Entscheidung in PakistanVerlierer dieser Wahl sind die Jungen
Obwohl die Partei des inhaftierten Ex-Premiers Imran Khan keine Chance hat, stimmen viele jüngere Menschen für sie. Die Aussichten für eine bessere Zukunft stehen schlecht.

Sowohl Imran Khan als auch Nawaz Sharif riefen sich am Sonntag zu Siegern der Wahl in Pakistan aus, wobei der eine im Gefängnis sitzt und gar nicht antreten durfte und der andere klar verloren hat, nachdem es ihm auch trotz massiver Unterstützung durch das Militär und Behinderung der Opposition nicht gelungen war, die Mehrheit zu erringen. So gesehen sind beide eher Verlierer.
Imran Khan wurde mit Anklagen überhäuft, von denen einige wohl zutreffend sind, andere aber konstruiert wurden, um ihn von der Macht fernzuhalten. Er war 2018 als Hoffnungsträger gestartet, dann aber mit seinen Reformen nicht sehr weit gekommen. Nawaz Sharif, sein mutmasslicher Nachfolger, war schon sein Vorgänger gewesen, wurde aber 2017 aus dem Amt gedrängt und ebenfalls mit Anklagen überhäuft.
In beiden Fällen war das Militär, ohne das man in Pakistan nicht regieren kann, die treibende Kraft hinter den Entscheidungen im Parlament und vor Gericht. Es stand auch hinter der Idee, Nawaz Sharif aus dem Exil zurückzuholen, weil man einen populären Kandidaten gegen Khan brauchte, der als Gegner der alten Familien und des Militärs bei den jungen Wählern im Land nach wie vor beliebt ist. Das Durchschnittsalter in Pakistan liegt bei 20,6 Jahren.
Die Generäle und die beiden Familien haben Pakistan ruiniert
Diese jungen Wähler haben also in der Mehrheit für Khan und die sogenannten unabhängigen Kandidaten (von dessen Partei PTI) gestimmt, obwohl vorher klar war, dass diese nicht in der Lage sein würden, eine Regierung zu bilden, nachdem sie auf den Stimmzetteln nicht als Partei geführt worden sind. Aber das Signal, das die Jungen damit gesetzt haben, ist an Deutlichkeit kaum zu übersehen: Sie haben gegen das Militär und die Sharifs gestimmt, die im Wechsel mit den Bhuttos seit Jahrzehnten regieren.
Die Generäle und die beiden Familien haben Pakistan in dieser Zeit ruiniert. Die Wirtschaft liegt am Boden, sogar in der Landwirtschaft und im Textilbereich, den beiden wichtigsten Branchen, steht Bangladesh heute besser da. Dabei hatte sich das ehemalige Ost-Pakistan erst 1971 in einem blutigen Bürgerkrieg vom Hauptteil des Landes gelöst.
Man kann nur spekulieren, warum gewählt werden konnte
Viele Pakistanerinnen und Pakistaner sind arm, sie können nicht lesen oder schreiben, bekommen keine Schulbildung. In einem Land, in dem die Bevölkerung so jung ist, kann man die Regierungen der vergangenen dreissig Jahre dafür direkt verantwortlich machen: Sie haben es versäumt, irgendwelche Perspektiven zu schaffen.
Ausser Imran Khan waren immer nur diejenigen an der Macht, die auch heute wieder über eine Regierung bestimmen. Die Sharifs, die Bhuttos und das Militär. Man kann nur darüber spekulieren, warum die Generäle überhaupt haben wählen lassen. Vermutlich, weil es eine demokratisch legitimierte Regierung braucht, um mit dem Internationalen Währungsfonds zu verhandeln.
Und mit dem Klimafonds, der von den Vereinten Nationen aufgelegt wird und besonders von der Erderhitzung betroffenen Ländern wie Pakistan zugutekommen soll. Diese Gelder freilich werden versickern, die seit Jahren Herrschenden werden sie vor allem für sich zu nutzen wissen. Der wahre Verlierer ist also nicht Khan, auch nicht Sharif oder das Militär, sondern die wahren Verlierer sind die vielen jungen Leute in Pakistan, die gern eine bessere Zukunft hätten.
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