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Russische Grenzregion Kursk
Ausnahmezustand in russischem Gebiet – Ukraine rückt gemäss Militär­bloggern weiter vor

This handout photograph released by the Kursk Region Governov Alexei Smirnov in his Telegram channel shows damages in the town of Sudzha on August 6, 2024, caused by shelling from Ukranian forces in Russia's Kursk Region. Russia said on August 6, 2024 that it had repelled an attempted incursion by the Ukrainian army into the Kursk border region, after several operations of the same type claimed in recent months by a group of pro-kyiv fighters. According to the acting governor of the Kursk region, Alexei Smirnov, soldiers of the Ukrainian army carried out "breakthrough attempts" in the Sudzha and Korenevo districts. (Photo by Governor of Kursk Region / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / GOVERNOR OF KURSK REGION"  - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
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Russland erlebt mitten in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nun die schärfsten Gegenattacken seit Monaten aus dem Nachbarland – diesmal in seiner Grenzregion Kursk. Tausende Menschen sind auf der Flucht. Die aktuelle Lage in der Übersicht.

Wie reagieren die russischen Behörden auf den Angriff?

Übergangsgouverneur Alexej Smirnow verhängte den Ausnahmezustand und erhöhte den Schutz für das dortige Atomkraftwerk. «Die Region Kursk ist weiterhin mit einer schwierigen operativen Situation in den Grenzgebieten konfrontiert», teilte Smirnow bei Telegram mit. Er leite einen Operationsstab, der rund um die Uhr arbeite. Im benachbarten Gebiet Orjol traf unterdessen eine erste Gruppe von evakuierten Einwohnern des russischen Grenzgebiets ein.

Angaben des russischen Gesundheitsministeriums zufolge wurden durch ukrainischen Beschuss im Kursker Gebiet über 30 Menschen verletzt. Davon seien mindestens 19 zur Behandlung in Krankenhäuser eingeliefert worden. Unter den Verletzten ist auch der bekannteste Kriegskorrespondent des russischen Fernsehens, Jewgeni Poddubnyj. Das Staatsfernsehen meldete, er werde in einem örtlichen Krankenhaus behandelt. Medienberichten zufolge erlitt er infolge eines Drohnenangriffs starke Verbrennungen.

Ist das Atomkraftwerk Kursk gefährdet?

Die russische Nationalgarde verstärkte den Schutz für das Atomkraftwerk Kursk, das vier Blöcke und eine Leistung von fast zwei Gigawatt hat und sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt befindet. Ausserdem seien zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, teilte die Behörde mit. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich in aller Regel nicht unabhängig überprüfen.

Wie weit sind die ukrainischen Truppen vorgedrungen?

Am Mittwoch hatten ukrainische Truppen unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht. Russischen Angaben nach sind gut 1000 ukrainische Soldaten an der Operation beteiligt. Unbestätigten Berichten zufolge seien sie dabei bis zu 15 Kilometer in Richtung des Atomkraftwerks vorgedrungen.

Unmittelbar hinter der Grenze könnte damit auch die Gasmessstation Sudscha unter ukrainische Kontrolle geraten sein. Über diese läuft der Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine und weiter in die Slowakei und nach Österreich. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union transportiert.

Ein auf ukrainischen Kanälen verbreitetes Video zeigte zudem angeblich im Gebiet Kursk rund 20 gefangen genommene russische Grenzsoldaten. Unabhängig bestätigen liessen sich die Aufnahmen nicht.

Russische Militärblogger sprachen am Donnerstag davon, dass der Vormarsch weitergehe und elf Ortschaften unter Kontrolle der Ukrainer seien. Die Angaben sind nicht offiziell bestätigt.

Unterdessen orderte die Ukraine die Evakuierung von 6000 Menschen aus dem Grenzgebiet zu Kursk an. «Ich habe gerade den Befehl zur Zwangsevakuierung von 23 Siedlungen in fünf Gemeinden in der Region Sumy unterzeichnet», teilte Regionalgouverneur Wolodimir Artjuch mit.

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Was sagt Kiew?

Aus Kiew gab es keine Reaktion zu den russischen Vorwürfen. Schon zuvor drangen immer wieder Kämpfer von ukrainischer Seite über die Grenze auf russisches Staatsgebiet vor. Besonders betroffen war im vergangenen Jahr die Region Belgorod, wo es massive Zerstörungen, Tote und Verletzte gab. Auch dort flüchteten viele Menschen. Russische Militärs werteten den neuen Angriff wie schon frühere Attacken als Verzweiflungstat der ukrainischen Streitkräfte, um von den Niederlagen im eigenen Land abzulenken.

An image taken from a handout footage released by the Russian Defence Ministry on August 6, 2024, shows Russian drone attack on Ukrainian armoured vehicles outside the town of Sudzha, Kursk Region, on August 7, 2024. Ukraine lobbed missiles and drones at Russia's southwest region of Kursk overnight, the local governor said Wednesday, a day after pro-Kyiv forces stormed across the border with tanks and armoured vehicles. (Photo by Russian Defence Ministry / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / RUSSIAN DEFENCE MINISTRY"  - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte erst die Berichte zu anhaltenden Kampfhandlungen, als schon russische Militärblogger auf die ernste Lage hingewiesen hatten. Sie hatten gemeldet, bis zu elf Ortschaften seien unter Kontrolle ukrainischer Soldaten. Dafür gab es keine offizielle Bestätigung.

Der Korrespondent des russischen Staatsfernsehens Alexander Sladkow etwa meldete, der Gegner sei zehn Kilometer weit auf russisches Gebiet vorgedrungen.

Wie schätzen Experten und Militärbeobachter die Lage ein?

Die Militärblogger kritisierten auch, dass Putin mit seiner Bewertung, es handle sich um eine Provokation, oder die Einstufung als Terroranschlag, den Ernst der Lage herunterspiele. Sie forderten einen harten und entschlossenen Gegenschlag.

Militärbeobachter meinten, die russischen Truppen seien in der Grenzregion nur schwach aufgestellt gewesen, weshalb die ukrainischen Kämpfer es leicht gehabt hätten, dort einzudringen. Militärbeobachter gehen davon aus, dass die Ukraine mit den Attacken versucht, russische Truppen in ihrem Vormarsch zu stoppen. Die russischen Streitkräfte hatten zuletzt ein grösseres Gebiet in der Ukraine eingenommen. Die ukrainischen Truppen mussten zurückweichen. Sie sind seit Monaten in der Defensive.

Wie geht es im Krieg in der Ukraine weiter?

Das ukrainische Militär erwartet unterdessen eine Intensivierung der Kämpfe im ostukrainischen Gebiet Charkiw. «Der Gegner setzt Artillerie, Mörser und Mehrfachraketenwerfer ein, was von der Absicht des Feindes zeugen kann, aktive Sturmhandlungen zu beginnen», teilte die in dem Gebiet aktive ukrainische Armeegruppierung bei Telegram mit. Besonders betreffe das die Region um die seit Mai umkämpfte grenznahe Stadt Wowtschansk.

Auch im Gebiet Donezk wurde von weiterhin starken Kämpfen vor allem um die Stadt Torezk und die Ortschaft Nju-Jork (New York) berichtet. Ein von ukrainischen Militärbeobachtern registrierter ukrainischer Rückzug östlich von Nju-Jork wurde bisher nicht offiziell bestätigt.

SDA/DPA/AFP/fem/oli