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Onlineabstimmung in Neuseeland
Pūteketeke wird dank Komiker John Oliver der Vogel des Jahrhunderts

«Der Herr der Flügel: Ein Vogel, sie alle zu knechten», steht auf diesem Plakat: US-Komiker John Oliver übernahm die Patenschaft für den Pūteketeke und verhalf diesem mit einer Werbeaktion in mehreren Ländern zum Sieg in der Abstimmung.
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Ein Vogel mit leuchtenden Wangenfedern und kuriosem Balzverhalten ist in Neuseeland zum Vogel des Jahrhunderts gekürt worden. Der Haubentaucher, in dem Pazifikstaat Pūteketeke genannt, siegte bei dem weltweiten Wettbewerb mit riesigem Vorsprung, wie die Naturschutzorganisation Forest and Bird am Mittwoch mitteilte. Eigentlich hätte der Gewinner bereits am Montag verkündet werden sollen – jedoch nahmen so viele Menschen aus aller Welt an dem Votum teil, dass sich die Auszählung der Stimmen verzögert hatte.

Forest and Bird führt die beliebte Abstimmung jedes Jahr durch, um damit auf die Bedrohungen für die ikonischen Vogelarten des Pazifikstaates aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wurde aber nicht der «Vogel des Jahres», sondern sogar der «Vogel des Jahrhunderts» gesucht, um den 100. Geburtstag der Organisation zu feiern.

This 2022 photo supplied by the Royal Forest and Bird Protection Society shows a puteketeke and its chick at Lake Ellesmere, south of Christchurch, New Zealand. Vote count for New Zealand's Bird of the Century has been delayed by comedian John Oliver's global campaign, as he discovered a loophole in the rules, which allowed anybody with a valid email address to cast a vote. So he went all-out in a humorous campaign for his favored bird, the puteketeke, a water bird, on his HBO show "Last Week Tonight." (Peter Foulds/Royal Forest and Bird Protection Society via AP)

Der Haubentaucher triumphierte vor dem zweitplatzierten Kiwi, dem flugunfähigen Nationalvogel des Landes. Auf dem dritten Platz landete der Kea, ein vom Aussterben bedrohter Bergpapagei.

Einer der Gründe für die Pūteketeke-Begeisterung: Der britisch-amerikanische Moderator und Komiker John Oliver hatte als Pate für den Vogel geworben. Unter anderem umfasste seine Kampagne grosse Reklametafeln etwa in Paris, Mumbai und Tokio sowie einen Auftritt in der «Tonight Show with Jimmy Fallon» im Haubentaucherkostüm.

Für den Sieg seines «Schützlings» warf sich Komiker John Oliver selbst in ein Pūteketeke-Kostüm und trat so in der «Tonight Show with Jimmy Fallon» auf.

Da in den Teilnahmebedingungen zur Abstimmung nur eine gültige E-Mail-Adresse erforderlich war, aber kein Wohnort in Neuseeland nachgewiesen werden musste, konnten Menschen weltweit abstimmen. «Darum geht es doch in einer Demokratie letztlich: Die USA mischen sich in fremde Abstimmungen ein», scherzte John Oliver in seiner Sendung «Last Week Tonight».

Die Werbung von John Oliver für den Pūteketeke führte zu so vielen Voten, dass das Ergebnis erst drei Tage später als geplant bekannt gegeben wurde.

Der Komiker griff aber nicht ungefragt in den Wettbewerb ein, er holte sich vorher die Erlaubnis der Organisatoren. Die Chefin der Naturschutzorganisation Forest and Bird gab ihm grünes Licht, um den Pūteketeke zu unterstützen. «Ich realisierte nicht, was da auf uns zukommen würde», sagte sie in einem Fernsehinterview.

Der Moderator von «Last Week Tonight» machte in aller Welt Werbung für seinen Lieblingsvogel.

Als sie dann den Beitrag in Olivers Show sah, musste sie fast weinen vor Lachen, sagt Nicola Toki. Der Komiker beschrieb darin, wie der Vogel seine eigenen Federn isst und dann wieder erbricht. Das soll helfen, Parasiten aus dem Körper zu bringen. Der Pūteketeke wird deshalb auch «Puking Bird» genannt, kotzender Vogel.

Der Paarungstanz bestehe darin, erzählte Oliver weiter, dass die beiden Rivalen jeweils ein bisschen nasses Gras in den Schnabel nehmen, einmal mit der Brust aneinanderprallen und dann rumstehen und nicht genau wissen, was sie als Nächstes tun sollen. «Ich habe mich noch nie mit einem Tier besser identifizieren können», sagte Oliver in seiner Show lachend.

Kritik mit Kiwi-Witz gekontert

Die Aktion von John Oliver sorgte in Neuseeland für Aufsehen, kam aber nicht nur gut an. Einige beklagten sich, dass der Komiker die Abstimmung verzerre und sich öfter über Neuseeland lustig mache. Viele setzten sich dafür ein, für den Nationalvogel, den Kiwi, zu stimmen. Oliver reagierte in seiner Sendung und machte sich über den Kiwi lustig, der aussehe wie eine Ratte, die einen Zahnstocher rumtrage.

Es seien aber natürlich alle Vögel grossartig und er würde jedem den Sieg gönnen, sagte der Komiker letzten Sonntag. «Das fällt mir so leicht zu sagen, weil ich weiss, dass wir nicht verlieren werden. Wir werden gewinnen – mit grossem Vorsprung.» Oliver sollte recht behalten.

Weniger als 1000 Exemplare

Die bis zu 50 Zentimeter langen Haubentaucher (Podiceps cristatus) sind Wasservögel, die in vielen Teilen der Welt vorkommen. Es gibt drei Unterarten, darunter den bei dem Wettbewerb gekürten und mittlerweile bedrohten «Australasian crested grebe», der in Australien und Neuseeland heimisch ist. Das Umweltministerium schätzt den Bestand in Neuseeland auf weniger als 1000 Exemplare.

Zu dem spektakulären Balzverhalten der Tiere zählt unter anderem ein heftiges Kopfschütteln, bei dem die Partner die Federhaube spreizen und ihre Hälse in die Luft recken. Auch beeindrucken die Tiere mit der sogenannten Pinguin-Pose, bei der sie sich durch schnelles Paddeln mit den Füssen senkrecht voreinander aus dem Wasser erheben.

This handout photo taken on December 14, 2021 and released to AFP on November 15, 2023 courtesy of Leanne Buchan Photography shows a pair of Australasian crested grebes, known in New Zealand by its Maori name "puteketeke", on Lake Alexandrina in MacKenzie Country, New Zealand's South Island. A "weird puking bird" with a bizarre mating dance has won New Zealand's annual avian beauty contest, triumphing after British comedian John Oliver launched an unlikely global campaign. (Photo by Leanne Buchan / Leanne Buchan Photography / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / LEANNE BUCHAN PHOTOGRAPHY" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Wenn die Jungen auf der Welt sind, sitzen sie bei der Fütterung gewöhnlich auf dem Rücken eines Elternteils, während der andere ihm mit dem Schnabel Nahrung reicht. Der Pūteketeke sei als Aussenseiter in den Wettbewerb eingestiegen, habe aber «dank seines einzigartigen Aussehens und seines bezaubernden Erziehungsstils» die Herzen der Menschen gewonnen, sagte Nicola Toki, Geschäftsführerin von Forest and Bird.

SDA/anf