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All Blacks in der Krise
Plötzlich machen sie keinem mehr Angst

Furchteinflössend, aber wirkungslos: Die Neuseeländer tanzen Haka – und werden danach von den Südafrikanern in Grund und Boden gespielt.
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Er soll Angst machen. Den Gegner einschüchtern. Das eigene Selbstvertrauen stärken. Zunge raus, durchdringender Blick, und manchmal wird sogar das Köpfen des Gegenspielers angedeutet. «Das ist der Tod!», schreit es aus ihnen heraus.

Der rituelle Tanz Haka ist eine einzigartige Tradition in der Welt des Sports. Die neuseeländischen Rugby-Nationalteams führen ihn vor jeder Partie auf. Auch anderen Teams, in denen Ureinwohner auf dem Platz stehen, wird das Ritual zugestanden. Der Haka wird als eine Art kriegerischer Akt wahrgenommen, doch auch wenn er viel mehr ist als das, wird er oft mit aggressivem Gesichtsausdruck und entsprechender Gestik und Mimik ausgeführt.

So richtig furchteinflössend wirkt das momentan allerdings nicht, wenn die Neuseeländer Haka tanzen. Weil sie danach fast alles schuldig bleiben, was ihr Rugby ausmacht. Ihre Nation ist in diesem Sport das Mass aller Dinge. In den 119 Jahren seit ihrer Gründung haben die All Blacks drei WM-Titel gewonnen und eine Siegesquote von nahezu 80 Prozent erreicht. Gerade einmal acht Mannschaften haben sie überhaupt je bezwingen können. Der Haka wäre nicht so berühmt, würde er nicht von jenen getanzt, die auch am besten Rugby spielen können.

Die historische Niederlage beim Rivalen

Doch seit einiger Zeit stottert es im Maschinenraum der All Blacks. Begonnen hatte es bereits nach dem Triumph an der WM 2015, als sie nach den Rücktritten von Dan Carter und Richie McCaw zwei überragende Spieler verloren. Der Umbruch bekam ihnen nicht gut. Nach zuvor zwei Titeln in Serie scheiterten sie an der WM 2019 bereits im Halbfinal an England.

Ihr Absturz in den letzten zwölf Monaten verlief gar noch dramatischer. Von den sechs Länderspielen allein in diesem Jahr haben sie fünf verloren, zum Beispiel erstmals seit 1994 wieder eine Heimserie (gegen Irland). Oder sie unterlagen, 2021, erstmals überhaupt dem einstigen Nobody Argentinien. Und zuletzt setzte es in Südafrika eine 10:26-Niederlage ab – die höchste im Land des grössten Rivalen seit 94 Jahren. Auch das Abrutschen auf Rang 5 der Weltrangliste unmittelbar danach ist bislang einmalig. Und nun droht am Samstag beim zweiten Spiel der Serie im legendären Ellis Park von Johannesburg die nächste Abreibung.

Schneller, stärker, erfolgreicher: Die Südafrikaner (im Bild Kurt-Lee Arendse, der zum Try ins Malfeld taucht) zeigten am vergangenen Samstag ihren grossen Rivalen aus Neuseeland, wie viel besser sie derzeit sind.

Der Niedergang wird Trainer Ian Foster angelastet, der nach der missratenen WM 2019 von seiner Funktion als Assistent zum Chef befördert wurde. Seine Bilanz ist seither verheerend: Von 25 Spielen hat er 8 verloren. Kein Trainer in der Geschichte der All Blacks hat eine tiefere Siegquote (44 Prozent). Längst wird Foster angezählt. Schon die nächste Niederlage, am Samstag, könnte eine zu viel sein. Denn die Zeit drängt: Schon im kommenden Jahr steht wieder eine WM an, diesmal in Frankreich.

In der Kritik steht aber auch die Verbandsführung, die 2019 eine interne einer externen Lösung vorzog. Eine gewisse internationale Öffnung wird in der Öffentlichkeit aber immer lauter gefordert. Denn Neuseeland hat durchaus ein Problem, wenn es weiterhin nur sich selbst genügt: Rugby verliert im Land an Popularität. Laut einer Erfassung der Schulsportbehörde School Sport New Zealand im Jahr 2018 spielen erstmals mehr Schüler Basketball (bei den Schülerinnen ist Rugby weiterhin die Nummer 1).

Eine andere Umfrage kam zum Schluss, dass gerade noch 7 Prozent der neuseeländischen Jugendlichen Rugby spielen.

Nicht einmal himmlischer Beistand hilft: Neuseeland ist unter Nationaltrainer Ian Foster böse ins Straucheln geraten.

«Zeit für einen Neustart – das Boot der All Blacks ist auf Grund gelaufen», kommentiert der «New Zealand Herald», die auflagenstärkste Zeitung des Landes. Auch sie sieht nicht in Nationaltrainer Foster allein den Schuldigen. «Wir wussten genau, was in Südafrika auf uns zukommt. Die Mannschaft ist schlecht zusammengestellt, liess sich durchschauen, wurde ausgespielt und leistete sich viel zu viele Fehler. Es geht nicht nur um den Trainer. Es braucht eine Rundumerneuerung. Auch im Hauptquartier des Verbands.»

Und weil Rugby in Neuseeland trotz aller Sorgen so viel mehr ist als einfach nur ein Sport, schliesst die Zeitung mit Donnergroll: «Sie sollen wissen, was sie uns angetan haben.»

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