Basler haben freie Kapazitäten Novartis ist bereit, noch mehr Covid- Impfstoffe herzustellen
Es gebe genügend Personal, um die Produktion zu beschleunigen, so der Konzernchef. Sogar dem Konkurrenten Roche hilft man aus – obwohl sich das nicht rentiert.
Weltweit gibt es zu wenig Impfstoffe, weil die Hersteller mit der Produktion nicht nachkommen. Dabei sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. «Wir sind froh, wenn wir unsere Kapazitäten weiter steigern können, um dafür zu sorgen, dass mehr Impfstoffe weltweit geliefert werden können», sagte Novartis-Chef Vas Narasimhan am Dienstag. Der Konzern ist derzeit schon dabei, für den Impfstoff von Curevac die Produktion in seinem Werk in Österreich auszubauen. Probleme bei der Suche von geeignetem Personal gebe es dabei nicht, sagt Narasimhan.
«Wir werden zwar für die Herstellung bezahlt, aber das ist kein grosser Gewinntreiber für uns», sagte Narasimhan auf Nachfragen von Journalisten zur Impfstoffproduktion bei der Präsentation der durchwachsenen Quartalszahlen des Konzerns. Um so schnell wie möglich genügend Impfstoffe zu produzieren, sei er dennoch offen, weitere Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Neben Curevac und Biontech könne der Konzern auch noch für weitere Impfstoffhersteller mit zusätzlichen Produktionsanlagen in die Bresche springen, präzisiert ein Novartis-Sprecher. Novartis ist mit seinem Werk in Tirol weltweit führend bei der mikrobiellen Fermentation, wie sie auch für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen benötigt wird.
Für Curevac baut Novartis seine Anlage in Kundl im Moment aus und will dort dieses Jahr bis zu 50 Millionen Impfdosen produzieren. 2022 sollen es dann 200 Millionen Dosen sein. Der vorformulierte Wirkstoff wird anschliessend an Curevac zur Weiterverarbeitung und Abfüllung geliefert. «Wir werden laufend besser in den Prozessen und sind dort auch fähig, im grossen Stil zu produzieren. Wenn gewünscht sollten wir dort auch zusätzliche Impfstoffdosen herstellen können.»
Hilfe fürs weltweite Durchimpfen
Ob für Moderna die Herstellung seines Impfstoffes in Kundl eine Option ist, bleibt unklar. «Moderna gibt zu möglichen oder laufenden Diskussionen oder Verhandlungen generell keine Stellungnahme ab», heisst es von einem Sprecher des US-Biotech-Unternehmens.
Eine Co-Produktion von Novartis würde zudem nicht die aktuellen Lieferverzögerungen von Moderna an die Schweiz oder Grossbritannien beheben. Für das Anlaufen des Herstellungsprozesses und die behördliche Abnahme des Impfstoffes braucht es mehrere Monate. Doch eine zusätzliche Produktion in einer mehr oder weniger schon bestehenden Novartis-Anlage könnte gegen Jahresende die rasche Versorgung mit Impfstoffen auch in ärmeren Staaten beschleunigen. Moderna verhandelt mit der Impfallianz Covax aktuell noch über Liefervereinbarungen.
Auch Rivalen helfen sich
Die Bereitstellung von Kapazitäten während der Pandemie ist kein Einzelfall. So hilft zum Beispiel auch Sanofi in den USA Moderna beim sterilen Abfüllen der Impfstoffdosen. Und Novartis stellt einen Teil seiner Abfüllkapazitäten im aargauischen Stein Pfizer/Biontech zur Verfügung. Sogar dem Basler Konkurrenten Roche springt Novartis bei der Herstellung seines zur Behandlung von Covid-Patienten einsetzbaren Medikamentes Actemra bei. Berührungsängste zwischen den Pharmariesen gibt es in der Krise nicht: Roche gibt sein streng gehütetes Wissen über das Herstellungsverfahren Novartis preis.
Novartis dürfte bald ein weiteres Covid-Medikament produzieren. Dazu hat der Konzern mit der Schweizer Firma Molecular Partners schon letztes Jahr eine Partnerschaft geschlossen, diese Wochen startet eine weltweite Studie der Phase II-III. Novartis-Chef Narasimhan zeigte sich zuversichtlich, dass noch dieses Jahr in den USA ein Gesuch zur Notfallfreigabe gestellt werden kann. Zulassungsanträge in anderen Staaten dürften folgen. Therapien zur Behandlung von Covid sind im Gegensatz zu den Impfstoffen im Moment noch rar. Die Produktion des Medikamentes könnte dann bei Novartis in Kundl erfolgen. Und zwar in grossen Mengen und zu niedrigen Kosten. Das sollte auch ärmeren Staaten den Zugang zu der Therapie ermöglichen, wie Narasimhan betont.
Fehler gefunden?Jetzt melden.