Footballikone, Filmstar und HäftlingO.J. Simpson erliegt Krebsleiden
In den 90er-Jahren stand der Footballstar wegen Mordes an seiner Frau vor Gericht. Nun ist er nach Angaben seiner Familie im Alter von 76 Jahren gestorben.

Der vor drei Jahrzehnten in einem weltweit Aufsehen erregenden Prozess vom Mordverdacht freigesprochene Ex-Footballstar O.J. Simpson ist gestorben. Simpson starb im Alter von 76 Jahren an einer Krebserkrankung, wie seine Familie am Donnerstag mitteilte.
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Simpson sei von seinen Kindern und Enkelkindern umgeben gewesen, als er starb, teilte die Familie mit. «Während dieser Zeit des Übergangs bittet seine Familie darum, ihre Wünsche nach Privatsphäre und Anstand zu respektieren.»
Die wichtigsten Momente seines Lebens
Geboren wurde Orenthal James – «O.J.» – Simpson am 9. Juli 1947 in San Francisco. Er wuchs in extremer Armut auf und war in seinem frühen Leben bei schlechter Gesundheit – doch das Blatt wendete sich für ihn. Denn schon als Kind zeigte sich sein sportliches Talent, und bald stellte er an der renommierten University of Southern California Rekorde auf. Als Profi schaffte er es in die Football-Liga NFL und war für die San Francisco 49ers und die Buffalo Bills erfolgreich. Sein Spitzname lautete «The Juice» (Der Saft) – abgeleitet von seinem Vornamen O.J. (Orange Juice, Orangensaft). Wenn er mal wieder allen davonlief, dann haben sie sich zugeraunt: «The Juice is loose». Der Saft ist aus der Packung, niemand kann ihn einfangen. Im Jahre 1973 durchbrach er bei den Bills als erster Spieler der NFL innert einer Saison die 2000-Yards-Marke.

Nach dem Ende seiner Karriere wurde der charismatische Simpson zum Sympathieträger, war Werbeträger (von Hertz – und natürlich Orangensaft) spielte in Filmen (als Detektiv Nordberg an der Seite von Leslie Nielsen in der Kriminalkomödie «Die nackte Kanone») und Fernsehserien mit und kommentierte auch Sportereignisse. Irgendwann galt der Junge aus dem Ghetto von San Francisco als «Bürgermeister von Brentwood» – dieser Stadtteil gehört neben Beverly Hills und Bel Air zu den teuersten von Los Angeles.

Dann aber kommt das Jahr 1994: Simpson wird verdächtigt, seine Ex-Frau Nicole Brown und deren Bekannten Ronald Goldman ermordet zu haben. In einem weissen Ford Bronco flieht Simpson vor der Polizei, Helikopter und Polizeiautos folgen Simpson auf der Autobahn in Los Angeles, die ganze Nation verfolgt das Spektakel gebannt live vor dem Fernseher.

Simpson ergibt sich schliesslich und landet vor Gericht – wird aber in einem Jahrhundertprozess 1995 überraschend freigesprochen. Für die Hinterbliebenen der Opfer ist es nur eine kleine Genugtuung, als Simpson 1997 in einem Zivilprozess schuldig gesprochen und zur Zahlung einer Millionenstrafe verurteilt wird.

Wegen eines anderen Vorfalls landet Simpson schliesslich doch noch im Gefängnis. 2008 wird er im US-Bundesstaat Nevada wegen bewaffneten Raubs und Körperverletzung zu 33 Jahren Haft verurteilt. Er verbüsst neun Jahre in einem abgelegenen Gefängnis im Norden Nevadas, wo er unter anderem als Hauswart einer Sporthalle arbeitet. 2017 wird er auf Bewährung entlassen. Seitdem lebte Simpson, der zweimal verheiratet war und fünf Kinder hatte, in Las Vegas ein Leben fernab der Öffentlichkeit.
Die öffentliche Faszination liess nie nach
Die Diskussionen, ob Simpson irgendwie auch für seinen Freispruch in seinem Mordprozess bestraft worden sei, ebbten in der Folge nie ab. «Ich glaube nicht, dass die meisten Amerikaner glauben, dass ich es getan habe», sagte Simpson kurz nach seinem Freispruch 1995 der «New York Times». «Ich habe Tausende von Briefen und Telegrammen von Leuten bekommen, die mich unterstützen.»
2017 gewann eine fast achtstündige Dokumentation namens «O.J. Simpson – Eine amerikanische Saga» («O.J.: Made in America») den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Nun, nach seinem Tod, sagte der Vater des Opfers Ronald Goldman dem Sender NBC: «Es ist kein grosser Verlust für die Welt. Es ist eine weitere Erinnerung daran, dass Ron nicht mehr da ist.»
Simpson hatte zur Zeit seines Mordverfahrens für einige Zeit bei der Familie von TV-Sternchen Kim Kardashian gewohnt. Deren Vater, Robert Kardashian, war in dem spektakulären Mordverfahren Teil des Verteidigerteams. Simpson habe sich damals für kurze Zeit im Zimmer ihrer Schwester Khloe einquartiert, erzählte Kim Kardashian 2015 im Interview mit dem US-Magazin «Rolling Stone». Wegen des Prozesses rückten Robert Kardashian und seine Familie in den Fokus der Öffentlichkeit. Zuvor kannte die Familie niemand. Auch die damals 16-jährige Kim Kardashian war noch nicht prominent.
AFP
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