Nach Machtdemonstration in AdelbodenOdermatts Gegner kapitulieren – und hoffen auf sein Versprechen
Der Schweizer gewinnt und gewinnt, die Konkurrenz findet keine Antworten mehr. In den Köpfen der anderen Fahrer löst der Ausnahmeathlet gerade ziemlich vieles aus.
![Second placed Aleksander Aamodt Kilde of Norway and third placed Filip Zubcic of Croatia watch Marco Odermatt of Switzerland celebrate after winning the second run of the men's giant slalom race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Adelboden, Switzerland, Saturday, January 6, 2024. (KEYSTONE/Anthony Anex)](https://cdn.unitycms.io/images/96QnvPO9aV9Am43Pz1awL3.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=2EKziyHy8yg)
Zumindest etwas bereitet ihm dann doch noch Mühe. Marco Odermatt gibt ein Interview auf Französisch, er lässt sein jüngstes Husarenstück Revue passieren, mit dem ihm eigenen Nidwaldner Akzent und immer wieder mal auf der Suche nach der passenden Formulierung. Hat auf der Piste jeder Schwung gesessen, findet er nun nicht auf Anhieb jedes Wort. Und man erhält die Gewissheit: Selbst dieser Mann ist nicht absolut perfekt.
Wobei es im Riesenslalom schlichtweg nicht besser geht, als es der 26-Jährige Seriensieger vormacht. «Wenn wir beim Boxen wären, dann wäre er der Schwergewichtler, der uns Mittelgewichtler alle k. o. schlägt», sagt River Radamus, der als Vierter knapp zwei Sekunden auf Odermatt einbüsst, im zweiten Lauf aber tatsächlich einen Wimpernschlag schneller fährt und Laufbestzeit aufstellt. «Wie er das macht? Ich weiss es nicht», sagt der Amerikaner, «wir alle wissen es nicht. Wir wissen nur, dass er sich alleine in seiner eigenen Liga bewegt».
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«Er ist eigentlich nicht zu besiegen»
Odi hier, Odi da, Odi überall: Wieder fährt er die Konkurrenz in Adelboden in Grund und Boden, von seinen letzten 30 Rennen hat er 16 gewonnen, deren 25 auf dem Podest beendet. Im letzten Winter fragte der Franzose Blaise Giezendanner scherzhaft: «Wollen wir nicht eine Petition starten, dass Odermatt in einer anderen Kategorie fährt und so Platz für andere Fahrer auf dem Podest lässt?»
Bei der Konkurrenz löst Odermatt einen Mix aus Bewunderung, Ratlosigkeit und Irritation aus. Auf die Frage, ob er im Riesenslalom überhaupt zu schlagen ist, antwortet Manuel Feller: «Von mir sicher nicht. Wenn bei mir alles passt, dann fahre ich um Platz 2.» Er verpasst diesen Rang, weil er im Zielhang fast stillsteht und bergauf fahren muss. Odermatt sei ein Phänomen, sagt der Österreicher, «er ist eigentlich nicht zu besiegen, das wissen wir doch alle. Er kann sich nur selbst schlagen, indem er einen groben Fehler macht. Wobei: Er gewinnt ja auch dann, weil er nach Fehlern noch mehr riskiert und noch schneller wird.»
![Manuel Feller of Austria reacts after the second run of the men's giant slalom race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Adelboden, Switzerland, Saturday, January 6, 2024. (KEYSTONE/Anthony Anex)](https://cdn.unitycms.io/images/6fR-m41HqdI9kY_5KsSg4Y.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=zfr4KAG7W3Y)
Feller aber sieht einen Hoffnungsschimmer: «Odi hat mir versprochen, dass er nur noch zwei Jahre Riesenslalom fahren will und danach voll auf die Speed-Disziplinen setzt. Ich nehme ihn beim Wort, aber befürchte, dass es nur einer seiner vielen Scherze war.»
Kristoffersen krebst zurück
Ein wenig scheint es nach Odermatts x-ter Machtdemonstration im Zielraum, als hissten die Gegner die weisse Fahne. Selbst Henrik Kristoffersen, dessen Skifahrerleben seit jeher auf Sieg programmiert ist, lässt nach Platz 5 verlauten, an Siege sei im Riesenslalom derzeit kaum zu denken. Noch im Vorjahr redete er sich nach Platz 2 in Rage und kritisierte die Kurssetzer; er forderte sie auf, nur noch langsame, stark drehende Läufe zu setzen, die Odermatt weniger entgegenkommen. Nun korrigiert er sich: «Ich muss ehrlich sein: Marco fährt bei jeden Verhältnissen, bei jeder Kurssetzung magistral.»
Experten sagen, Odermatt demoralisiere die Konkurrenz schon vor dem Gang ins Starthaus. Auch Swiss-Ski-CEO Walter Reusser glaubt, dass die Siegesserie im Kopf der Gegner etwas auslösen dürfte. Er vergleicht es mit regelmässigen Veloausfahrten unter Kollegen. «Wenn der andere immer ein wenig schneller ist, wird dir bewusst: Du fährst sowieso hinterher. Dann akzeptierst du den Rückstand oder den 2. Platz. Erst recht, wenn der andere wie von einem anderen Stern fährt.»
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