Petition an Zürcher Stadtrat übergebenGrosser Support für den Bürkli-Markt
Die Marktfahrenden fühlen sich von der Stadt beim Umbau der Stadthausanlage zu wenig ernst genommen. Die Stadt kommt ihnen nun ein wenig entgegen.
Das Transparent mit der Aufschrift «9204 x für einen blühenden Bürkli-Markt» will nicht recht an der Mauer des Stadthauses haften. Und dann ist es erst noch, kaum gedruckt, schon veraltet.
Denn in den letzten Tagen, nachdem das Transparent schon gedruckt war, sind weitere Unterschriftenbögen eingetroffen. Diese versuchen Petra Mörgeli, Präsidentin der Vereinigung der Markfahrer von Zürich (VMZ), und VMZ-Vorstandsmitglied Samuel Traub in letzter Minute noch auszuzählen und zu bündeln.
Traub tippt immer noch die neusten Zahlen in seinen Rechner, als sich auch schon Michael Lamatsch, der stellvertretende Stadtschreiber, nähert.
Es ist Freitag, punkt 11.30 Uhr. Gegen 100 Marktfahrende und Marktbesucherinnen und -besucher überreichen zuhanden des Zürcher Stadtrates Michael Lamatsch ihre Petition «Für einen blühenden Bürkli-Märt». Mit exakt 9619 Unterschriften versehen, wie die Zählung gerade ergeben hat.
Hintergrund dieser Aktion ist der Umbau der Stadthausanlage, auf welcher der Wochenmarkt jeweils am Dienstag und Freitag stattfindet. Am Samstag richtet sich dort der Flohmarkt ein.
Während der Bauzeit sollen die Märkte auf der nahen Fraumünsterstrasse stattfinden. Danach können sie auf die umgebaute Stadthausanlage zurückkehren. So sehen es die Pläne des Stadtrates vor. Der Umbau startet im Oktober nach der Rad-WM.
Die Kritik der Marktfahrer
Der VMZ wehrte sich bereits Mitte Februar gegen die Pläne. Die Marktfahrenden kritisieren, dass sie viel zu spät einbezogen worden seien, dass der Ersatzstandort nicht praktikabel sei und zu wenig Parkplätze aufweise. Auch mit dem umgestalteten Marktplatz ist die VMZ nicht zufrieden. Er sei wegen zusätzlicher Baumreihen zu eng.
«Es geht für uns um die Wurst», sagt Petra Mörgeli, als sie Michael Lamatsch das letzte Bündeli Unterschriftenbögen in die Hand drückt – mit einer ebensolchen Wurst versehen.
Samuel Traub zählt nochmals die Kernpunkte ihrer Petition auf: Die diagonalen Baumreihen auf dem künftigen Marktplatz müssten um zwei Reihen reduziert werden. Denn die laut Projekt vorgesehenen Längs- oder Quergassen seien mit ihren 5,5 Meter Breite viel zu eng. Zu eng für Zu- und Wegfahrt, für Auf- und Abbau und für den Kundenfluss.
Hier habe der Stadtrat sich kein bisschen auf die Bedürfnisse der Marktfahrerinnen und Marktfahrer eingelassen, sagt Samuel Traub. Überhaupt hätte man sich gefreut, wenn sich die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP) einmal persönlich mit ihnen an einen Tisch gesetzt hätte.
Ein Kaktus als Beigabe
Bei zwei weiteren Kritikpunkten, den fehlenden Parkplätzen während des Provisoriums und der zu langen Bauzeit, attestierte Traub der Verwaltung, dass diese immerhin nach kreativen Lösungen suche.
Er übergab denn auch ein Bündeli Unterschriftenbögen zusammen mit einem Kaktus – «damit entschuldigen wir uns ein klein bisschen dafür, dass wir uns so stachelig zeigen».
Bauzeit verringert
Kreative Lösungen? Carina Schulze von Grün Stadt Zürich erklärt auf Anfrage, dass die benötigte Dauer des Ersatzstandorts von fünfzehn auf zehn Monate verkürzt werden konnte. Auch über die künftige Gestaltung der Stadthausanlage werde noch diskutiert werden können.
Der Stadtrat hat nun sechs Monate Zeit, um die Petition zu beantworten. In Anbetracht dessen, dass dann Oktober und geplanter Baustart ist, stehen die Chancen für gewichtige Änderungen am Projekt allerdings nicht gerade gut.
Carina Schulze gibt aber zu bedenken: «Die Forderungen der Petition sind bereits Teil des gegenwärtigen Dialogs.» Das nächste Treffen mit den Marktfahrenden sei am 15. Mai 2024 geplant.
Bäume versprochen
Auch die Marktfahrerinnen und Marktfahrer haben dem Stadtrat ein Angebot gemacht: Zwei ihrer Mitglieder bieten an, auf ihren eigenen Grundstücken die Anzahl Bäume neu zu pflanzen, die wegfallen würden, wenn dem Markt mehr Platz eingeräumt wird.
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