Kommentar zu neuen KlimadatenOhne historische Quellen keine Politik
Die Vergangenheit ist für Klimaforscher ein Schlüssel für die Zukunft. Für den Menschen allerdings scheint sie vor allem eine Bürde.

«Nichts ist so beständig wie der Wandel.» Was der griechische Philosoph Heraklit vor gut 2500 Jahren sagte, ist heute noch gültig. Schliesslich sehen wir ja täglich, wie sich unsere Umgebung im Kleinen und Grossen verändert. So trivial dieser Leitspruch sein mag, Veränderungen zu erkennen, ist allerdings nicht immer so einfach. Davon können Klimaforscher ein Lied singen.
Es ist deren grosse Leistung in den letzten dreissig Jahren, aus den chaotischen Daten des globalen Klimasystems den Einfluss des Menschen eindeutig herauszulesen. Ohne diesen Erfolg gäbe es heute keine Politik gegen den Klimawandel.
Einen grossen Verdienst daran hat die Natur selbst. Sie hat die Veränderung des Klimasystems über Jahrhunderte, ja Jahrtausende archiviert: im Eis der Polargebiete, in den Sedimenten der Meere, den Jahrringen der Bäume, selbst in Gefrierprozessen der Flüsse, wie die neue Studie der Universität Bern zeigt. Es brauchte jedoch kluge Köpfe, die diese natürlichen Archive entdeckten und lesen konnten.
Nur die Natur verändert sich spürbar.
Dank diesen historischen Quellen kann die Wissenschaft heute belegen, dass die ansteigende globale Erderwärmung keine Laune der Natur ist, sondern zweifellos das Werk des Menschen. Die neusten Daten der Universität Bern zum Beispiel dokumentieren, wie die Winter in Eurasien schon in den 1940er-Jahren deutlich wärmer waren als im 18. und im 19. Jahrhundert und die Temperatur seither steil weiter angestiegen ist.
So aufwendig die Erkennung des Klimawandels für die Wissenschaft war und ist, anstrengender ist die Anerkennung des Klimawandels. Es scheint, als hätte die Gesellschaft den Ernst der Lage nun zumindest akzeptiert. Doch noch verändert sich nur die Natur spürbar. So muss man die neuen warnenden Berichte des Weltklimarates IPCC deuten. Die gute Nachricht ist aber: Der Mensch wäre technisch und politisch vorbereitet. Nun muss er «nur» noch sein Verhalten verändern.
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