Indianerbanane, Chinabeere und Co.Neue Früchte für das Gartenvolk
Jedes Jahr tauchen neue, teils von weit her stammende Obst- und Beerenpflanzen auf dem Schweizer Markt auf. Sind sie einen Versuch wert?
Was gibt es wohl diesmal Unbekanntes? Wie Kinder auf Weihnachten freuen sich Gartenfans auf die neuen Kataloge von Früchte- und Beerenproduzenten. Denn jedes Jahr gibt es ein paar Neuheiten, die das Gartenvolk noch nicht kennt. Besonders schmackhafte Frühbeeren aus Russland. Schwarze Himbeeren aus Amerika. Erdbeerguaven aus Peru. Manche haben klingende Namen, unter denen man sich kaum etwas vorstellen kann, etwa der Schokoladenwein oder die Indianerbanane.
Suche auf Messen und bei Züchtern
Um solche Neuheiten zu finden, zu testen, zu vermehren und schliesslich auf den Markt zu bringen, sind Schweizer Früchte- und Beerenproduzenten auf der ganzen Welt unterwegs. «Wir suchen vor allem auf internationalen Fachmessen und bei Züchtern weltweit nach neuen Arten und Sorten», sagt Geschäftsführer Urs Rutishauser von der Baumschule Häberli, einem der grössten Schweizer Produzenten für Beeren- und Obstpflanzen.
Auch Markus Kobelt, Gründer der Firma Lubera.com, ist ein sogenannter Fruithunter, ein Früchtejäger. «Der Gartenmarkt entwickelt sich, der Hunger nach Neuem ist da», sagt Kobelt. «Es ist meine Berufung, dem gerecht zu werden und Unbekanntes zu finden.»
Kobelt sucht nicht nur, er züchtet auch selber. Für ihn zählen immer folgende Kriterien: Die Früchte müssen gut schmecken, die Pflanze muss einfach zu kultivieren und resistent gegen Krankheiten und Schädlinge sein. Wenn sie auch noch hübsch aussieht und einen Zierwert hat für den Garten – umso besser!
Bei diesen Pflanzen kann man nicht viel falsch machen
In den letzten 15 Jahren hat sich das Sortiment an Früchten in Schweizer Gärten so deutlich vergrössert. Doch nicht alles Neue etabliert sich. Beliebt sind vor allem die Unkomplizierten. Pflanzen, bei denen man nicht viel falsch machen kann und die ein neues Geschmackserlebnis ermöglichen.
Zum Beispiel die Indianerbanane. Dieser Fruchtbaum aus Nordamerika macht grüne, ovale Früchte, deren Geschmack an Banane, Mango und Ananas erinnert. Der Baum wächst langsam, ist absolut winterhart und widerstandsfähig gegen Krankheiten.
Oder Schokoladenwein, eine schnell wachsende Kletterpflanze aus Asien. Sie hat hübsche, nach Schokolade duftende Blüten und süssliches, geleeartiges Fruchtfleisch.
Ein neues Geschmackserlebnis ist auch mit der Chinabeere möglich. Die Pflanze heisst in China auch «Kraut der fünf Geschmacksrichtungen», da die Beere alle Geschmäcker vereinen soll: süss, salzig, sauer, bitter, scharf. Auch die Chinabeere, die als Superfood gilt, ist eine pflegeleichte und winterharte Kletterpflanze.
Nebst den Neuheiten aus allen möglichen Weltgegenden sind in den letzten Jahren aber auch in Vergessenheit geratene alte Beeren wieder beliebter geworden. Dazu gehören Maulbeeren, Aronia, Mispeln oder die zwei einheimischen Gewächse Preiselbeeren und Sanddorn.
Checkliste für Entdeckungsfreudige
Das Geschäft mit Beere und Obst läuft also gut. Doch welche Unbekannte bringt dem Garten und seinem Besitzer tatsächlich einen Mehrwert? Es lohnt sich, sich vor dem Kauf ein paar Fragen zu stellen, zum Beispiel anhand folgender Checkliste:
- Schmeckt mir die Frucht überhaupt? Viele dieser Früchte sind beim Grossverteiler nicht erhältlich. Um herauszufinden, ob man sie mag, kann man in Baumschulen und Gartencentern nach Degustationsmöglichkeiten fragen. Oder man schliesst sich im Internet einer Gartencommunity (zum Beispiel einer Gruppe auf Facebook) an. Hier helfen sich Gartenfans gerne gegenseitig mit Tipps, Stecklingen und Fachwissen weiter – und sicher auch mit einer Kostprobe einer unbekannten Frucht.
- Wie viel Platz nimmt die Pflanze im ausgewachsenen Stadium ein, und kann ich ihr den bieten? Fotos im Internet können sehr täuschen. Am einfachsten ist, man sieht eine ausgewachsene Pflanze in einem Garten oder einer Baumschule.
- Breitet sie sich stark aus oder bleibt sie am Standort? Je nach Gartengrösse ist die Wachstumsfreudigkeit bestimmter Pflanzen durchaus gewünscht – oder sie wird rasch zum Problem.
- Welche klimatischen Bedingungen braucht die Pflanze? Ist sie wirklich winterhart oder nur für Regionen mit Weinbauklima geeignet? Am Einfachsten klärt man diese Frage in möglichst nahe zum Garten gelegenen Baumschulen, die ähnliche Klimabedingungen haben wie das eigene Grundstück. Es wäre schade, wenn der gepflanzte Strauch zwar Früchte bildet, diese aber wegen des zu rauen Klimas nicht ausreifen. Manchmal lässt sich jedoch auch in raueren Gegenden innerhalb des Gartens an einem geschützten Standort ein geeignetes Mikroklima schaffen, an dem auch wärmeliebende Pflanzen gedeihen.
- Welches sind die Unterschiede einzelner Sorten bezüglich Winterhärte, Robustheit, Resistenz, Geschmack und Wuchskraft? Feige ist nicht gleich Feige und Kaki nicht gleich Kaki. Es gibt innerhalb der gleichen Pflanzenart zum Teil frappante Unterschiede zwischen den Sorten.
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