6:5-Sieg gegen ÖsterreichA bisserl Wahnsinn und eine frohe Kunde
Die Schweizer Eishockeyaner gewinnen nach einem sorglosen Spektakel. Ab heute können sie auf weitere NHL-Verstärkung zählen: Stürmer Kevin Fiala kommt.
Mangelnden Sinn für Unterhaltung kann man der Schweizer Nationalmannschaft in Prag nicht vorwerfen. Sie schiesst Tor um Tor, bereits elf sind es nach zwei Spielen, vergessen sind die in der Offensive harzigen Testspiele. Und dennoch kann Nationaltrainer Patrick Fischer nicht nur zufrieden sein. Denn sieben Gegentore gegen die Aussenseiter Norwegen und Österreich sind viel zu viel. «Wir müssen defensiv viel entschlossener in die Zweikämpfe gehen», moniert er nach dem Spiel.
Es ist noch zu früh im Turnier, um grundsätzliche Fragen über die Abwehr und das Defensivverhalten zu stellen. Aber es braucht gewaltige Steigerungen, schon am Montag gegen Tschechien. Gegen das Team Austria hinterlassen die Schweizer einen in vielen Belangen zwiespältigen Eindruck. Sie geraten 0:2 und 1:3 in Rückstand, kassieren auch noch das 4:4 und 5:5, als sie endlich in Führung liegen. Wahnsinn auf Eis.
Was auch irritiert: Es braucht am Ende viel zu viel Josi und Hischier und viel zu viel Powerplay, um den Aussenseiter zu bezwingen. Der Verteidiger trifft zwei Mal, dem Stürmer gelingt sogar ein Hattrick und der Siegtreffer 51 Sekunden vor Schluss. Vier dieser Tore fallen in Überzahl, zwei gar in doppelter. Dazu kommt ein fünfter Treffer mit einem Österreicher auf der Strafbank: Ken Jäger erzielt beim 4:3 sein erstes Länderspieltor.
Josis Präsenz ist immens, nach zwei Drittel kommt er bereits auf knapp 18 Minuten Eiszeit – am Ende sind es fast 28, davon alleine knapp 19 bei 5-gegen-5! Der Schweizer Captain fällt nebst dominantem Spiel auch mit Momenten auf, in dem er fast schon zu viel will. Wer erwartet hat, dass die Schweiz gegen Österreich mit einer abgeklärten Kollektivleistung zu einem Sieg kommt, wird enttäuscht.
«Ja, wir mussten heute forcieren, auch wenn wir ursprünglich mit vier Linien durchspielen wollten», sagt Fischer. Auch das «Experiment» mit vier Verteidigerpaaren wird nach rund 15 Minuten abgebrochen, das Paar Fora/Jung wird danach nicht mehr eingesetzt. Mit dem Bündeln der Kräfte zum erknorzten Sieg gegen Österreich: Das ist trotz Chancenplus über 60 Minuten ein irritierender Nachgeschmack dieser Partie.
Ein anderer: Haben die Schweizer das Team Austria womöglich unterschätzt und halt nur ein wenig und vor allem im Powerplay «knebeln» wollen? Sie wirken häufig fahrig, sind nur kurzfristig im Mitteldrittel nach dem 1:3-Rückstand wirklich entschlossen.
Dazu passen die Goalieleistungen. Reto Berra wirkt unsicher, er bleibt nach zwei Dritteln wegen einer leichten Nackenblessur in der Garderobe. Sein Ersatz Akira Schmid, der an seinem 24. Geburtstag zum WM-Debüt kommt, sieht beim 5:5 ebenfalls nicht vorteilhaft aus. Er verhindert aber das 5:6 mit einer Glanzparade gegen Marco Rossi – nur darum kann Hischier ein paar Minuten danach den späten Gamewinner erzielen. Dieser ist umstritten, die Strafe gegen den Österreicher Bernd Wolf, der zum Powerplay führt, ist sehr streng geahndet.
Fiala schon am Montag im Einsatz?
Die erste frohe Kunde erreicht die Schweizer Nationalmannschaft bereits vor dem Spiel: Kevin Fiala wird definitiv Patrick Fischers Team in Tschechien verstärken. Eigentlich hatte man bei Swiss Ice Hockey nicht mit der WM-Teilnahme des Stürmers der Los Angeles Kings gerechnet. Zwar hatte er seine Zusage gegeben. Da aber seine Ehefrau ihr erstes Kind am 21. Mai und damit mitten im Turnier erwartete, schien eigentlich klar: Fiala wird passen müssen.
Doch nun traf Unerwartetes ein: Das Kind kam früher als erwartet auf die Welt, somit stand der Anreise des Flügelstürmers nichts mehr im Weg. Fiala sollte, falls alles wie geplant verläuft, am Montagabend gegen Tschechien im Team stehen. Welcher Flügelstürmer für ihn weichen muss oder allenfalls auf die Center-Position wechselt, wird erst am Spieltag entschieden
Fialas Glück ist das Pech Thierry Baders. Er und Verteidiger Sven Jung waren bis am Samstag die einzigen Schweizer gewesen, die von Swiss Ice Hockey noch nicht offiziell als Turnierspieler gemeldet worden waren. Wegen Fiala war aber nun nur noch ein Platz frei, und weil Jung am Sonntag gegen Österreich sein WM-Debüt gab, muss Bader auf seine erste Weltmeisterschaft weiterhin warten.
Es wäre auch eine schöne Story gewesen: Bader gegen Bader. Der Stürmer des SCB gegen Roger Bader, dem Nationaltrainer Österreichs. Vater gegen Sohn, das gab es an einer WM noch nie. Und die Traum-Schlagzeile des Vaters wurde damit ebenfalls verunmöglicht: «Bader gewinnt gegen die Schweiz, Bader trifft gegen Österreich». Um ein Haar hätte es immerhin zum Punktgewinn für Bader senior gereicht.
Andres Ambühl sammelt Punkte
Was im Getöse dieses Wahnsinns auf Eis fast untergeht, oder eben genau dazu passt: Turniersenior Andres Ambühl (40) sammelt drei weitere Assists und steht nach zwei Spielen bei deren vier – nur der finnische NHL-Star Mikael Granlund kommt bislang ebenfalls auf diese Anzahl Torvorlagen. Der Captain des HC Davos blüht an seiner 19. WM in der 1. Schweizer Powerplay-Linie neben den NHL-Spielern Josi, Hischier, Kuraschew und Niederreiter in ungewohnter Position direkt vor dem Tor auf.
Österreich
Schweiz
35’ TOR ÖSTERREICH, 4:4
Haudum trifft. Ärgerlich
33’
Jetzt muss Kukan wegen Beinstellens auf die Strafbank. Jedoch eine Fehlentscheidung der Schiedsrichter
In Prag geht es zu und her wie einst auf dem Pausenplatz: Plötzlich drehen die Schweizer die Partie. Innerhalb von 13 Sekunden trifft das Team von Patrick Fischer doppelt. Angeführt vom überragenden Roman Josi (2 Tore, 1 Assist) gelingt in doppelter Überzahl das 3:3. Dann, kaum angespielt, trifft Ken Jäger in einfacher Überzahl zum 4:3. Andrighetto kam mit viel Speed in die Zone, spielte die Scheibe quer durch die ganze Box zu Jäger.
30’ TOR SCHWEIZ, 3:4
Ken Jäger trifft
30’ TOR SCHWEIZ, 3:3
Und wer trifft? Natürlich Roman Josi
29’
Riesen-Chance für die Schweiz. Niederreiter lenkt Josis Abschluss an den Pfosten. Dafür wieder Strafe gegen Österreich. Die Schweiz nun während 61 Sekunden mit 2 Mann mehr
28’
Super Aktion der Schweizer jetzt. Nico Hischier trifft aber bloss das Aussennetz. Dafür kann das Team von Patrick Fischer nun in Überzahl agieren. Es trifft den SCB-Stürmer Benjamin Baumgartner nach einem Stockhalten. Fällt hier das 3:3?
27’
Roman Josi ist der bisher auffälligste Schweizer. Das 1:0 erzielte er selbst, das 2:0 bereitete er vor. Die Schweizer zeigen nun ein anderes Gesicht, gefallen durch ihr aggressives Forechecking, kommen endlich zu Torchancen.
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23’
Wieder ist es Roman Josi, der brilliert. Er findet Nico Hischier im Slot. Und plötzlich sind die Schweizer wieder dran. Was ist das für ein Spiel?
23’ TOR SCHWEIZ, 3:2
Nico Hischier trifft
22’
5 Sekunden vor Ablauf der Strafe trifft Lukas Haudum nach einem starken Zuspiel Dominik Zwergers durch die Box
22’ TOR ÖSTERREICH, 3:1
Und Österreich stellt den Zweitorevorsprung wieder her!
21’
Weiter geht es. Die Schweiz noch während 113 Sekunden in Unterzahl
Österreich liegt bisher verdient in Führung. Doch wer ist der Trainer an der Bande unseres Gegners? Lesen Sie das Interview mit dem Zürcher Roger Bader.
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Hier das zweite Tor der Österreicher…
Pause
Was für ein Drittel. Die Schweiz hat die ersten Minuten völlig verpennt, geriet mit 0:2 in Rückstand, fand dank einer doppelten Überzahl und Roman Josi – immer wieder er – aber zurück ins Spiel. Es kann nur besser werden
20’
Unnötige Strafe gegen Bertschy nach einem Stockhalten in der gegnerischen Zone
18’
Österreich nun wieder komplett
Nach einem Bullygewinn trifft Josi. Die Assists gehen an Loeffel und Ambühl
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