Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Österreichs Vizekanzler tritt nach Skandal-Video zurück

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Heinz-Christian Strache ist nicht mehr österreichischer Vizekanzler. Er habe Bundeskanzler Sebastian Kurz seinen Rücktritt angeboten und dieser habe ihn akzeptiert, sagte der FPÖ-Obmann in einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz am Samstag kurz nach Mittag.

«Dumm, unverantwortlich, ein Fehler.» So beschreibt der österreichische Vizekanzler sein Verhalten im heimlich aufgenommenen Video, das am Freitagabend das Magazin «Spiegel» und die «Süddeutsche Zeitung» veröffentlichten. Darin versprechen Strache und sein Stellvertreter Johann Gudenus der angeblichen Russin, die offenbar nur ein Lockvogel war, gute Geschäfte und wirtschaftliche Gegenleistungen, wenn sie die mächtige Boulevardzeitung «Kronen Zeitung» kaufe.

Nach der Publikation des Videos ging es schnell: Bereits am Samstag um 11 Uhr muss Strache zur Krisensitzung mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, eine knappe Stunde später verliest er seinen Rücktritt. Der zehnminütige Auftritt des Vizekanzlers kurz vor 12.30 Uhr ist dabei bemerkenswert: Einerseits entschuldigte er sich für sein Benehmen, er sei besoffen gewesen. Er habe sich verleiten lassen, viele Dinge zu sagen, die nüchtern betrachtet nicht gingen. Sein Verhalten sei «peinlich und katastrophal». Es sei «alkoholbedingtes Machogehabe» wegen der attraktiven Gastgeberin gewesen. Er habe sich wie ein «Teenager» verhalten.

Andererseits gibt er sich angriffig und klagt über eine Verschwörung gegen ihn, von einem «gezielten politischen Attentat», ausgeführt von ausländischen Geheimdiensten und inländischen politischen Gegnern. Konkreter wird er dabei allerdings nicht, sondern lobt die Arbeit der bisherigen Regierung und begründete damit auch seinen Rücktritt: «Meine Person darf nicht der Grund sein, dass die Regierung gesprengt wird.»

Die brisanten Aufnahmen von Österreichs Vizekanzler

Video: SZ

Keine halbe Stunde nach Strache erklärt auch sein Stellvertreter in der Partei und politischer Ziehsohn Johann Gudenus seinen Rücktritt von allen politischen Funktionen. Seine Erklärung kommt allerdings nur schriftlich. Gudenus hatte das Treffen mit der angeblichen Oligarchin in der Ibiza-Villa eingefädelt. Strache sagt, er habe diese Frau nur damals getroffen und danach nie wieder. Er betont auch, dass er keine Gesetze verletzt habe. Er will nun seinerseits gegen die Urheber des Lausch- und Videoangriffs sowie gegen die Medien, die das Videomaterial veröffentlichten, rechtlich vorgehen.

Sein Amt als FPÖ-Obmann übernimmt Norbert Hofer. Dieser soll auch das Vizekanzleramt übernehmen, wenn es nach Strache und der Partei geht, um die Koalition zu retten. Ob Sebastian Kurz dies akzeptiert oder auf Neuwahlen setzt, bleibt die grosse Frage im Moment. Der Bundeskanzler soll sich am Abend gegen 20 Uhr äussern. Die Entscheidung, wie es nun in der österreichischen Politik weitergehe, soll der Kanzler für sich allerdings schon gestern Abend getroffen haben. Die Opposition fordert geschlossen den Rücktritt der gesamten Regierung und Neuwahlen.

Bürger fordern Neuwahlen

SDA/amc/bo