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Mord von Annecy: War der Radfahrer das eigentliche Ziel?

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Beobachter gehen davon aus, dass das brutale Vorgehen auf professionelle Killer schliessen lässt, die sichergehen wollten, dass keine Zeugen überleben: Gendarmen bewachen den Zugang zum Tatort.
Unklar ist, ob dieser Mann auch der Täter ist: Das Phantombild, das die französische Polizei veröffentlichte. (4. November 2013)
Die Tat sei noch nicht geklärt: Eric Maillaud, Staatsanwalt der Stadt Annecy, spricht vor den Medien. (19. Februar 2014)
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Die Opfer des mysteriösen Vierfach-Mordes auf einem Parkplatz bei Annecy sind offenbar alle durch Kopfschüsse getötet worden. Der Staatsanwalt von Annecy, Eric Maillaud, sagte dies gegenüber dem Fernsehsender TF1. «Und alle wurden von mindestens einer Kugel im Kopf getroffen», so Maillaud. Eine Autopsie der Leichen werde mehr Klarheit bringen.

Derweil spekuliert man in Frankreich und Grossbritannien über mögliche Motive des Mordes. Die Polizei will sich in ihren Ermittlungen nicht nur auf die getötete Familie beschränken, sondern auch anderen Spuren nachgehen. So hat Inspektor Benoît Vinneman kürzlich verlauten lassen, dass der ermordete Radfahrer in der Nuklearindustrie gearbeitet habe. Es könne deshalb auch sein, dass er das eigentliche Ziel des Anschlages gewesen war – und die Familie einfach am falschen Ort zur falschen Zeit war.

Doch noch immer konzentrieren sich die Ermittlungen auf die ermordete Familie und insbesondere auf den Familienvater. Ingenieur Saad al-Hilli sollen vor seiner Abreise nach Frankreich Sorgen geplagt haben. Er habe ihm mehrmals anvertraut, dass er Angst habe, erzählt Jack Saltman, al-Hillis Nachbar in Claygate, dem «Telegraph». «Er kam zu mir herüber und bat mich, ein Auge auf sein Haus zu werfen», so Saltman. Dann habe al-Hilli etwas gesagt, das ihn beunruhigt habe. Mehr wollte der Nachbar gegenüber der Presse jedoch nicht verraten. Er habe es der Polizei erzählt, diese müsse nun schauen, ob die Information relevant sein könnte.

Erbschaftsstreit und Beschattung

Laut der englischen Zeitung schliessen die französischen Behörden einen Auftragsmord nicht aus. Die Kopfschüsse und die fehlenden Einschusslöcher in der Karosserie des Familienautos deuteten darauf hin. In der britischen Presse vermutete man, dass möglicherweise eine Familienfehde zum Tod der vier Menschen geführt hat. Saad al-Hilli soll vor kurzem mit seinem Bruder in einen erbitterten Streit um ein Erbe verwickelt worden sein. Dabei gehe es um eine Summe von über 1,2 Millionen Euro, berichtet der «Mirror». Ein Familienfreund der al-Hillis meinte gegenüber der Zeitung: «Saad erzählte mir, dass er in einen Streit verwickelt wurde, bei dem es um eine Menge Geld geht, und dass er Anwälte eingeschaltet hat.» Die Behörden in Annecy wollen dieser Sache nachgehen. Staatsanwalt Eric Maillaud meinte gegenüber der Presse: «Diese Information scheint seriös zu sein, sie wurden von der britischen Polizei bestätigt.»Der Bruder müsse nun «sehr lange» befragt werden. Zugleich warnte Staatsanwalt Maillaud, voreilige Schlüsse zu ziehen.

Auch eine Verbindung zu al-Hillis Vergangenheit wird mittlerweile als Hintergrund für den Mord gehandelt. Saad al-Hilli war in Bagdad geboren worden und floh mit seinen Eltern in den 1970ern vor Saddam Husseins Baath-Partei nach England. Zuvor hatte sich sein Vater Kadhim offenbar mit der Partei zerstritten, will das Boulevardblatt «Daily Mail» wissen. Flucht sei für ihn die einzige Möglichkeit gewesen, seiner Familie Sicherheit zu bieten.

Ein weiterer Nachbar der irakischstämmigen Familie berichtet der «Daily Mail», Saad al-Hilli sei während längerer Zeit beschattet worden. Kurz nach Beginn des zweiten Irakkriegs 2003 habe ihn die Polizei angefragt, ob man seinen Vorplatz als Standort benützen dürfe. Von da an hätten regelmässig zwei Personen in einem Auto das Haus des Ingenieurs beobachtet.

Töchter in Behandlung

Am Mittwoch waren Saad al-Hilli, seine Frau und seine Mutter erschossen in ihrem Wagen auf einem Waldparkplatz bei Annecy entdeckt worden. Ein toter Radfahrer sowie die schwerverletzte Tochter der al-Hillis lagen neben dem Wagen der Familie. Die zweite Tochter hatte sich im Fond des Autos unter zwei Leichen versteckt und wurde erst nach mehreren Stunden von der Polizei entdeckt. Das sieben- und vierjährige Kind werden derzeit in unterschiedlichen Spitälern behandelt. Bisher konnten sie nicht vernommen werden.

mit Material von AFP/kpn