Milliardenprojekt «The Rings of Power»Neue Tolkien-Serie unter Beschuss
Das Publikumsrating von «The Rings of Power» ist desaströs. Amazon Prime vermutet dahinter eine koordinierte Aktion. Was ist da los?
Eigentlich stürmen ja vor allem Orks durch Mittelerde, den fiktiven Kontinent aus Tolkiens Fantasy-Welt. In der neuen Serie «The Rings of Power» ist die Reihe an einer anderen Art von Kreatur: Trollen – und zwar real existierenden: Tausende Userinnen und User haben die Serie auf Filmbewertungs-Sites schlecht bewertet. Um nicht zu sagen: grottenschlecht.
Auf der Website Rotten Tomatoes hat «The Rings of Power» derzeit eine Publikumsbewertung von 34 Prozent, bei der Internet Movie Database (IMDB) sind es vier von zehn Sternen. Noch übler siehts bei Metacritic aus; 1,9 Prozent Zustimmung nur gibt es dort für die ersten Episoden des Epos, dessen erste Staffel für eine halbe Milliarde Dollar produziert wurde.
Diese Werte sind dermassen tief, dass man sich fragen muss, ob dahinter eine Kampagne steht. Zumal die durchschnittlichen Bewertungen der Filmkritiker, die ebenfalls auf den Rating-Sites angezeigt werden, durchaus positiv sind. Zum Beispiel 84 Prozent auf Rotten Tomatoes.
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Als Trolle werden Onlineprofile mit falschen Namen bezeichnet, die nicht debattieren oder Informationen austauschen wollen, sondern die nur ein Ziel haben: Diskussionen zu manipulieren oder zu zerstören. Etwa indem massenhaft Posts abgesetzt oder Falschbehauptungen aufgestellt werden.
Auffällig oft sind darunter Trolle aus Russland. Es ist inzwischen bewiesen, dass Russland versucht, Debatten in Onlineforen zu beeinflussen, etwa bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016. Das Ziel – egal ob bei Wahlen oder Grossereignissen wie dem Release von «The Rings of Power» – ist stets dasselbe: Unruhe zu stiften und die westlichen Gesellschaften zu polarisieren.
Amazon Prime, wo die Serie zu streamen ist, hat nun reagiert und die eigene Kommentar- und Bewertungsfunktion deaktiviert, weil der Konzern sogenanntes Review Bombing vermutet: eine koordinierte Aktion von Onlinenutzern, die einem Produkt absichtlich die Mindestbewertung reinbrennen – also einen Stern.
Die Motivation dafür ist oft politisch. Darauf weisen die Kommentare bei «The Rings of Power» jedenfalls hin: Einige Fans störten sich bereits vor dem Serienstart an der diversen Besetzung, so kommen dunkelhäutige Elfen und Zwerge vor. «Niemand hat ein Problem damit, Farbige in Filmen, Serien oder Geschichten zu sehen ... aber diese Geschichte war bereits geschrieben und hätte nicht besudelt werden dürfen», schreibt ein Nutzer. Viele der Verrisse zielen auch auf das Erzähltempo und den Plot: «Sie haben eine Milliarde Dollar für Kulissen und die Filmmusik ausgegeben», wird etwa reklamiert: «Der Rest ist träge und hölzern.»
Die Tolkien-Serie ist nicht das erste Opfer einer Kritikbombe. Das Remake von «Ghostbusters» wurde wegen seiner ausschliesslich weiblich besetzten Hauptrollen ins Visier genommen. Das Videospiel «Life Is Strange» fiel auf den Rating-Sites durch, weil chinesische Spieler es schlecht bewerteten – sie störten sich an einer Tibet-Fahne, die darin kurz zu sehen ist.
Der Zuschauerschaft bleibt da nur übrig, was sie eh bei jedem Werk tun sollte: die Scores ignorieren und sich eine eigene Meinung bilden.
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