Onlineabstimmung in NeuseelandPūteketeke wird dank Komiker John Oliver der Vogel des Jahrhunderts
Mit Stimmen aus der ganzen Welt hat es ein unbekannter Haubentaucher zum Vogel des Jahrhunderts in Neuseeland geschafft. Dahinter steckt die Kampagne der Show «Last Week Tonight».
Ein Vogel mit leuchtenden Wangenfedern und kuriosem Balzverhalten ist in Neuseeland zum Vogel des Jahrhunderts gekürt worden. Der Haubentaucher, in dem Pazifikstaat Pūteketeke genannt, siegte bei dem weltweiten Wettbewerb mit riesigem Vorsprung, wie die Naturschutzorganisation Forest and Bird am Mittwoch mitteilte. Eigentlich hätte der Gewinner bereits am Montag verkündet werden sollen – jedoch nahmen so viele Menschen aus aller Welt an dem Votum teil, dass sich die Auszählung der Stimmen verzögert hatte.
Forest and Bird führt die beliebte Abstimmung jedes Jahr durch, um damit auf die Bedrohungen für die ikonischen Vogelarten des Pazifikstaates aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wurde aber nicht der «Vogel des Jahres», sondern sogar der «Vogel des Jahrhunderts» gesucht, um den 100. Geburtstag der Organisation zu feiern.
Der Haubentaucher triumphierte vor dem zweitplatzierten Kiwi, dem flugunfähigen Nationalvogel des Landes. Auf dem dritten Platz landete der Kea, ein vom Aussterben bedrohter Bergpapagei.
Einer der Gründe für die Pūteketeke-Begeisterung: Der britisch-amerikanische Moderator und Komiker John Oliver hatte als Pate für den Vogel geworben. Unter anderem umfasste seine Kampagne grosse Reklametafeln etwa in Paris, Mumbai und Tokio sowie einen Auftritt in der «Tonight Show with Jimmy Fallon» im Haubentaucherkostüm.
Da in den Teilnahmebedingungen zur Abstimmung nur eine gültige E-Mail-Adresse erforderlich war, aber kein Wohnort in Neuseeland nachgewiesen werden musste, konnten Menschen weltweit abstimmen. «Darum geht es doch in einer Demokratie letztlich: Die USA mischen sich in fremde Abstimmungen ein», scherzte John Oliver in seiner Sendung «Last Week Tonight».
Der Komiker griff aber nicht ungefragt in den Wettbewerb ein, er holte sich vorher die Erlaubnis der Organisatoren. Die Chefin der Naturschutzorganisation Forest and Bird gab ihm grünes Licht, um den Pūteketeke zu unterstützen. «Ich realisierte nicht, was da auf uns zukommen würde», sagte sie in einem Fernsehinterview.
Als sie dann den Beitrag in Olivers Show sah, musste sie fast weinen vor Lachen, sagt Nicola Toki. Der Komiker beschrieb darin, wie der Vogel seine eigenen Federn isst und dann wieder erbricht. Das soll helfen, Parasiten aus dem Körper zu bringen. Der Pūteketeke wird deshalb auch «Puking Bird» genannt, kotzender Vogel.
Der Paarungstanz bestehe darin, erzählte Oliver weiter, dass die beiden Rivalen jeweils ein bisschen nasses Gras in den Schnabel nehmen, einmal mit der Brust aneinanderprallen und dann rumstehen und nicht genau wissen, was sie als Nächstes tun sollen. «Ich habe mich noch nie mit einem Tier besser identifizieren können», sagte Oliver in seiner Show lachend.
Kritik mit Kiwi-Witz gekontert
Die Aktion von John Oliver sorgte in Neuseeland für Aufsehen, kam aber nicht nur gut an. Einige beklagten sich, dass der Komiker die Abstimmung verzerre und sich öfter über Neuseeland lustig mache. Viele setzten sich dafür ein, für den Nationalvogel, den Kiwi, zu stimmen. Oliver reagierte in seiner Sendung und machte sich über den Kiwi lustig, der aussehe wie eine Ratte, die einen Zahnstocher rumtrage.
Es seien aber natürlich alle Vögel grossartig und er würde jedem den Sieg gönnen, sagte der Komiker letzten Sonntag. «Das fällt mir so leicht zu sagen, weil ich weiss, dass wir nicht verlieren werden. Wir werden gewinnen – mit grossem Vorsprung.» Oliver sollte recht behalten.
Weniger als 1000 Exemplare
Die bis zu 50 Zentimeter langen Haubentaucher (Podiceps cristatus) sind Wasservögel, die in vielen Teilen der Welt vorkommen. Es gibt drei Unterarten, darunter den bei dem Wettbewerb gekürten und mittlerweile bedrohten «Australasian crested grebe», der in Australien und Neuseeland heimisch ist. Das Umweltministerium schätzt den Bestand in Neuseeland auf weniger als 1000 Exemplare.
Zu dem spektakulären Balzverhalten der Tiere zählt unter anderem ein heftiges Kopfschütteln, bei dem die Partner die Federhaube spreizen und ihre Hälse in die Luft recken. Auch beeindrucken die Tiere mit der sogenannten Pinguin-Pose, bei der sie sich durch schnelles Paddeln mit den Füssen senkrecht voreinander aus dem Wasser erheben.
Wenn die Jungen auf der Welt sind, sitzen sie bei der Fütterung gewöhnlich auf dem Rücken eines Elternteils, während der andere ihm mit dem Schnabel Nahrung reicht. Der Pūteketeke sei als Aussenseiter in den Wettbewerb eingestiegen, habe aber «dank seines einzigartigen Aussehens und seines bezaubernden Erziehungsstils» die Herzen der Menschen gewonnen, sagte Nicola Toki, Geschäftsführerin von Forest and Bird.
SDA/anf
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