Nemos Reaktion zum ESC-Sieg«Vielleicht muss der ESC auch ein bisschen repariert werden»
Nemo äusserte sich nach dem Triumph am Eurovision Song Contest emotional zur hineingeschmuggelten nonbinären Flagge und erklärte, weshalb der erste Anruf an Bundesrat Beat Jans geht.
Nach dem ESC-Sieg hat Nemo «ganz viel Liebe nach Hause» geschickt. Das Schweizer Aushängeschild bedankte sich vor Medienschaffenden im schwedischen Malmö bei allen Menschen, die zu Hause zugeschaut hatten.
An der Pressekonferenz bestätigte Nemo ein kleines Missgeschick mit der Siegestrophäe. Die Glastrophäe war offenbar zerbrochen und Nemo hatte sich dabei am Daumen verletzt. «Ich habe aber eine Ersatztrophäe erhalten, theoretisch habe ich jetzt also sogar zwei Preise», lachte Nemo.
Schlagfertig zeigte sich Nemo bei der Antwort auf die Flaggenfrage. Offenbar mussten Leute im Publikum ihre nonbinären Flaggen wegwerfen, um in die Arena zu gelangen. «Das ist unglaublich», sagte Nemo dazu. «Ich habe die nonbinäre Flagge hineinschmuggeln müssen.» Die Veranstalter des Eurovision Song Contest hätten es verboten. «Ich finde das eine Doppelmoral.» Nemo trug die nonbinäre Flagge zusammen mit der Schweizer Fahne bei der Eingangsparade.
Und dann sagte Nemo, im Originalton auf Englisch: «I broke the code and I broke the trophy, the trophy can be fixed … maybe the Eurovision needs a bit of fixing too.» Zu Deutsch ungefähr: «Ich habe den Code geknackt und ich habe die Trophäe zerbrochen, die Trophäe kann repariert werden … vielleicht muss der ESC auch ein bisschen repariert werden.»
ESC erlebte wohl seine dunkelste Stunde
Es sei vieles am ESC nicht nur schön gewesen, sagte Nemo. «Viele Dinge waren nicht vereinend und liebevoll.»
Der Eurovision Song Contest erlebte zuvor seine wohl dunkelste Stunde. In der Halle gab es immer wieder Buhrufe. Es ging um den Protest gegen das Teilnehmerland Israel und Unzufriedenheit mit der Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter, Joost Klein («Europapa») für die Niederlande im Finale zu sperren.
Klein war am Samstag kurzfristig disqualifiziert worden. Hintergrund waren laut dem niederländischen TV-Sender Avrotros Vorwürfe, er habe eine aggressive Geste gegenüber einer Kamerafrau gezeigt. Belastet war die Show vor allem durch israelfeindliche Proteste vor und in der Halle.
Nemo will Bundesrat Beat Jans anrufen
Auf unsere Frage, an wen der erste Anruf gehe, antwortete Nemo etwas überraschend mit «Bundesrat Beat Jans»: «Ich will eigentlich am liebsten ein Treffen mit ihm planen», sagte Nemo. Es gebe in der Schweiz keinen Eintrag für ein drittes Geschlecht, und das sei inakzeptabel und müsse geändert werden. Die Schweiz müsse sich wie andere Länder auch vorwärtsbewegen. «Ich würde also eigentlich am liebsten Jans anrufen und mit ihm darüber sprechen.»
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«Was ist gerade passiert?», fragte Nemo etwas später vor dem Hotel. Journalistinnen und Journalisten fingen Nemo dort ab.
Es sei schwierig, das zu verarbeiten, was gerade passiere, sagte das 24-jährige Musiktalent mit strahlendem Gesicht. Für sich selbst sei der Sieg unglaublich schön. «Ich hoffe aber auch, dass sich viele Menschen gesehen und repräsentiert fühlten.» Das Musiktalent könnte nicht stolzer sein, Teil der nonbinären und queeren Community im Allgemeinen zu sein.
Nach dem Kofferpacken im schwedischen Malmö reist Nemo zurück in die Schweiz. Der Flug geht ab Kopenhagen, Nemo wird voraussichtlich am Sonntagabend um 21.45 Uhr am Flughafen Zürich landen und nach einer erneuten Medienkonferenz nach Biel fahren. Das Gesangstalent hofft, dort dann etwas im Garten liegen zu können. «Es gibt viel zu verarbeiten, das mache ich in den nächsten Tagen.» Aber zuerst will Nemo «ganz viele Menschen umarmen».
DPA/SDA/anf
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