Die ZSC Lions im Playoff-Hoch«Wir haben noch viel Luft nach oben»
Derweil sich die Gegnerschaft bekämpft, zogen die Zürcher mit einem 4:0 über Biel in den Halbfinal ein. Was sie im Playoff so stark macht und was zuversichtlich stimmt.
Es flossen Tränen am Freitagabend in den Kabinengängen der Tissot-Arena. Nicht nur bei Beat Forster, der seine Karriere nach 24 Profijahren beendete. Nach einer schwierigen Saison fiel bei den Bielern die ganze Anspannung ab. Man hatte das Gefühl, einige waren auch erleichtert, dass es vorbei war. Martin Steinegger, der Sportchef, der für die letzten Wochen an die Bieler Bande herabgestiegen war, brachte im Mysports-Interview kaum einen Satz mehr heraus. So aufgewühlt und ausgepumpt war er.
Vor der Kabine der ZSC Lions hatte man derweil den Eindruck, das Team habe gerade ein Spiel der 35. Runde gewonnen. So geschäftsmässig, wie sie zuvor mit einem 4:0 den vierten Sieg eingefahren hatten, wirkten die Zürcher auch danach. «Eine Etappe ist erreicht, mehr nicht», sagte Captain Patrick Geering, während er stehend Zürcher Geschnetzeltes ass. «Wir wollen mehr. Wir haben noch viel Luft nach oben. Das Ziel muss sein, das nahezu perfekte Spiel zu spielen. Das haben wir noch nicht geschafft.»
Ein freies Wochenende verdient
Gut also, bekommen die ZSC Lions noch weitere Gelegenheiten dazu. Zuerst können sie aber kurz durchschnaufen. Coach Marc Crawford gab den Spielern das verlängerte Wochenende frei, ab Dienstag wird wieder trainiert. «Es tut gut, den Körper zu pflegen», sagte Christian Marti – und fügte schmunzelnd an: «Man wird auch nicht jünger.»
Die Herausforderung wird sein, zum Halbfinalstart am Ostermontag gleich wieder den Rhythmus zu finden. Nach neun spielfreien Tagen. Gegen Biel gelang das den Zürchern zum Auftakt des Viertelfinals gut. Damals hatten sie zuvor elf Tage nicht gespielt. «Dass wir den ersten Match gewannen, war extrem wichtig, um Ruhe hineinzubringen», sagte Marti. «Nachdem sie uns letztes Jahr geschlagen hatten, hatten wir grossen Respekt vor den Bielern.»
Die Vorzeichen waren diesmal aber umgekehrt. Derweil die Bieler auf eine turbulente Saison mit einer Trainerentlassung zurückblickten, waren die Zürcher souverän durch die Qualifikation gestürmt. «Es ist ein grosser Unterschied, ob du als Erster oder als Achter ins Playoff steigst», sagte Marti. «Als Erster hast du mehr Erfolgserlebnisse gehabt. Du weisst: Wenn es gerade einmal nicht läuft, musst du nicht alles über den Haufen werfen. Das wird uns auch in der Fortsetzung des Playoff helfen.»
Malgins spektakuläre Rettungstat
Crawford bemühte sich unterdessen um Bodenhaftung. «Die Serie war viel enger, als es nun aussieht», sagte der Kanadier. «Das zweite und das dritte Spiel hätten wir auch verlieren können.» Und er erinnerte daran, dass Denis Malgin am Mittwoch das 2:4 ins verlassene Zürcher Tor nur deshalb hatte verhindern können, weil sein Stock gebrochen war und er zur Bank zurückgeeilt war, um einen neuen zu holen. Hollenstein glich danach in letzter Minute aus, Zehnder schoss das 4:3 in der zweiten Overtime.
Geering betonte, die mannschaftliche Geschlossenheit sei der Schlüssel zum Erfolg. «Hrubec ist ein überragender Rückhalt. Auf unserer Defensive können wir aufbauen. Und vorne haben wir genug Talent und Spielwitz, dass wir da den Unterschied machen können. Sei das mit den ersten beiden Linien oder auch mit der dritten oder der vierten Linie. Ich glaube, die hinteren Linien werden noch viel wichtiger werden, je länger das Playoff dauert.»
Crawford hob nebst Hrubec, der Malgin-Linie und Playoff-Topskorer Derek Grant denn auch vor allem Reto Schäppi hervor, den Center der vierten Linie. Der Coach ist sehr darauf bedacht, die Last auf viele Schultern zu verteilen. Im Boxplay setzte er fast nur auf Stürmer der dritten und der vierten Linie wie Schäppi, Rohrer, Sigrist und Riedi. Malgin, Andrighetto, Balcers oder Hollenstein können sich dann kurz ausruhen.
Hatte Crawford während Monaten gepröbelt mit den Sturmformationen, so hat er seine Kombinationen nun gefunden. Die Malgin-Linie wirbelt, Grant harmoniert immer besser mit Frödén und Hollenstein, die Jungen Rohrer, Sigrist und Zehnder bringen viel Speed hinein, die vierte Formation mit Schäppi, Riedi und Chris Baltisberger oder Bodenmann Wucht. Jede Linie hat ihren ganz eigenen Charakter und trägt zum Erfolgspuzzle bei.
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