Kommentar zu ImpfdurchbrüchenPanik ist nicht angezeigt
Immer mehr Menschen infizieren sich trotz Impfschutz mit Sars-CoV-2. Doch das kommt nicht unerwartet.
Zweifach Geimpfte, die krank werden und sogar ins Spital müssen – solche Meldungen mehren sich und beunruhigen viele. Andere fragen sich, wieso sie sich überhaupt impfen lassen sollen, wenn sie nicht vollständig geschützt sind und das Virus weitergeben können.
Beide Reaktionen sind falsch. Denn es hat nie jemand behauptet, dass ein oder zwei Pikse einen hundertprozentigen Schutz für alle Zeiten bedeuten. Und so ist es keine Überraschung, dass sich Personen trotz Impfung infizieren. Selbst wenn sich dadurch rund 90 Prozent der Krankheitsfälle verhindern liessen, wie sich das in den Zulassungsstudien der beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna ursprünglich zeigte, muss jeder Zehnte damit rechnen, trotzdem krank zu werden.
«Die Covid-Impfung war nie eine Vollkaskoversicherung. Obwohl man viel besser geschützt ist als ohne, kann man sich weiterhin anstecken, krank werden und das Virus weitergeben.»
Die Covid-Impfung war nie eine Vollkaskoversicherung. Obwohl man viel besser geschützt ist als ohne, kann man sich weiterhin anstecken, krank werden und das Virus weitergeben. In der Schweiz wurden bei den über vier Millionen vollständig Geimpften bislang nur wenige Durchbrüche gemeldet. Hundert Personen mussten trotzdem mit Covid ins Spital, neunzehn sind verstorben. Doch es ist zu erwarten, dass die Zahl deutlich steigen wird. Nicht nur, weil sich der Schutz der Impfung über die Monate abschwächt.
Bei der derzeit dominierenden Delta-Variante sind die mRNA-Vakzine zusätzlich weniger effizient beim Verhindern von Covid-19. Wie sehr, ist unklar. Berichte aus Grossbritannien und Kanada gehen von einem rund 80-prozentigen Schutz vor einer Erkrankung aus. Daten aus Israel deuten auf nur 40 Prozent. Viel wichtiger ist jedoch: Die bei uns verabreichten mRNA-Impfstoffe schützen immer noch gut vor schweren Verläufen, gemäss aktuellen Zahlen zu rund 90 Prozent.
Impfen sorgt also für mildere Verläufe und verhindert Ansteckungen – wenn auch etwas weniger als noch vor einigen Monaten. Grund genug, nicht zu resignieren oder gar auf eine Impfung zu verzichten, «weil es ohnehin nichts bringt».
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