Steininseln verschwindenOberriedens Strassenrabatten werden wieder begrünt
Aus Spargründen liess der Gemeinderat die Bepflanzung der Strassenrabatten durch Steine ersetzen. Nun reagiert er auf den Druck aus der Bevölkerung.
Manchmal sind Steine im wahrsten Sinn des Wortes Stein des Anstosses. So geschehen in Oberrieden. Im Herbst 2017 liess der Gemeinderat aus verschiedenen Strassenrabatten entlang der Alten Landstrasse die Bepflanzung entfernen. Die Rabatten wurden darauf mit Steinen gefüllt. Dies alles, ohne die Bevölkerung im Vorfeld zu informieren.
Das kam bei den Oberriednern nicht gut an. Der Tenor: Die Steininseln seien optische Schandflecke, und die Gemeinde versuche auf Teufel komm raus zu sparen. Auch die Unternehmervereinigung Oberrieden (UVO) äusserte den Wunsch nach einer Aufwertung der Strassenräume. Ihren Unmut geäussert haben 322 Bewohner schliesslich, indem sie eine Petition für eine nachhaltige Gestaltung der Strassenrabatten unterschrieben haben, die vom Natur- und Vogelschutzverein Oberrieden (NVO) lanciert worden war.
Zweieinhalb Jahre später zeigt sich nun: Der Gemeinderat hat diesen Protest ernst genommen. Wie er mitteilt, will er den Strassenraum aufwerten. Dazu präsentiert er ein Konzept für die Begrünung der Strassenbegleitflächen, wie die Rabatten im Fachjargon heissen. Diese sollen sich künftig nicht nur verkehrssicher und unterhaltsarm, sondern auch ökologisch wertvoll und ästhetisch ansprechend präsentieren.
Mehr als 5100 Quadratmeter
Die Bestandesaufnahme von Oberriedens Strassenrabatten zeigt, dass sie zusammengezählt eine Grösse von 5100 Quadratmetern ergeben – was einem kleinen Fussballfeld entspricht. Unmittelbaren Handlungsbedarf sieht der Gemeinderat in 16 Prozent dieser Gesamtfläche – unter anderem bei den Steininseln an der Alten Landstrasse.
Umgestaltet würden die Flächen gemäss fünf verschiedenen Kategorien. In kleinen Flächen, beispielsweise Mittelinseln an stark befahrenen Strassen, sind niedrige, 10 bis 30 Zentimeter hohe einheimische Pflanzen vorgesehen, die höchstens ein bis zweimal pro Jahr geschnitten werden müssen, also mehr oder weniger sich selbst überlassen werden können (Extensive Kategorie). In den anderen vier Kategorien sind ebenfalls einheimische Pflanzenarten vorgesehen, je nach Ort dürfen sie aber höher werden. Am Strassenrand ist beispielsweise eine Höhe von 40 bis 80 Zentimetern vorgesehen (Halbextensiv). Und je weniger wichtig die Sicht ist, also beispielsweise bei der Abgrenzung von Fusswegen, desto grösser darf die Artenvielfalt sein (Halbintensiv), und es sollen auch auch Stauden (Intensiv) oder sogar Bäume (Spezial) zum Zug kommen.
Kosten von 28’000 Franken
Oberriedens Gemeindepräsident Martin Arnold (SVP) ist überzeugt, mit diesem Begrünungskonzept schaffe es der Gemeinderat, drei verschiedene Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen: «Kostengünstig erreichen wir eine ansprechende Dorfgestaltung und können gleichzeitig etwas für die Ökologie tun.» Die Kosten für die Neugestaltung der genannten 16 Prozent der Rabatten beziffert der Gemeinderat mit 28’000 Franken, was im Rahmen der Budgets Strassenunterhalt abgebucht wird. Die Arbeiten werden in den beiden folgenden Sommern durchgeführt: der Rückbau durch den Werkhof, das Anlegen der neuen Rabatten durch ein lokales Gartenbauunternehmen. «Und die anderen 84 Prozent der Rabatten werden wir sukzessive erneuern, wenn eine Strassensanierung ansteht», sagt Arnold.
Zufrieden mit dem Konzept zeigen sich auch die Vertreter der Unternehmervereinigung und des Natur- und Vogelschutzvereins. Jean-Luc Meier, Präsident der Unternehmervereinigung und Mitglied im Gemeinderat, sagt, vonseiten der UVO begrüsse er es, «dass die Steinwüsten verschwinden». Natürlich bleibe noch abzuwarten, wie die umgestalteten Flächen dereinst aussehen. «Aber zum Beispiel die Grünfläche bei der Sammelstelle Bahnhof Dorf zeigt, dass aus der Zusammenarbeit von Pflanzen und Steinen etwas Schönes entstehen kann.»
Auch Maurus Frei, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins, äussert sich zufrieden zum neuen Begrünungskonzept. «Wenn es wirklich so umgesetzt wird, erreichen wir eine nachhaltige Gestaltung und Bewirtschaftung der Strassenbegleitflächen.» Dass zu Beginn erst 16 Prozent der Rabatten umgestaltet werden, findet er in Ordnung. «Es wäre vermessen gewesen zu erwarten, dass in den nächsten zwei Jahren gleich alle erneuert werden. Und es geht ja in erster Linie um die Beseitigung der Steinrabatten.» Ein besonderes Auge werde der NVO darauf haben, dass wenn immer möglich auch Bäume gepflanzt werden, also auch die Kategorie Spezial umgesetzt wird. Er sagt: «Einheimische Bäume wie eine Linde sind nicht nur schön fürs Dorfbild, sondern auch gut fürs Dorfklima und die Ökologie.»
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