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Meinung

Vorwürfe wegen Xhaka-Aussage
Ohne Gegenbeweis ist SRF-Reporter Sascha Ruefer kaum zu retten

Hat er sich tatsächlich rassistisch über Granit Xhaka geäussert oder fehlte der Kontext? SRF-Kommentator Sascha Ruefer.
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Es ist ein happiger Vorwurf, den «Die Wochenzeitung» (WOZ) in ihrer neuesten Ausgabe macht. Sascha Ruefer, der beim SRF die Spiele der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft kommentiert, habe sich «klar rassistisch» über Nationalteam-Captain Granit Xhaka geäussert, schreibt das Blatt. Und es zitiert Ruefer so: «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.»

Gesagt haben soll Ruefer den Satz bei den Aufnahmen für die kürzlich ausgestrahlte Dokumentarreihe «The Pressure Game», in der das Nationalteam vor und während der WM 2022 in Katar begleitet worden ist. Darin kommen auch Experten zu Wort wie eben Ruefer. Nur: Der Satz ist in der Endfassung der Dokumentation nicht zu hören.

Bekannt ist, dass Ruefer vor der Ausstrahlung eine Passage hat löschen lassen, offenbar aus Angst davor, dass ein Satz von ihm als rassistisch eingestuft werden könnte. Darüber berichtete zuerst CH Media Ende März. Susan Schwaller, Chefredaktorin von SRF Sport, sagte damals: «Es ist normal, dass es bei so einem Projekt zunächst eine Rohversion gibt. Diese wird zunächst in einer kleinen Runde angeschaut. Und danach mit sämtlichen Beteiligten nochmals gespiegelt. Wenn es Aussagen gibt, die im Kontext falsch verstanden werden könnten, dann greifen wir ein.»

Ruefer stellte Xhaka als Captain infrage

Ruefer hat sich in seinem Reporter-Leben nicht über den Fussballer Xhaka, aber über die Leaderfigur Xhaka wiederholt kritisch geäussert. Er hat nach dem Doppeladler-Jubel gegen Serbien an der WM 2018 in Russland gesagt, die Geste sei «dumm und dämlich» und trieb damit eine tagelange Debatte im ganzen Land an. Im Rückblick sagte er einmal, dass er sich nicht mehr so äussern würde. Nach dem nächsten Serbien-Spiel an der WM 2022 in Katar und Xhakas Griff in den Schritt hat Ruefer infrage gestellt, ob Xhaka weiter Captain des Nationalteams sein kann.

Emotional gegen Serbien: Granit Xhakas Auftritt an der WM in Katar gab zu reden – und Ruefer warf die Frage auf, ob er noch der richtige Captain für die Schweiz sei.

Nun also dieser Satz, den die WOZ zitiert. Diverse Schweizer Medien haben die Geschichte  aufgenommen. Die Schlagzeilen dazu lauten: «Rassismus-Vorwurf gegen Nati-Kommentator Ruefer» (Blick). Oder: «‹Vieles, aber kein Schweizer› – Riesen-Wirbel um Xhaka-Aussage von SRF-Ruefer» (20 Minuten).

Gegenüber dieser Zeitung bestätigt eine sehr gut informierte Quelle, dass Ruefer den Satz wie von der WOZ berichtet gesagt habe. Die entscheidende Frage aber ist: In welchem Kontext hat ihn Ruefer gesagt? Das ist bisher unklar. 

CH Media zitierte vor rund zehn Tagen einen Insider. Dieser berichtete, Ruefers Aussage sei aus dem Kontext gerissen worden und habe allein deshalb eine rassistische Note bekommen. «Der SRF-Kommentator wollte eigentlich Xhaka als Sportler charakterisieren. Aber in der Fassung, die ihm gezeigt wurde, wirkte es, als rede er über den Menschen Xhaka und nicht über den Fussballer Xhaka.»

«Aus dem Kontext gerissen», sagt SRF

Auch gegenüber dieser Zeitung berichten zwei voneinander unabhängige Quellen, Ruefers Aussage sei in der ursprünglichen Version von «The Pressure Game» im falschen Zusammenhang wiedergegeben worden. 

SRF hat am Donnerstag ebenfalls auf den Text der WOZ reagiert. Ruefer habe sich im einstündigen Interview zu keinem Zeitpunkt rassistisch über den Menschen oder die Herkunft Granit Xhakas geäussert, lässt Schwaller verlauten. Und sie sagt weiter: «In einer ersten Version des Films wurde eine Aussage aus dem Kontext gerissen, sodass sie falsch verstanden werden konnte. Deshalb hat Sascha Ruefer das ganze Statement zurückgezogen.»

Wenn alles so klar ist, wie es mehrere Quellen und Schwaller behaupten, ist das gut für Ruefer. Wenn nicht, wäre er als Kommentator für das Nationalteam kaum noch zu retten. Die Frage ist nur: Wieso schafft SRF nicht endgültig Klarheit für seinen bekanntesten Live-Kommentator und veröffentlicht die Originalfassung? Solange das nicht passiert, bleibt Ruefer von vielen vorverurteilt auf dem Grill liegen.