Abfahrt von GrödenSensationspodest mit einer Zürcher Wildsau darauf
Niels Hintermann verblüfft in Gröden als Dritter. Auch der Sieger steht erstmals auf einem Abfahrtspodest.
Er stand schon einmal ganz oben, Niels Hintermann. Es hat ihm nicht nur gut getan. Als der Zürcher Unterländer 2017 als 21-Jähriger die Kombination von Wengen gewinnt, kommt das auch für ihn derart überraschend, dass er danach lange den Tritt sucht. Seine Fähigkeiten stellt er zwar immer wieder unter Beweis, der Durchbruch aber bleibt ihm verwehrt.
Und als er im letzten Winter drauf und dran ist, die Abfahrt von Val-d’Isère zu gewinnen, stürzt er kurz vor dem Ziel. Ein Jahr später strahlt der Mann, der von seinen Betreuern nur «Cinghiale» genannt wird, Wildsau, im Ziel von Gröden. Dritter ist er geworden auf dieser Spektakelabfahrt, es ist Hintermanns erster Podestplatz in seiner Paradedisziplin. Und wohl mehr wert als der Triumph damals am Lauberhorn, den er auch dem Wetter zu verdanken hatte.
Geübter darin, das Podest zu besteigen, ist Beat Feuz. Der Emmentaler zeigt auf der von Buckel und Wellen durchsetzten Saslong einen wilden Ritt, immer wieder hebt er ab, sein elffach operiertes Knie muss einiges aushalten. Er spürt es danach auch, sagt der Emmentaler. Dass er da noch Fünfter wird, zeugt von der erneut beneidenswerten Verfassung, in der sich der vierfache Abfahrtskugel-Gewinner befindet. Wie konstant Feuz ist, beweist das: Es ist die erste Abfahrt seit Bormio vor einem Jahr, die der 34-Jährige nicht auf dem Podest beendet. «Es war wild. Ich hatte schon vor den Buckeln zweimal das Gefühl, ich hätte das Tempo nicht recht mitgenommen, deshalb habe ich mehr riskieren wollen. Dann können auch Fehler passieren», sagt Feuz.
Hintermann und Feuz sind in Gröden auch deshalb klar die besten Schweizer, weil Marco Odermatt, der Führende des Gesamtweltcups, auf die Abfahrt verzichtet, um sich auf die Riesenslaloms vom Sonntag und Montag in Alta Badia vorzubereiten.
Der grosse Favorit fliegt ab
Diese Buckel und Wellen sind dann für den Mann zu viel, der in diesem Winter so richtig durchstartet. Der zum ständigen Siegfahrer wird, jetzt, da er mit Rekordfahrerin Mikaela Shiffrin liiert ist. Eine Abfahrt und zwei Super-G hat Aleksander Kilde gewonnen, auch denjenigen am Freitag in Gröden. Am Samstag aber, da übertreibt es der Norweger mit seinem Hang, jede Kurve voll auf Zug zu fahren.
Mit grossem Vorsprung ist der Norweger unterwegs, als er bei einer Welle abhebt, weit fliegt, einen Sturz zwar verhindern kann, aber am Tor vorbeifährt.
Es ist der Moment, in dem auch Bryce Bennett auf dem Leaderthron vor Schreck schreit. Es ist aber auch der Moment, in dem sich der grösste Favorit verabschiedet und der US-Amerikaner weiss, dass alles möglich ist. Am Ende wird es der grösste Tag in der Karriere des 29-Jährigen, der im Weltcup noch nie auf dem Podest stand. Und jetzt das Prestigerennen in den Dolomiten gewinnt. Vor dem Österreicher Otmar Striedinger. Vor Niels Hintermann. Die Wettquote für dieses Sensationspodest dürfte hoch gewesen sein.
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