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Mordfall in der Karibik
US-Schokomogul soll Paar auf Dominica wegen Streits um Strasse ermordet haben

Auf Dominica wurde das kanadische Paar Daniel Langlois (66) und Dominique Marchand (58) in ihrem ausgebrannten Auto entdeckt. Ihr Nachbar soll sie wegen eines Streits um die Benutzung der Strasse zu ihrem Öko-Resort mutmasslich ermordet haben.
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Die Karibikinsel Dominica ist derzeit Schauplatz eines internationalen Mordfalls. Der US-Schokomogul Jonathan Lehrer und sein mutmasslicher Komplize wurden festgenommen und in der Hauptstadt Roseau einem Richter vorgeführt. Ihnen wird vorgeworfen, den kanadischen Unternehmer Daniel Langlois und seine Partnerin Dominique Marchand ermordet zu haben.

Das zuvor vermisste Paar wurde in seinem komplett ausgebrannten Auto gefunden. Die Leichen waren so schwer verbrannt, dass die Polizei sie kaum identifizieren konnte. Das Auto wurde in der Nähe des von Langlois und Marchand betriebenen Öko-Resorts Coulibri Ridge entdeckt. Die verdächtigten Männer wurden auf einem benachbarten Grundstück festgenommen, welches möglicherweise auch ein Tatort sei, wie die Ermittler mitteilten.

Die Hotelanlage Coulibri Ridge steht für grünes Luxusreisen und wurde 2022 eröffnet. Es gewann auf Anhieb mehrere Preise, darunter die Auszeichnung für «das grünste Resort der Welt». Die Zugangsstrasse zum Resort führt vom Ort Soufrière her über das Land des US-Schokomoguls Jonathan Lehrer und seine Kakaoplantage Bois Cotlette. Wie lokale Medien berichten, gab es um die Benutzung dieser Strasse seit Jahren einen heftigen Streit. Lehrer betrachtete die «Morne Rouge Public Road» als seine Privatstrasse, deren Benutzung er den Kanadiern verbieten wollte.

Streit um Strasse eskalierte komplett

2018 blockierte der US-Amerikaner die Strasse mit Steinen und Metallstangen und hob einen Graben aus. Der Weg zum Öko-Resort war damit über Wochen gesperrt, wonach Langlois und Marchand ihren Nachbarn anklagten. Der Fall landete schliesslich vor dem obersten Gericht von Dominica. Dieses entschied 2019, dass die Strasse von den Steuerzahlern der Karibikinsel bezahlt wurde und somit öffentlich ist. Offenbar war der Streit damit aber nicht beendet, Lehrer störte sich weiter an den Fahrten über sein Land, wie sein Vater dem «Journal de Montréal» sagt. In letzter Zeit habe er aber diesbezüglich nichts mehr gehört.

Das Gericht ordnete auch eine Mediation zwischen den Parteien an und prüfte den Bau einer alternativen Zugangsstrasse zum Öko-Resort. Es beschränkte sich dann aber darauf, dem kanadischen Paar, seinen Angestellten und Gästen unbeschränkten Zugriff auf die Strasse zuzusichern.

Spezialist für 3-D-Effekte in den 90er-Jahren

Somit konnten Daniel Langlois und seine Partnerin ihr Projekt weiterführen, das durch den Hurrikan Maria 2017 verzögert wurde. Ihre Anlage erlitt dabei kaum Schaden, aber sie halfen mit ihrem Wissen und Ressourcen der Bevölkerung der Insel beim Wiederaufbau. Langlois und seine Partnerin gründeten dafür eine Non-Profit-Organisation und waren auf der ganzen Insel für ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft beliebt.

Sie eröffneten die Coulibri Ridge schliesslich im Oktober 2022 nach 15-jähriger Bauzeit. Für den kanadischen Film-Pionier war das Öko-Resort ein Hauptprojekt seiner zweiten Karriere, nachdem er zuvor in der Filmindustrie erfolgreich war. Er gründete 1986 die Animationsfirma Softimage und machte sich in den 90er-Jahren einen Namen mit 3-D-Spezialeffekten.

Die Software wurde beispielsweise für «Terminator 2» (1991), «Jurassic Park» (1993), «The Mask» (1994), «Jumanji» (1995), «Independence Day» (1996), «Titanic» (1997) oder «Matrix» (1999) eingesetzt. «Sein Beitrag zur Welt des Kinos ist unermesslich», schrieb die kanadische Filmbehörde NFB auf der Plattform X. Langlois verkaufte Softimage 1994 für 200 Millionen Dollar an Microsoft.

Nachhaltige Selbstversorgung umgesetzt

Nach einigen Projekten ausserhalb der Filmindustrie forschte Langlois mit seinem Öko-Resort Coulibri Ridge nun an Möglichkeiten der Selbstversorgung für abgelegene Orte. So tüftelte er jahrelang an den richtigen Komponenten für die Anlage. Coulibri Ridge verfügt heute über fast 300 Solarpanels und zwei Windräder, die für genügend Strom sorgen, zudem über grosse Batteriespeicher. Das Regenwasser wird gesammelt und mit speziellen Verfahren vor Ort gefiltert, als Trinkwasser und für die Pools. Das Resort verfügt über ein eigenes Klärsystem für Abwasser.

Luftaufnahme des Öko-Resorts Coulibri Ridge, das über eine unabhängige und eigenständige Produktion für Strom, Wasser und Abwasser verfügt. Das Baumaterial ist recycelt oder stammt aus der Region.

Das Material für die hurrikansicheren Suiten ist entweder recycelt oder stammt aus Dominica. Die Anlage hat einen eigenen Garten und einen kleinen Bauernhof, zusammen mit Lieferungen von unabhängigen Landwirten stammen bis zu 80 Prozent der Nahrungsmittel aus der Region. Anfang November erhielt Langlois von der Regierung von Dominica einen Orden für seine nachhaltige Forschung und seine Projekte.

Wie es mit dem Resort nun weitergeht, ist ungewiss, die lokalen Angestellten bangen um ihre Zukunft, weshalb es vor dem Gerichtshaus zu Demonstrationen kam. Die Kakaoplantage Bois Cotlette ist «vorübergehend geschlossen».

SDA/anf