Öffentlicher Verkehr in ZürichUnfallserie und hohes Defizit bei den VBZ
Tödliche Unfälle, Defizit und aussergewöhnliche Fahrzeiten: Die Zürcher Verkehrsbetriebe haben ein schwieriges Jahr hinter sich.
- Fünf tödliche Unfälle belasten die Zürcher Verkehrsbetriebe dieses Jahr.
- Personalmangel führte zu einem Sonderfahrplan und einem Millionendefizit.
- Am 15. Dezember 2024 kehrt der normale Fahrplan der VBZ zurück.
Das Tragische kam am Schluss zur Sprache.
Am Dienstag blickten Stadtrat Michael Baumer (FDP) und Ad-interim-Co-Direktor Thomas Hablützel zurück auf ein aussergewöhnliches Jahr für die Zürcher Verkehrsbetriebe. Fünf tödliche Unfälle ereigneten sich, zuletzt am 12. November, als ein Tram der Linie 3 einen 41-jährigen Fussgänger erfasste.
«Jeder dieser Unfälle ist eine Tragödie», sagte Michael Baumer am Ende der VBZ-Jahresmedienkonferenz. Diese beschäftigten alle.
Co-Direktor Hablützel ergänzte: «Diese Unfälle machen uns alle bei den VBZ sehr betroffen.» Alle Unfälle würden analysiert, mögliche Massnahmen auf der Strasse, aber auch bei den Fahrzeugen geprüft. Stichwort: Tram-Airbags, welche die VBZ getestet haben, die aber noch nicht serienreif sind. Es sei aber auch so, sagte Hablützel, dass die Hektik im Alltag zugenommen habe. Deshalb beteiligten sich die VBZ an einer nationalen Kampagne, welche die Aufmerksamkeit der Fussgängerinnen und Fussgänger im Verkehr erhöhen soll.
Hohes Defizit
Es waren aber nicht nur die tödlichen Unfälle, die den VBZ ein aussergewöhnliches Jahr bescherten. Die VBZ beschäftigte vor allem der Personalmangel mit all seinen Folgen, wie Michael Baumer und Thomas Hablützel zuvor ausführten.
In Kürze: Den VBZ fehlten die Fahrerinnen und Fahrer. Es kam zu vielen Kursausfällen, weshalb sich die Verkehrsbetriebe 2023 entschieden hatten, 2024 mit einem Notfallfahrplan zu fahren. So wurde etwa auf allen Tramlinien und den stark frequentierten Buslinien abends nur noch ein 15-Minuten-Takt gefahren.
Weil die VBZ das Angebot reduziert haben, gibt es gleichzeitig weniger Geld vom Zürcher Verkehrsverbund. Deshalb rechnen die VBZ mit einem Defizit von über 11 Millionen Franken. Sofortige Sparmassnahmen bei Personal- und Sachkosten wurden beschlossen, was wiederum die Gewerkschaften verärgerte.
Rückkehr zum normalen Takt
2025 soll sich nun wieder vieles normalisieren. Per 15. Dezember gilt der alte Taktfahrplan, und es gibt kleinere Ausbauten auf diversen Buslinien. Den VBZ sei es gelungen, genügend neues Fahrpersonal zu rekrutieren, sagte Thomas Hablützel.
Die Rückkehr zum Normalfahrplan dürfte zudem die Finanzen entlasten. Der Sonderfahrplan war der Hauptgrund für das hohe Defizit. Weniger Fahrten bedeuteten weniger Geld für die VBZ und das bei gleichbleibenden Fixkosten.
Die Situation bleibe aber «herausfordernd», betonten Michael Baumer und Thomas Hablützel. Die krankheitsbedingten Absenzen seien weiterhin zu hoch. «Wir haben einen breiten Strauss an Massnahmen ergriffen und kehren mit gutem Gewissen zum Normalfahrplan zurück», sagte Hablützel. Aber: Der Winter kommt, die nächste Grippewelle ebenso, die nächste Pensionierungswelle auch.
Lösung bei Fussballspielen
Immer noch aussergewöhnlich bleibt die ÖV-Situation nach Fussballspielen rund um das Stadion Letzigrund. Dennoch zeigte sich Michael Baumer an der Medienkonferenz erleichtert, dass in diesem Jahr gemeinsam mit dem FC Zürich eine neue Lösung «für dieses grosse Ärgernis» gefunden werden konnte. Inzwischen kann die Tramlinie 3 wieder durchgehend fahren. Die VBZ bemühen sich zudem, den Betrieb der Linie 2 jeweils schnellstmöglich wieder hochzufahren.
Noch unklar ist, wie es beim Tram Affoltern weitergeht. Der Kanton gab bekannt, die Finanzierung um zwei Jahre nach hinten schieben zu wollen. Das würde den vorgesehenen Baustart von 2026 auf 2028 verschieben. Die Stadt intervenierte daraufhin. Über die laufenden oder anstehenden Gespräche und deren Inhalte machte Michael Baumer keine Angaben.
Dass es das neue Tram dringend braucht, davon ist Baumer überzeugt. Die Stadt wachse schnell, Zürichs Norden ebenso. Insgesamt werden die VBZ bis Ende 2024 wohl rund 300 Millionen Fahrgäste zählen. Das sind etwas mehr als im vergangenen Jahr und wieder fast so viele wie vor der Pandemie.
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