Andrew Cuomo in BedrängnisNew Yorks Gouverneur steht wegen Belästigungsvorwürfen unter Druck
Eine frühere Beraterin greift den charismatischen Politiker Andrew Cuomo in einem Blog erheblich an. Er habe eine Kultur der «sexuellen Belästigung und des Mobbings» geschaffen.
Der Gouverneur des US-Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, ist durch Belästigungsvorwürfe einer früheren Mitarbeiterin unter Druck geraten. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio forderte am Donnerstag eine «vollständige und unabhängige Untersuchung» zu den Vorwürfen der Frau. «Wir müssen die Wahrheit wissen», sagte de Blasio, wie Cuomo ein Demokrat. Sollten die Vorwürfe wahr sein, sei ein solches Verhalten «inakzeptabel».
Cuomos frühere Wirtschaftsberaterin Lindsey Boylan hatte am Mittwoch in einem Blog schwere Vorwürfe gegen den New Yorker Gouverneur erhoben, der in der Corona-Pandemie weltweite Bekanntheit erlangt hatte. Die 36-Jährige beschuldigt Cuomo unter anderem, sie gegen ihren Willen auf den Mund geküsst zu haben. Er habe sie ausserdem immer wieder am unteren Rücken, an den Armen und Beinen berührt und einmal in einem Flugzeug zum «Strip-Poker» aufgefordert.
«Gouverneur Andrew Cuomo hat in seiner Regierung eine Kultur geschaffen, in der sexuelle Belästigung und Mobbing so weit verbreitet sind, dass sie nicht nur geduldet, sondern erwartet werden», schrieb Boylan. Er habe Frauen gegenüber immer wieder «unangebrachtes Verhalten» gezeigt und «Einschüchterung» verwendet, um «Kritiker zum Schweigen zu bringen».
Cuomo liess die Vorwürfe seiner früheren Mitarbeiterin umgehend zurückweisen: Diese seien «ganz einfach falsch». Boylan hatte bereits im Dezember Vorwürfe gegen den Gouverneur erhoben, ohne aber Details zu nennen.
Bürgermeister: «Wir müssen das aufnehmen»
«Als New Yorker müssen wir das ernst nehmen», sagte am Donnerstag Bürgermeister de Blasio, ein parteiinterner Rivale Cuomos. «Wenn eine Frau so detaillierte Vorwürfe erhebt, müssen diese ernst genommen werden.»
Cuomo war zuletzt bereits wegen seines Umgangs mit der Corona-Pandemie erheblich unter Druck geraten. Dem Gouverneur wird vorgeworfen, die Zahl von Todesopfern in Altenheimen kleingeredet oder verschleiert zu haben. Inzwischen ermittelt dazu auch die Justiz. (Lesen Sie dazu unseren Artikel: Für ihre Corona-Politik gefeiert – und nun massiv in der Kritik).
Zum Höhepunkt der Corona-Krise in New York im vergangenen Frühjahr war Cuomo noch als Lichtgestalt gefeiert worden. Der 63-Jährige trat der Pandemie, die die Millionenmetropole besonders hart getroffen hatte, entschieden entgegen und unterrichtete die Öffentlichkeit mit ungeschminkten Worten über das Ausmass der Krise und die Notwendigkeit strikter Massnahmen.
Er wurde so zu einem Gegenspieler des damaligen Präsidenten Donald Trump, der die Gefahr durch das Coronavirus lange Zeit kleinredete.
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AFP/fal
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