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Meinung

Playoff ausser Rand und Band
So verkommt die National League zur Bierliga

23.03.2024; Davos; Eishockey National League Playoff Viertelfinal - HC Davos - Lausanne HC;
Kristian Naekyvae (Davos) muss betreut werden (Roger Albrecht/freshfocus)
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Das Playoff ist die schönste Jahreszeit im Eishockey, aber leider auch häufig jene des überbordenden Spiels. Nicht falsch verstehen: Wer nun intensivere und emotionale Spiele wünscht, muss auch vermehrt Fouls in Kauf nehmen. Wird am Limit gespielt, ist der Weg zur Überschreitung kurz.

Es gab in den letzten Tagen Fouls und Aktionen, die aus der Intensität und aus den Emotionen eines Playoff-Spiels heraus entstanden sind. Spieler bekämpfen sich vor den Toren, entlang der Banden, schnell ist etwas passiert.

Die Cross-Checks von Julien Sprunger oder Nico Gross zum Beispiel. Nicht zu entschuldigen und zu Recht mit je einer Spielsperre geahndet, weil der Kopf des Gegners getroffen wurde – aber dennoch: Es sind Aktionen und Fouls, die es immer geben wird, solange Eishockeyaner mit hohem Tempo aufeinanderprallen.

Man sah aber auch dies: Michael Hügli, der seinen Gegenspieler mit Richtung Kopf gestrecktem Ellbogen verfolgt und trifft.

John Quenneville, der Ähnliches tut, einfach mit der Faust.

Cody Almond, der drei Sekunden vor der Schlusssirene bei einem 2:5-Rückstand von hinten heran- und quasi durch den Kopf des Gegners hindurchfährt. Trifft er ihn mit der Schulter oder gar mit dem eigenen Kopf? Schwierig zu sagen – spielt eigentlich auch keine Rolle.

Es sind Aktionen, bei denen der Kopf des Gegners im Mittelpunkt steht.

Und da ist noch Tim Bozon, der nach einem Kampf zweimal mit der Faust von oben herab auf den am Boden liegenden Gegner schlägt.

Fragwürdig sind auch die Strafmasse. Hügli: zwei Spielsperren. Quenneville und Bozon: je eine. Irritierend sind auch die Urteilsbegründungen des Einzelrichters. Sie lesen sich wie jene bei «normalen» Fouls. Bozons Sperre ergab sich sogar bloss automatisch aus den zwei von den Schiedsrichtern verhängten Spieldauer-Disziplinar-Strafen für den Kampf – ein Verfahren wurde nicht eröffnet. Die Strafe für die Schläge von oben wurden wie der Kampf zuvor als Fighting ad acta gelegt. Verwechselten hier die Urteilenden Eishockey mit MMA?

Das Urteil bei Almond ist noch offen, der Player Safety Officer (PSO), der die Bilder sichtet, hat beim Einzelrichter ein Kategorie-2-Urteil beantragt, also mindestens zwei und höchstens vier Sperren.

All das wirft Fragen auf, vor allem diese: Fehlt den PSO und den Einzelrichtern der Wille oder gar das Gespür, um zwischen normalen Fouls und Attacken zu unterscheiden? Es ist ein gefährlicher Weg, den die Liga hier geht. Wenn diese Aktionen als normale Fouls beurteilt werden oder Faustschläge gegen am Boden liegende Spieler als Fighting, ist ein anderer Weg nicht weit: jener zu den belächelten Bierligen, die mit skurrilen Szenen Material für Youtube-Videos liefern.