Super-G in Gröden«Mister Oberschenkel» siegt – Odermatt für einmal chancenlos
Der Gesamtweltcup-Führende Marco Odermatt erleidet den ersten heftigen Rückschlag in dieser Saison. Es gewinnt Aleksander Kilde, der Norweger ist derzeit kaum zu bremsen.
Ziemlich dunkel war es auf der Saslong-Piste in Gröden, auf welche die Sonne in der Regel nur kurz im Verlauf des Nachmittags scheint. Der eine oder andere Fahrer sprach gar von einem «Blindflug», was etwas übertrieben war – für Marco Odermatt jedoch war der Super-G durchaus ein Rennen zum Wegschauen. 24. wurde der Führende im Gesamtweltcup, er sprach von einem Abschiffer, vom ersten Dämpfer in dieser bis anhin so fantastischen Saison. «Die Abstimmung war nicht ideal. Aber es ist für mich hier einfach immer schwierig, schnell zu sein», meinte er im SRF-Interview.
Erster und Zweiter war Odermatt in den ersten Super-Gs des Winters in Beaver Creek geworden. Diese jedoch waren prädestiniert für starke Techniker, die Aufgabe im Südtirol hingegen war auf die Abfahrer zugeschnitten. Doch ob drehender oder flott gesetzter Kurs – für den Norweger Aleksander Kilde scheint dies derzeit keine Rolle zu spielen. Wie im zweiten Rennen in den USA fuhr er auch in Gröden allen davon, er verwies die Österreicher Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr auf die Ehrenplätze.
Und wieder wird die Piste schneller
Wie Odermatt taten sich auch die anderen Riesenslalom-Spezialisten im Schweizer Team schwer; Loïc Meillard, Justin Murisier, Gino Caviezel, sie alle blieben ohne Punkte. Die helvetische Ehre retteten Beat Feuz und Stefan Rogentin mit den Rängen 4 und 5. Letzterer, der noch weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit fliegt und selbst szeneintern ein wenig beschriebenes Blatt ist, erreichte sein mit Abstand bestes Weltcupergebnis. Ziemlich baff sei er gewesen im Ziel, sagte der Bündner, der ganz nebenbei die Olympia-Limite für Peking erfüllte.
Feuz wiederum, vor zehn Jahren letzter Schweizer Sieger in Gröden, war trotz des knapp verpassten Podestplatzes sehr zufrieden. Die Saslong gehört nicht zu seinen Lieblingsstrecken, ganz im Gegenteil sogar, insofern kommt der starke Auftritt in seiner deutlich schwächeren Disziplin durchaus überraschend.
Feuz und Rogentin profitierten gewiss von der besseren Sicht, die Sonne drückte mit Fortdauer des Rennens an einigen Stellen durch. Diverse Athleten nutzten dies, wobei es nicht zu einem dieser krassen Umstürze im Klassement kam, für die Gröden fast schon legendär ist. 1993 etwa gewann der Liechtensteiner Markus Foser die Abfahrt mit Nummer 66.
Gerade Odermatts Nummer 9 aber erwies sich als suboptimal. Die Führung in der Super-G-Wertung verlor er denn auch an Mayer. Im Gesamtweltcup hingegen bleibt er vor dem Kärntner. Die Abfahrt vom Samstag wird er auslassen, er konzentriert sich auf die beiden Riesenslaloms vom Sonntag und Montag in Alta Badia. Noch vor dem Rennen hatte der Nidwaldner gesagt: «Es läuft momentan sehr vieles wie von alleine. Sehr vieles, aber nicht alles.» Wie wahr.
Kilde versteht fast nicht, wie gut es läuft
Doch zurück zu Sieger Kilde: Was der Freund von Mikaela Shiffrin derzeit in den Schnee zaubert, ist mehr als beachtlich. Und macht er so weiter, könnte gar er zum härtesten Konkurrenten Odermatts im Kampf um die grosse Kristallkugel werden. Der 29-Jährige hält bereits bei drei Saisonsiegen, die Ausbeute ist formidabel, umso mehr, weil sich Kilde erst vergangenen Januar das Kreuzband gerissen hatte. Die Pause habe er genutzt, um physisch noch stärker zu werden, meinte er unlängst. 2017 an der WM in St. Moritz wurde sein Oberschenkel-Umfang gemessen: 65 Zentimeter dick war er damals. «Nun bin ich nochmals kräftiger geworden. Deutlich kräftiger.» So wird er im Skizirkus denn auch als «Mister Oberschenkel» bezeichnet.
Beat Feuz nannte Kilde ein «Phänomen», Matthias Mayer sprach davon, dass die Wettquote für einen Kilde-Sieg in der Abfahrt wohl «historisch tief» sein werde. «Ich verstehe fast nicht, wie gut es momentan läuft», sagte Kilde seinerseits. «Aber ich habe Spass und grosses Selbstvertrauen.» In Gröden hat er bereits viermal gewonnen. Ohnehin wird die Gegend längst als norwegische Exklave bezeichnet: In den letzten zehn Jahren fuhren die «Elche» Aksel Svindal, Kjetil Jansrud und Kilde 23 Podestplätze heraus.
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