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Meinung

Nur scheinbar ein klarer Entscheid

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Immer wieder in den letzten zehn Jahren wurden die Vorteile eines zu hohen Testosteronwertes diskutiert. Semenya hielt sich grösstenteils aus den Streiterein raus und gab die Antwort auf der Bahn.
Der grosse Rückschlag nach einer jahrelangen Diskussion: Semenya muss ihren Testosteronwert ab dem 8. Mai senken, damit sie weiterhin an internationalen Wettkämpfen starten darf.
Der erste grosse Erfolg: Die damals 18-jährige Caster Semenya überrascht bei der Leichtathletik-WM in Berlin alle und holt die Goldmedaille über 800 Meter.
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Die kleinen Buchstaben haben in diesem Fall nie genügt. Von einem «D-Day» für Caster Semenya und ihren Anhängern schrieb das Leitmedium CNN jüngst martial. Die 2-fache 800-m-Olympiasiegerin hatte vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen den Entscheid des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF rekurriert. Die IAAF regelt, wer in ihrer Frauenkategorie starten darf – und zwang Intersexuelle wie Semenya dazu, ihren Testosteronwert via Medikamente auf ein vorgegebenes Level zu drücken. Ansonsten hätten sie gegenüber ihren Konkurrentinnen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil, so die IAAF.

Das CAS entschied am Mittwoch zugunsten der IAAF und damit gegen die Südafrikanerin. Es hält das IAAF-Vorgehen im Gegensatz zu Semenya weder für «diskriminierend, unnötig und disproportional», noch den gewählten Ansatz via Senkung des Testosteronspiegels für «unzuverlässig».

Wohl ist es den CAS-Richtern mit ihren Entscheid allerdings nicht. Sie fordern die IAAF auf, ihre Strategie zu überdenken und ihren jetzigen Ansatz sein zu lassen, weil die Beweisführung allein via Testosteron sehr fraglich sei. Der Weltverband will nicht nachdenken. Kurz nach dem Verdikt teilte er mit, die bislang sistierten Regeln im Umgang mit Intersexuellen ab 8. Mai aufzuheben. Er fühlt sich also als Sieger in einem Prozess, in dem es bloss Verliererinnen gibt, kleinere und grössere.

Denn letztlich ist das erhoffte Präjudiz-Urteil ausgeblieben, das man vom CAS erwartete. Es sagt zwar, dass der Sport regeln darf, wen er zu seiner Frauenkategorie zulässt. Die Richter sagen aber auch, dass sie den aktuellen Ansatz für sehr zweifelhaft halten. Das bedeutet mit anderen Worten: Obschon der Wettkampfsport seit Jahrzehnten zwei Kategorien führt, kann er rechtlich weiterhin nicht stichhaltig definieren, wann eine Frau als Frau gilt.

Caster Semenya wird, sofern sie dem Sport erhalten bleibt, darum wohl gegen das Vorgehen der IAAF klagen. Sie muss dann beweisen, warum in ihrem spezifischen Fall der Testosteron-Ansatz unzureichend ist. Ihr werden andere intersexuelle Athletinnen folgen. Mit diesem CAS-Urteil ist darum das Ende einer langen und hitzigen Debatte längst nicht gekommen.