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Meinung

Der Rauswurf des Boeing-Chefs war überfällig

Letztlich auch ein persönliches Debakel: Der von Boeing gefeuerte Konzernchef Dennis Muilenburg. (Reuters/John Gress/Archiv)
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Einmal angenommen, der bisherige Boeing-Chef Dennis Muilenburg wäre ein Musterbeispiel an Empathie und an Geschicklichkeit im Umgang mit anderen Menschen, dann wäre es vielleicht irgendwie vorstellbar gewesen, dass er seinen Job trotz des Desasters rund um die Boeing 737-Max hätte behalten können. Es gibt schliesslich auch Beispiele von Managern, die an Krisen gewachsen sind, Lufthansa-Chef Carsten Spohr etwa nach dem Absturz des Germanwings-Airbus' im Jahr 2015.

Muilenburg ist nun aber vollkommen zu Recht bei Boeing gefeuert worden. Er trägt zum einen als Konzernchef – zumindest politisch – die Verantwortung für die Max, auch wenn die Entwicklungsarbeiten vor seiner Zeit begannen. Muilenburg steht dabei für einen Kulturwandel bei Boeing, den viele innerhalb und ausserhalb des Unternehmens seit langem kritisieren.

Der Konzern wurde einst geleitet und kontrolliert von Ingenieuren, deren oberstes Interesse es war, möglichst gute und sichere Flugzeuge zu bauen. Das ist über Jahrzehnte gelungen. Bei Muilenburg ging es stärker als bei den meisten seiner Vorgänger um die Marge und den Aktienkurs. Diese Haltung hat den Rahmen gesetzt für falsche Prioritäten, die sich auch bei dem Max-Desaster auswirken. Muilenburg hat diesen Trend nicht ausgelöst, aber in seiner Amtszeit befördert.

Reizfigur für die Angehörigen der Opfer

Zum anderen war er ein furchtbarer Krisenmanager, weil er als kaltherzig rüberkam und irgendwie jeden Fehler machte, den er machen konnte. Für die Angehörigen der Opfer ist er schon lange zur Reizfigur geworden. Die Investoren hielten lange zu Boeing, doch zuletzt hat die Aktie etwa 20 Prozent verloren. Die Aufsichtsbehörden sind erbost, weil sie sich von Muilenburg unter Druck gesetzt fühlten und die Airlines in Rage, weil sie so lange auf ihre Flugzeuge warten müssen. Boeings Lieferanten fürchten die Folgen des Produktionsstopps.

Kurzum: Der Schritt war überfällig, auch als Signal. Muilenburgs Nachfolger David Calhoun ist seit zehn Jahren Mitglied des Verwaltungsrates und seit Oktober Vorsitzender des Gremiums. Er kennt sich aus bei Boeing.

Seine Aufgabe könnte nicht schwieriger sein: Er muss Vertrauen zurückgewinnen, die Firma stabilisieren und bald wichtige strategische Entscheidungen treffen. Leute, die ihn kennen, sagen, er sei eine gute Wahl. Besser wäre das: Boeings Zukunft hängt davon ab.