AboInterview über deutsche Songtexte «Noch nie war die Sprache so roh und verletzend wie im deutschen Hip-Hop»
Warum heissen Mädchen heute «Bitches» und Jungs «Lauch»? Und kann man auf Deutsch über Sex singen, ohne peinlich zu klingen? Jens Balzer hat ein Buch über Pop-Lyrics geschrieben.
Herr Balzer, Sie haben die deutsche Poplyrik durchforstet. Welches ist die allerbeste Songzeile?
«Mien Gott, he kann keen Plattdüütsch mehr / Un he versteiht uns nich!» Aus einem Album des norddeutschen Liedermachers Knut Kiesewetter von 1976, durchweg auf Plattdeutsch gesungen. Besungen wird ein junger Mann, der sein Dorf verlässt, in die Stadt zieht und Hochdeutsch lernt – und mit der Sprache seiner Herkunft auch die kulturelle Erdung verliert. Als er später in sein Dorf zurückkehrt, guckt er hochnäsig auf die Bewohner hinunter – aber eigentlich ist er es, der sich lächerlich macht.