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Nachfolge von Alain Berset
Beat Jans’ Kandidatur verändert das Rennen um den Sitz im Bundesrat

Beat Jans, Regierungspraesident des Kantons Basel-Stadt und Vorsteher des Praesidialdepartements, in Basel, am Freitag, 28. Januar 2022. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
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Manchmal kommt alles anders, auch bei Bundesratswahlen. Im vergangenen Dezember wurde Elisabeth Baume-Schneider gewählt, obwohl Eva Herzog von Beginn an als Favoritin gegolten hatte. Als Bundesrat Alain Berset seinen Rücktritt bekannt gab, war es Beat Jans, der umgehend als Favorit gehandelt wurde. Am Freitag hat er nun an einer Medienkonferenz seine Kandidatur bekannt gegeben.

«Ich habe mich entschieden, mich als Bundesrat zu bewerben», sagte Jans. Er tue dies mit grosser Motivation. Die Kandidatur habe er sich gut überlegt, denn er liebe seinen heutigen Beruf. «Ich sehe der Ausmarchung deshalb mit einer gewissen Gelassenheit entgegen.» Das Bundesratsamt würde er aber gerne und mit Überzeugung ausüben, sagte Jans. Der Schweiz dienen zu dürfen, würde ihn begeistern.

Bis zur Wahl im Dezember kann noch viel passieren. Besonders jemandem, der monatelang als Favorit gilt. Sicher ist aber: Jans hat hervorragende Chancen, gewählt zu werden. Der 58-jährige gelernte Landwirt und Umweltnaturwissenschaftler erfüllt fast alle Kriterien, die bei Bundesratswahlen zählen.

Richtige Herkunft, viel Erfahrung

Da ist zunächst einmal seine Herkunft, der Kanton Basel-Stadt. Es ist ein halbes Jahrhundert her, dass es einen Bundesrat aus diesem Kanton gab. Kommt dazu: Aktuell sind im Bundesrat die Westschweiz sowie die ländliche Schweiz übervertreten.

Ein weiterer Pluspunkt: Jans ist Regierungspräsident, er hat Exekutiverfahrung – und Bundesratsformat, wie es in der Wandelhalle heisst. Er habe gelernt, sich in einem Regierungsgremium einzufügen und mehrheitsfähige Vorschläge zu erarbeiten, sagte Jans vor den Medien.

Während seiner Zeit im Nationalrat machte er sich einen Namen als Politiker, der in seinen Dossiers sattelfest ist und geschickt vorgeht. Gleichzeitig gilt er als guter Kommunikator und umgänglicher Kollege.

Jans’ grösstes Handicap dürfte sein, dass er zwar zehn Jahre im Nationalrat sass, aktuell aber nicht im Bundeshaus ein und aus geht. Amtierende Parlamentsmitglieder sind besser vernetzt. Ein weiterer Nachteil: Jans war als Parlamentarier auf Umwelt- und Energiethemen spezialisiert. Das dafür zuständige Departement hat mit SVP-Bundesrat Albert Rösti erst vor kurzem einen neuen Vorsteher erhalten.

Drei offizielle Kandidaten

Verglichen mit seinen Konkurrenten steht Jans aber gut da. Bisher sind drei SP-Kandidaten offiziell im Rennen: Daniel Jositsch aus Zürich, Mustafa Atici aus Basel und Matthias Aebischer aus Bern. Alle drei zählen nicht zu den Favoriten.

Ständerat Jositsch hätte zwar gute Chancen, von der Bundesversammlung gewählt zu werden. In der eigenen Fraktion ist er aber umstritten. Den einen ist er zu wenig links, andere hat er bei der letzten Bundesratswahl verärgert, weil er kandidierte, obwohl die SP den Sitz mit einer Frau besetzen wollte. Seine grösste Hürde ist somit, dass die Fraktion seinen Namen auf das Ticket setzt.

Die Nationalräte Matthias Aebischer und Mustafa Atici zählen ihrerseits nicht zu den Schwergewichten in der Partei. Bei Aebischer ist die Herkunft ein weiterer Nachteil: Der Kanton Bern stellt mit Albert Rösti bereits einen Bundesrat.

Allzu siegesgewiss darf Basel aber nicht sein. Jans wird kaum der Letzte sein, der ins Rennen steigt. Als chancenreich gilt auch der Bündner Nationalrat Jon Pult, der seinen Entscheid noch nicht bekannt gegeben hat. Auch SP-Co-Präsident Cédric Wermuth könnte Jans gefährlich werden, wenn er antreten sollte.

Frauen halten sich noch bedeckt

Hinzu kommen dürften Frauenkandidaturen. Die SP-Leitung könnte sich die Wahl einer zweiten SP-Frau vorstellen. Eine Kandidatur erwägen die Berner Regierungsrätin und frühere Nationalrätin Evi Allemann, die bereits für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidiert hatte, sowie Tamara Funiciello, Co-Präsidentin der SP-Frauen. Die halbe SP-Fraktion wolle offenbar in den Bundesrat, heisst es dazu in anderen Fraktionen.

Abgesagt hat hingegen die Favoritin der letzten Bundesratswahl, Eva Herzog. Auf sie wartet eine andere wichtige Aufgabe: Nächstes Jahr wird die Baslerin voraussichtlich den Ständerat präsidieren. Als Nationalratspräsident ist der Baselbieter SP-Nationalrat Eric Nussbaumer vorgesehen. Sollte Beat Jans in den Bundesrat gewählt werden, wird 2024 zum Basler Jahr.