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OL-Läuferin aus Stäfa
Am Weltcup-Debüt fehlte ihr die Ruhe

ST.GALLEN, 10.05.2024 - Impression captured during the Swiss Orienteering KO-sprint test race, copyright by anderesformat + swiss orienteering / photo sandro anderes<br><br>
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Das war ein besonderes Gefühl. Siana Senn stand in Genua an der Startlinie. Ihr Empfinden: «Unglaublich, dass ich es hierhin geschafft habe.» Für die 23-Jährige handelte es sich um eine Premiere: Sie kam zu ihrem ersten Weltcup-Einsatz bei der Elite in der Sparte Sprint.

In der letzten Saison hatte sie auf dieser höchsten Stufe bereits ein Mittel- und ein Langdistanz-Rennen in Tschechien bestritten. «Aber Sprint ist etwas völlig anderes und für mich als Wald-Spezialistin neu.»

Auf diese Saison hin hatte Siana Senn umgedacht und umgestellt. Der internationale Wettkampf-Kalender ist wegen der Sprint-WM im Juli in Schottland auf dieses Segment ausgerichtet. Die Stäfnerin passte sich an und plante ebenso auf den Sprint – inklusive dessen Merkmale wie Stadt, Tempo, schnelle Entscheide.

Zuerst bestritt sie im Herbst ein Höhentrainingslager in Kenia, um gezielt ihr Maximaltempo auf der Strasse zu verbessern. Das zeigte Wirkung. Die Biologiestudentin verbesserte am Swiss City Marathon in Luzern ihre 10-km-Bestzeit auf 36:29 Minuten. Auf dieser physischen Grundlage baute sie während des Winters das spezifische Technik-Kartentraining auf. Ihr Ziel: sich für internationale Einsätze im Weltcup zu empfehlen.

Nicht genug Zeit genommen

Das ist ihr geglückt. Die Nomination für das Weltcup-Team stellte für sie «eine unglaubliche Genugtuung» dar. In Genua fühlte sie sich physisch und mental bereit für die Herausforderung. Trotzdem ging die Rechnung nicht auf.

Im Nachhinein sagte sie: «Leider fehlte mir in der technisch anspruchsvollen Startphase in einem parkähnlichen Gelände mit vielen zweidimensionalen Strukturen wie Tunnel und Brücken die Ruhe.» Die Folge: Fehler und massive Zeitverluste. Selbstkritisch hielt sie fest: «Ich hatte mir vorgenommen, mir die nötige Zeit für das Kartenstudium zu nehmen. Das tat ich nicht.» Sie habe Lehrgeld bezahlt.

Entsprechend enttäuscht war sie: «Mein Ziel waren Punkte im Sprint-Weltcup, das verpasste ich deutlich.» Als bitter bezeichnete sie dies. Sie hatte das Rennen derart lange und konsequent vorbereitet. Sie war überzeugt gewesen, viel besser abschneiden zu können. Hinzu kam Pech. Weil sich Martin Hubmann verletzte, fiel der Start im Team Schweiz IV der Mixed-Team-Staffel ins Wasser.

«Es war ein Wochenende mit einigen Ups und Downs», resümierte Siana Senn. Auf jeden Fall positiv war: Sie konnte Erfahrungen sammeln und durfte den Zieleinlauf direkt am Meer mit den jubelnden Fans erleben.

Jetzt zurück in den Wald

Bis zu ihrem Sprint-Schwerpunkt konzentrierte sich Siana Senn fast ausschliesslich auf den Wald-OL. Dem «Schwenker» gewinnt sie nun aber definitiv Erfreuliches ab. Denn bei den internen Testläufen inklusive Schweizer Sprint-Meisterschaften in Einsiedeln Mitte Mai zeigten sich die Fortschritte klar. Dass sie die beiden Heimrennen am Weltcup in Olten als Zuschauerin verfolgte, lag daran, dass ihr da die einstige Junioren-Weltmeisterin Eline Gemperle vorgezogen wurde. Senn bekam dafür den Vorzug in Genua.

Mit dem Italien-Rennen schloss Siana Senn ihre Sprint-Episode ab – zumindest vorläufig. «Jetzt geht es zurück in den Wald», sagt sie mit einem Lächeln. Für die Europameisterschaften Mitte August will sie sich empfehlen und qualifizieren. Von ihrem Sprint-Effort erhofft sie sich (physische) Fortschritte im Wald und erkennt bezüglich Aufstiegsmöglichkeiten neue Perspektiven.

Die Schwester als Trainerin

Siana Senn wird wieder auf dem Bewährten bauen. Ihre elf Jahre ältere Schwester Anina coacht sie – sie, die 2007 mit 17 an der Junioren-WM in Australien lief und den «grössten Fan» zu Hause in der Person von Siana wusste. Vor allem Anina verdankt es Siana, dass sie «nun im Training die richtige Balance gefunden hat». Sie betreut sie als Physiotherapeutin auch medizinisch. Die beiden Jahre, die Siana wegen Verletzungen verpasst hatte, sind in weite Ferne gerückt.

Die Aufsteigerin will den Weltcup-Schwung nutzen. In drei Wochen stehen die Selektionsläufe für die Europameisterschaften in Ungarn sowie für die Studenten-WM in Bulgarien an. Sogleich ist sie für einen Wald-Trainingsblock nach Frankreich gefahren. «Ich kann es kaum erwarten, zu spüren, wie sich die Routine im Wald wieder aufbaut», sagt sie.