlichen Begegnung von Angesicht zu Angesicht hole man einander aus der Waffenstarre des Graben-Daseins heraus, schaffe Raum fürs «Schwierige».
Die Sache mit dem Fonds für die Opfer auf Hawaii
Das ist charmierend. Und wenn Johnson ein weiteres Mal die Geschichte von der Grossmutter erzählt, die seinen damals 13-jährigen Vater aus dem Haus warf, wenn er von seiner eigenen bitteren Armut berichtet – seine Mutter und die Kids waren dauerpleite und flogen aus der Wohnung – und von seinem Ringen mit der Depression, dann sind wir bewegt, fühlen uns nah. Allerdings: All diese Erinnerungen sind in den Medien schon seit Monaten und Jahren im Umlauf.
Als dezidiert «schwierige» Frage zum Thema Hass und Vernichtungswahn im Netz hatte Trevor Noah zudem das Thema «People's Fund of Maui» im Gepäck. Kurz zur Erinnerung: Nach den verheerenden Bränden auf Hawaii im August richteten Oprah Winfrey und der hawaiistämmige Dwayne Johnson gemeinsam einen Hilfsfonds für Betroffene ein, spendeten 10 Millionen Dollar und riefen per Social Media zum Mitmachen auf. Neben Zustimmung gab es einen Shitstorm: Wie könne man als Superreicher ausgerechnet die Not leidenden Otto Normalverbraucher angehen statt andere Superreiche – oder sich selbst?
Auf diese Kritik ging Noah freilich mit keinem Wort ein, sondern fragte lediglich nach Johnsons emotionalen Überlebensstrategien – von denen bereits anderswo zu lesen war. Antwort: Er sei in sich gegangen, habe den wütenden, gefährdeten Jugendlichen in sich selbst wiederentdeckt, der auf die Armut mit Aggression und wildem Ehrgeiz reagiert habe – und so sei in ihm das Verständnis für die Hater gereift.
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Ein preisgünstiges Medium: Zweitverwertung für die Stars?
Kurz: Die zwei unterhielten sich angeregt über Aktuelles und Vergangenes, über schmerzhafte und fröhliche Familiengeschichten, über den Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und die Suche nach Erkenntnis und Versöhnung. Das ist nett, kann man hören – muss es aber nicht.
Und es stellt sich schon die Frage, wieso derzeit so viele auf der Podcast-Welle reiten. Allein unter den Fernsehgrössen haben etwa Chelsea Handler, Conan O’Brien, Sarah Silverman oder Stephen Colbert einen Podcast ins Leben gerufen: nicht selten eine Art Zweitverwertung, ein preisgünstiges Medium mit Reichweite und Ehrlichkeitsaura. Aber oft ohne Dringlichkeit.
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