Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Replik zu Campax-Beitrag
Mit Übertreibungen den Klimawandel stoppen?

Ein provisorischer Damm beim Mülibach wird gebaut. Anlässlich einer  Reportage im Schadensgebiet von den Unwetter am 12. August 2024 in Brienz, am 16.08.2024.  © Christian Pfander/Tamedia AG
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es ist eine alte Medienweisheit: Je düsterer die Meldung, desto besser wird sie gelesen. Kein Wunder, dass sich Campax-Campaignerin Nora Scheel dies zunutze machte und bereits im Titel ihres vor kurzem erschienenen Gastbeitrags ein Schreckensszenario malte: «Ist die Schweiz bald auch unversicherbar?» Die nüchterne Realität – die Schweiz bleibt versicherbar – hätte wohl deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten.

Angesichts der Relevanz der Klimaerwärmung möchte man ihr das Stilmittel verzeihen – wenn es nicht so unschöne Nebenwirkungen hätte: Wenn die Realität derart verbogen wird, leidet nicht nur das Vertrauen in die Medien. Dann droht auch eine wichtige volkswirtschaftliche und soziale Errungenschaft der Schweiz in Mitleidenschaft gezogen zu werden: die Elementarschadenversicherung.

Doppelte Solidarität bei Naturgefahren

Auch wenn wir aus dem Ausland anderes hören: In der Schweiz sind weit über 90 Prozent der Gebäude und des Hausrats gegen Schäden durch Naturereignisse versichert. Und dies zu einheitlichen Bedingungen. Das sorgt für eine schweizweite Solidarität unter den Versicherten. Denn auch wenn die Gefährdung durch Naturgefahren (unter anderem Hochwasser, Stürme, Erdrutsche) ungleich verteilt ist: Die einheitlichen Prämiensätze ermöglichen in der ganzen Schweiz tragbare Konditionen und stellen sicher, dass die Versicherbarkeit auch in besonders gefährdeten Gebieten jederzeit gewährleistet ist.

Eine zweite Säule der Solidarität ist der Elementarschadenpool. Er ist ein Zusammenschluss der zwölf grössten Privatversicherer, die Schadenzahlungen untereinander solidarisch ausgleichen und gemeinsam rückversichern. So läuft kein Versicherer Gefahr, durch ein lokales Grossereignis in finanzielle Schieflage zu geraten. Das macht die Elementarschadenversicherung in der Schweiz besonders stabil und verlässlich.

Die Schweiz bleibt versicherbar

Gerade diese Stabilität und Verlässlichkeit zeichnet die Versicherungswirtschaft in der Schweiz aus und macht sie zu einer wichtigen Stütze der Gesellschaft. Denn weder werden die Schweizerinnen und Schweizer mit Naturgefahren im Stich gelassen, wie es Nora Scheel prophezeit, noch werden einzelne Branchen oder Unternehmen von einem Tag auf den anderen im Stich gelassen, wie es paradoxerweise auch Campax fordert.

Die Schweizer Assekuranz beschäftigt sich schon von Berufs wegen intensiv mit den möglichen Risiken des Klimawandels und sieht sich deshalb in einer Schlüsselrolle bei der quantitativen Einschätzung und Bewältigung dieser Risiken. Statt also einzelnen Unternehmen oder gar ganzen Branchen plötzlich die Versicherungsdeckung zu verwehren, ist es zielführender, sie bei der Transformation in eine emissionsarme Zukunft kontinuierlich zu begleiten. Und statt sich aus Schweizer Risikogebieten zurückzuziehen, setzen die Versicherer auf Anreize und Prävention im Umgang mit den hiesigen Naturgefahren.

Die Schweiz bleibt also versicherbar. Das ist eine wichtige Botschaft, die ankommen muss. Man verzeihe mir daher den reisserischen Titel – aber auch diese Meldung will schliesslich gelesen werden.

Eduard Held ist Geschäftsführer des Elementarschadenpools und Naturkatastrophenexperte im Schweizerischen Versicherungsverband.