Unternehmer Milan RadoicicSerbisches Gericht lässt mutmasslichen Drahtzieher von Angriff in Kosovo frei
Milan Radoicic hat nur wenige Stunden in Untersuchungshaft verbracht. Er hatte zuvor seine alleinige Verantwortung für den Angriff eines serbische Trupps in Kosovo übernommen.

Einen Tag nach seiner Festnahme in Belgrad wurde der mutmassliche Drahtzieher des tödlichen Überfalls auf Polizisten in Kosovo, der Geschäftsmann Milan Radoicic, unter Auflagen wieder freigelassen. Ein serbisches Gericht lehnte am Mittwoch einen Antrag der Staatsanwaltschaft auf Untersuchungshaft ab. Radoicic wurde der Pass abgenommen und die Ausreise nach Kosovo untersagt. Zudem muss er sich zweimal monatlich bei den Behörden melden.
Radoicic hatte sich in einem offenen Brief dazu bekannt, die Gruppe angeführt zu haben, die vor mehr als einer Woche einen Polizisten in Kosovo erschossen hatte. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, darunter Bildung einer kriminellen Vereinigung, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit sowie Transport und Lagerung von Waffen und Munition in Kosovo, wies der kosovo-serbische Unternehmer jedoch zurück.
Bei dem Angriff auf eine Polizei-Patrouille am 24. September war ein Polizist getötet worden. Später verschanzten sich etwa 30 bewaffnete Männer in einem Kloster in dem Dorf Banjska. Drei Serben wurden bei Schusswechseln mit der Polizei getötet. Es war der schwerste Zwischenfall in der Region seit Jahren.
Im Kosovo ermittelt die Staatsanwaltschaft nach dem Vorfall wegen Terrorismusverdachts gegen Radoicic. Behördenangaben zufolge wurden Waffen für die Ausrüstung von «hunderten Kämpfern» beschlagnahmt. Die kosovarische Regierung wirft Serbien vor, hinter dem Angriff zu stecken, dessen Ziel eine «Annexion des nördlichen Kosovo» gewesen sei. Serbien wies die Anschuldigungen zurück.
Die überwiegende Mehrheit der 1,8 Millionen Bewohner des Kosovo sind ethnische Albaner. Hinzu kommen 120'000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben. 2008 hatte Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Belgrad erkennt diese jedoch nicht an.
Die Warnung aus Washington
Die USA warnten nach den Angriffen vor einer «grossen serbischen Militärpräsenz entlang der Grenze zum Kosovo» und forderten Belgrad auf, seine an der Grenze zum Kosovo stationierten Truppen abzuziehen. Washington und Berlin warnten vor einer Eskalation.
Serbien versicherte daraufhin am Montag, die Zahl der Soldaten an der Grenze sei wieder auf einem «normalen» Niveau. Generalstabschef Milan Mojsilovic erklärte mit Blick auf die Grenze zu Kosovo vor Medienleuten in Belgrad, die Zahl der Soldaten sei von 8350 auf 4500 verringert worden.
Die USA begrüssten die von Serbien vermeldete Reduzierung der Truppenstärke, gaben jedoch an, dies noch zu verifizieren. «Wir werden auf eine weitere Bestätigung warten. Aber wenn es stimmt, wäre das ein willkommener Schritt», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Montag.
Zugleich äusserte sich das US-Aussenministerium «weiterhin besorgt» über die zunehmenden Spannungen «und die sporadische Gewalt im Nordkosovo». Washington ermutige beide Seiten, «zum von der EU geförderten Dialog zurückzukehren».
AFP/fal
Fehler gefunden?Jetzt melden.