Verdacht auf PatentmissbrauchNovartis gerät ins Visier der Weko
Die Wettbewerbskommission hat eine Untersuchung gegen Novartis eröffnet und eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Es geht um den Verdacht, der Konzern habe die Konkurrenz mit unlauteren Mitteln ausgebremst.
Der Pharmakonzern Novartis ist ins Visier der Wettbewerbskommission geraten. Zusammen mit der Europäischen Kommission untersucht die Weko, ob Novartis Patentklagen auf unzulässige Weise eingesetzt hat, um sich vor Konkurrenz zu schützen.
Diese Woche kam es deshalb zur Hausdurchsuchung am Novartis-Hauptsitz in Basel. Das Heikle daran: Die Razzia steht in einem grösseren Zusammenhang mit dem Novartis-Schuppenflechten-Medikament Cosentyx, das mit einem Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar der wichtigste Umsatzbringer des Konzerns ist. Die Behörden prüfen, ob der Pharmariese versucht, das eigene Präparat gegen Konkurrenzprodukte zu schützen, indem er auf Basis eines seiner Patente Gerichtsverfahren angestossen habe.
Fall dürfte sich Jahre hinziehen
Novartis kooperiert mit der Behörde und zeigt sich zuversichtlich, den Fall zu seinen Gunsten klären zu können. Der Konzern betont, dass der Fall keinerlei Einfluss auf das Finanzergebnis erwartet werden. Das heisst: Es geht nicht um Consetyx selbst. «Es ist wichtig, dass es nicht um die Patente von Cosentyx geht. Der Blockbuster von Novartis ist also nicht gefährdet», sagt Vontobel-Analyst Stefan Schneider.
Dennoch ist der Vorwurf delikat: Die Untersuchung soll klären, ob bei Novartis ein Einsatz von sogenannten Sperrpatenten vorliegt. In einem solchen Fall wird ein Patent und eine Patentklage gegen Dritte dazu missbraucht, um mögliche weitere Anbieter vom Markt fernzuhalten. Weder die Weko noch Novartis selbst äussern sich zur laufenden Untersuchung. Der Fall dürfte sich über Jahre hinziehen.
Wichtiger Wirkstoff
«Es ist generell schwierig, nachzuweisen, dass ein Patent ausschliesslich der Blockade der Konkurrenz dient», meint Pharmaexperte Schneider. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Novartis bei seinen Patentklagen grundsätzlich keine Basis hat.»
Cosentyx gehört zur Klasse der Interleukin-17 Antikörper Medikamente. Es bindet das Protein IL-17, welches bei entzündlichen Krankheiten – wie Psoriasis – eine Rolle spielt. Es sind verschiedene Anti-IL-17 Antikörper Medikamente auf dem Markt zugelassen, die bei verschiedenen rheumatischen und Hautkrankheiten eingesetzt werden.
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